Eine neue Bilanz zeigt: Österreicher sind Raser. 2007 setzte es deshalb 3,8 Millionen Anzeigen, Länder und Polizei cashten rund 150 Millionen Euro ab.
Österreich wird vom Verkehr überrollt – und das auch noch rasant. Denn die Blechlawine auf unseren Asphaltpisten ist viel zu schnell unterwegs. Das zeigt die aktuelle Verkehrsüberwachungsbilanz.
Volkssport Rasen
Die Statistik dokumentiert, wegen welcher
Übertretungen Autofahrer im vergangenen Jahr zur Kasse gebeten wurden. Das
verblüffende Ergebnis: In allen Deliktgruppen gab es Zuwächse im Vergleich
zur Vorjahrsbilanz (siehe Tabelle unten). Kopfzerbrechen bereitet
Verkehrsexperten vor allem der neue Volkssport: das Rasen. Im Jahr 2007
wurden satte 3,8 Millionen Strafmandate wegen Geschwindigkeitsübertretungen
ausgestellt – genau 40 Prozent mehr als 2006.
Mehr Drängler
Auch bei den Anzeigen im Zusammenhang mit der
Kindersitzpflicht gab es ein dickes Plus von 18 Prozent. Ähnlich hoch der
Anstieg bei einem Phänomen, das laut einer Studie neun von zehn Lenkern am
meisten nervt: drängelnde Verkehrsteilnehmer. Insgesamt wurden im
vergangenen Jahr 43.506 Drängler angezeigt (plus 18,2 Prozent).
Fetter Umsatz
Erschreckende Zahlen – die bei den Behörden für
klingelnde Kassen sorgen. „Voraussichtlich fließen rund 30 Millionen Euro an
das Innenministerium“, rechnet Otmar Bruckner, Verkehrsexperte im
Ministerium, vor. Der Exekutive stehen 20 Prozent der „Einnahmen“ durch
Strafen wegen Geschwindigkeits-, und Alkoholdelikten zu. Der Rest (also
stolze 120 Millionen Euro) fließen an die Straßenerhalter: Asfinag, Länder
und Gemeinden.
Abzockerei
Eine wichtige Einnahmequelle also – und genau da
setzen Kritiker an: Durch die Optimierung der Überwachung – Section Control,
Digital-Radar – würde vor allem die Zahl der Anzeigen in die Höhe getrieben,
so Hugo Haupfleisch vom ÖAMTC: „Es besteht Abzocker-Verdacht“, so der
Experte. Denn: Kontrolliert werde vor allem, wo zu schnell gefahren wird –
doch zu wenig an häufigen Unfall-Schauplätzen. Zudem würden Radar-Boxen
meist versteckt statt – präventiv – deutlich sichtbar eingesetzt.
Alkohol
Bei Suff am Steuer greift die Prävention besser: Obwohl
die Alk-Kontrollen 2007 um 37 Prozent erhöht wurden, stieg die Zahl der
Anzeigen hier nur leicht (2,5 Prozent). Dazu Kritiker Haupfleisch:
„Entscheidend sind allerdings die Alk-Unfälle. Und da geht der Trend leider
stark nach oben.“