"Abzockerei"

Mehr Anzeigen gegen Raser und Drängler

29.01.2008

Eine neue Bilanz zeigt: Österreicher sind Raser. 2007 setzte es deshalb 3,8 Millionen Anzeigen, Länder und Polizei cashten rund 150 Millionen Euro ab.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Österreich wird vom Verkehr überrollt – und das auch noch rasant. Denn die Blechlawine auf unseren Asphaltpisten ist viel zu schnell unterwegs. Das zeigt die aktuelle Verkehrsüberwachungsbilanz.

Volkssport Rasen
Die Statistik dokumentiert, wegen welcher Übertretungen Autofahrer im vergangenen Jahr zur Kasse gebeten wurden. Das verblüffende Ergebnis: In allen Deliktgruppen gab es Zuwächse im Vergleich zur Vorjahrsbilanz (siehe Tabelle unten). Kopfzerbrechen bereitet Verkehrsexperten vor allem der neue Volkssport: das Rasen. Im Jahr 2007 wurden satte 3,8 Millionen Strafmandate wegen Geschwindigkeitsübertretungen ausgestellt – genau 40 Prozent mehr als 2006.

Mehr Drängler
Auch bei den Anzeigen im Zusammenhang mit der Kindersitzpflicht gab es ein dickes Plus von 18 Prozent. Ähnlich hoch der Anstieg bei einem Phänomen, das laut einer Studie neun von zehn Lenkern am meisten nervt: drängelnde Verkehrsteilnehmer. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 43.506 Drängler angezeigt (plus 18,2 Prozent).

Fetter Umsatz
Erschreckende Zahlen – die bei den Behörden für klingelnde Kassen sorgen. „Voraussichtlich fließen rund 30 Millionen Euro an das Innenministerium“, rechnet Otmar Bruckner, Verkehrsexperte im Ministerium, vor. Der Exekutive stehen 20 Prozent der „Einnahmen“ durch Strafen wegen Geschwindigkeits-, und Alkoholdelikten zu. Der Rest (also stolze 120 Millionen Euro) fließen an die Straßenerhalter: Asfinag, Länder und Gemeinden.

Abzockerei
Eine wichtige Einnahmequelle also – und genau da setzen Kritiker an: Durch die Optimierung der Überwachung – Section Control, Digital-Radar – würde vor allem die Zahl der Anzeigen in die Höhe getrieben, so Hugo Haupfleisch vom ÖAMTC: „Es besteht Abzocker-Verdacht“, so der Experte. Denn: Kontrolliert werde vor allem, wo zu schnell gefahren wird – doch zu wenig an häufigen Unfall-Schauplätzen. Zudem würden Radar-Boxen meist versteckt statt – präventiv – deutlich sichtbar eingesetzt.

Alkohol
Bei Suff am Steuer greift die Prävention besser: Obwohl die Alk-Kontrollen 2007 um 37 Prozent erhöht wurden, stieg die Zahl der Anzeigen hier nur leicht (2,5 Prozent). Dazu Kritiker ­Haupfleisch: „Entscheidend sind allerdings die Alk-Unfälle. Und da geht der Trend leider stark nach oben.“

Zur Vollversion des Artikels