Am Sonntag mussten insgesamt 96 Wohnungen geräumt werden.
Die Mieter eines evakuierten Hauses in Wien-Leopoldstadt können aufatmen: Es besteht keine Einsturzgefahr, das Gebäude auf der Machstraße wurde von den Sachverständigen bereits am Montag wieder freigegeben, eine Straßensperre aufgehoben. Zunächst hatte es geheißen, es bleibe bis zur weiteren Überprüfung am Dienstag gesperrt. 96 Wohnungen waren wegen plötzlich aufgetretener Rissen im Mauerwerk der Obergeschoße geräumt worden.
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Evakuierung
In den Mittagsstunden am Pfingstsonntag haben
Parteien die Bildung von Rissen gemeldet. Die Feuerwehr stieß bei der
Erkundung auf Türen, die sich plötzlich nicht mehr vollständig schließen
ließen, auf schwer zu öffnende Fenster, große Risse in der Mittelmauer und
im Deckenbereich. Außerdem waren laut Einsatzbericht Rieselgeräusche in
einer Mauer zu hören. Grund dürften eine Baustelle in der Nähe sowie die
starken Regenfälle der vergangenen Tage gewesen sein, durch die der
Untergrund instabil wurde. In Rücksprache mit Technikern wurde die
Evakuierung angeordnet.
Risse nicht gefährlich
Mit sogenannten Glasspionen wurde
geprüft, ob sich die Risse in dem 50 Jahre alten achtstöckigen Gebäude
verändern. Dabei handelt es sich um dünne Glasplatten, die so angebracht
sind, dass sie bersten, wenn ein Riss größer wird. Die "Spione" haben über
Nacht keine Veränderungen gezeigt. Die Risse entstanden nur in den baulich
vorgesehenen Fugen, hieß es am Montag. Auch der Kellerfußboden zeigte keine
Veränderung, die Standfestigkeit ist demnach gewährt. Die Fugen müssen nun
"mittels Unterstellung gesichert werden, um herabfallende Putzteile zu
verhindern", berichtete die Rathauskorrespondenz.
Große Aufregung
Die Evakuierung hatte für großes Aufsehen
gesorgt. Mehrere bettlägerige und gehunfähige Mieter wurden von der Rettung
in umliegende Spitäler gebracht. Ältere und gebrechliche Personen, die
keiner Betreuung im Krankenhaus bedurften, kamen vorläufig in der
Hauptfeuerwache unter. Sie wurden in Containern erstversorgt und von den
Beamten verpflegt. Schließlich brachte ein Feuerwehrfahrzeug die Evakuierten
in Ersatzquartiere in verschiedenen Hotels.
In unmittelbarer Nähe des Gebäudes befindet sich eine Großbaustelle der Fernwärme. Nach Angaben des Permanenzingenieurs der Stadt Wien wurde an dieser Stelle eine Grube mit einem Durchmesser von sieben bis acht Metern und einer Tiefe von 25 Metern ausgehoben. Heftige Niederschläge könnten Sand aus der Grube weggeschwemmt haben, dadurch kam es zu einer Senkung. Oder anders ausgerückt: "Der Grund um die Baugrube wurde instabil", erklärte der Fachmann.
Eine Baufirma begann, die Grube bis auf Höhe des Grundwassers zu fluten und mit Aushubmaterial zu füllen, um einen statischen Gegendruck herzustellen. Um den Vorgang zu beschleunigen, half die Feuerwehr mit 16 Schläuchen aus. Diese Maßnahme drückt den Sand in die Gegenrichtung und stabilisiert so das Fundament.