Um 80.000 Euro
Missbrauchs-Opfer klagen die Kirche
19.03.2010
Im Verein „Opfer kirchlicher Gewalt“ fordern Betroffene nun Entschädigung von der katholischen Kirche.
Es war nur eine Frage der Zeit: Erstmals haben sich jetzt Missbrauchs-Opfer aus ganz Österreich zusammengeschlossen, um gemeinsam rechtliche Schritte gegen die katholische Kirche zu unternehmen – das berichtet der Standard. Konkret wurde der Verein „Opfer kirchlicher Gewalt“ gegründet, um Klage einbringen zu können. Derzeit hat der neue Verein zehn Mitglieder.
Hunderte wollen beitreten
Man kann aber davon ausgehen, dass sich
Hunderte Opfer anschließen werden. Auch Michael S., der in ÖSTERREICH über
seine Peinigungen im Internat von Kremsmünster berichtete
(Donnerstag-Ausgabe), überlegt eine Klage. Der Wiener Anwalt der Opfer,
Werner Schostal: „Der Hintergrund ist ein rechtlicher. Entweder die
Mitglieder treten ihre Ansprüche an den Verein ab und es gibt eine
Sammelklage. Oder die Einzelpersonen klagen nebeneinander.“
Schostal strebt zuerst eine außergerichtliche Einigung an – und die hat es in sich. „Wir lassen uns nicht mit 20.000 Euro abspeisen. Das wäre schlicht und einfach lächerlich. Was diesen Leuten widerfahren ist, ist Wahnsinn. Das muss der Kirche Geld wert sein. Im Fall eines jahrelangen Missbrauchs sind 80.000 Euro angemessen“, so Schostal im Standard.
Geht die Kirche jedoch nicht auf seine Forderungen ein, droht ein Prozess. Die Klage würde sich primär gegen die Schädiger, aber auch gegen die katholische Kirche richten. Konkret hat der Verein auch eine Klage gegen den Eisenstädter Bischof Paul Iby und den Grazer Altbischof Johann Weber vorbereitet. Dazu Anwalt Schostal: „Die besten Chancen rechne ich mir aber beim unmittelbaren Schädiger aus. Spannend wird da die Frage der Verjährung.“ Er geht davon aus, dass bei den Hunderten Opfern auch welche dabei sind, deren Fälle nicht verjährt sind.