In einer Blitzaktion nahm die polnische Polizei einen der beiden mutmaßlichen Mörder von Umar Israilov fest. Erhebungen bestätigen: Es war ein Polit-Mord.
Am Sonntag gab die polnische Polizei ihren beachtlichen Fahndungserfolg bekannt: Demnach konnte die Anti-Terror-Einheit bereits am Donnerstag einen der beiden Hauptverdächtigen – die am 13. Jänner den tschetschenischen Regimekritiker Umar Israilov auf offener Straße erschossen haben – in dem kleinen Dorf Okuniew bei Warschau ausmachen.
Dort hatte sich der 31-jährigen Tschetschene Turpal-Ali J. mit seiner Frau und einem Freund in einem Hotel verschanzt. Polizeisprecher Pawel Wojtunik: „Wir wussten, dass er verzweifelt und brandgefährlich ist und über Waffen und Sprengstoff verfügt. Es musste also blitzschnell gehen.“
Keine Gegenwehr
Dutzende schwer bewaffnete Beamte umstellten das
Hotel, bis der Befehl „Zugriff“ erfolgte. Turpal-Ali wurde auf dem Flur
überwältigt – der Hauptverdächtige im Mordfall Israilov hatte keinen Atemzug
lang Zeit für Gegenwehr. Der „Exekutor von Wien“ (wie ihn polnische Medien
nennen) wurde verhaftet. Die Frau und der Freund wurden ebenfalls
festgenommen, nach der Befragung aber wieder freigelassen. Sie dürften mit
der Hinrichtung in Wien nichts zu tun haben.
Ob Turpal-Ali J. tatsächlich die Todesschüsse von Wien abgegeben hat oder der zweite noch flüchtige Komplize (der den Behörden ebenfalls namentlich bekannt ist und gegen den ein Haftbefehl besteht), steht noch nicht endgültig fest. Der Sprecher des Innenministeriums in Wien, Rudolf Gollia: „Wir gehen aber davon aus, dass der Verhaftete einer der beiden Haupttäter ist.“
DNA-Spur
Eine große Rolle dürfte dabei die nahe dem Fluchtauto in
Wien am 13. Jänner sichergestellte Army-Jacke spielen. Wie ÖSTERREICH
aufdeckte, wurden im Bereich des Kragens und der Kapuze Hautabrieb- und
damit DNA-Spuren entdeckt. Dass der Polizeischlag in Polen zwei Tage lang
nicht kommuniziert wurde, könnte auch damit zusammenhängen, dass zunächst
eine Speichelprobe von Turpal-Ali mit den Spuren von dem Military-Anorak
abgeglichen wurde. Ein entsprechender Treffer würde den Verhafteten extrem
belasten. Der 31-Jährige sitzt derzeit in Auslieferungshaft in Polen und
könnte schon in den kommenden Tagen nach Wien überstellt werden. Ein
diesbezügliches Ansuchen der heimischen Justiz an Warschau wurde schon
gestellt.
Polit-Mord
Brisant sind indes Aussagen polnischer Ermittler: Sie
berichten von Informationen, wonach der Festgenommene „Verbindungen zu
tschetschenischen oder russischen Sicherheitskräften“ habe. Ein polnischer
Kriminalist zum TV-Sender TVP: „Für uns steht fest, dass der Mord an
Israilov eindeutig politisch motiviert war.“ Das widerspricht Aussagen
höchster Polit-Kreise in Wien, dass die Hinrichtung auch ein
Mafia-Verbrechen oder eine Banden-Fehde gewesen sein könnte. Ob und wie
Tschetscheniens Rambo-Präsident Ramzan Kadyrov (32) in die Causa involviert
ist, könnten die Aussagen von Turpal-Ali erhellen – falls der Mann
tatsächlich redet ...