Mutter erstochen

Tagebuch: "Schneide ihr Hals durch"

14.09.2010

Angelika (14) kündigte Bluttat an ihrer Mutter im Internet an.

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Sie liebte ihre Hasen und hasste sich selbst. In Internet-Blogs beschrieb Angelika, wie der Hass zur Mutter, die sie schlug, immer größer wurde. Ganz offen formulierte sie Mordfantasien.

Es sind Zeilen, die erschüttern. In zahlreichen Internet-Blogs ließ Angelika der Wut gegenüber der Mutter freien Lauf. Sie kündigte sogar den Mord an. Aus Berechnung oder weil ihr Zorn ein Ventil suchte? Fakt ist: Niemand hat die tickende Zeitbombe erkannt.
 

Das sind die wichtigsten Passagen aus ihren Internet-Blogs:

2. 11. 2008: Sie beschreibt, wie sie sich verstümmelt

Schon der erste Eintrag, der schockiert: Anfang November 2008 skizziert Angelika in einem Blog, wie schlecht es ihr geht. Sie beschreibt, wie sie sich selbst verstümmelt und dass sie sterben will.
"Ich bin eigentlich freundlich, aber nicht brav. Ich bin eine Pessimistin, das sagt jeder zu mir, ich es mir manchmal auch. Die Schule verfluche ich. Jeder Trottel sagt, ich stinke, und ich weiß nicht was noch. Ich weine unauffällig. Wenn ich heimgehe, dann heule ich und schreie, dass das Leben scheiße ist. Dann schließe ich mich in der Toilette oder im Bad ein, nehme die Schere und fahre mit ihr so richtig über den Arm. Ich weiß, es ist selbstverletzend, aber ich kann nichts dafür. Seit ich ein Kind war, habe ich mich selbst verletzt, es beruhigt mich einfach. Ich habe zwar vernarbte Arme, aber ich erzähle, dass ich es vom Kaninchen habe. Ich habe einfach alles satt. Was wünsche ich mir? Dass ich sterbe …"

4. 11. 2008: Harte Worte gegen die Mutter im Internet

Zwei Tage später: Der tiefe Konflikt zu ihrer Mutter wird offenbar. Eigentlich müssten jetzt alle Alarmglocken läuten …
"Ich habe sie beschimpft und angeschrien, dass sie eine Hure, eine F**** und eine Schlampe ist (nichts Neues bei mir). Danach ist sie noch mehr ausgerastet, und sie hat mich verprügelt. Es tut einfach gar nicht mehr weh, ich spürte es nicht, weil ich es gewohnt bin. Ich bin dann raus aus dem Haus und mir wurde klar: Es ist wirklich besser, von zu Hause wegzulaufen, als dort bei ihr zu sein. Jetzt ist wieder Ruhe. Ich bin gespannt, wie lange es so bleiben wird. Ich bin immer bleich wie die Wand. Daran ist echt die Sch*** Mutter schuld."

10. 11. 2008: Sie kündigt die Bluttat im Web offen an

Nur sechs Tage später: Der Hass gegenüber der Mutter entlädt sich. Erstmals formuliert Angelika Mordfantasien:
"Heute hab ich zu Hause wieder mit meiner Mutter gestritten. Sie hat mich dauernd gefragt, wann ich endlich die Wäsche mache, und ich habe es immer um eine Stunde nach hinten verschoben. Später war sie schon so sauer, dass sie mir eine geschmiert hat, und sie schrie mich wieder an. Dann habe auch ich angefangen, sie anzuschreien. Als ich sie angeschrien habe, riss sie mir mein Notebook aus den Händen, es fiel auf den Boden, sie machte es beinahe kaputt. Da wurde ich aggressiv und prügelte auf sie ein, lieber würde ich sie umbringen, wir haben uns dann 'total' gehauen, ich habe sogar auf sie gespuckt. Dafür hat sie mich total niedergeschlagen, während dessen habe ich sie 'Hure', 'F**' und so weiter geschimpft. Echt schade, dass ich kein Messer genommen habe, um ihren Hals aufzuschlitzen.
Dann rief der Bruder beim Papa in der Arbeit an, dass wir uns hier umbringen und dass er schnell nach Hause kommen soll. Als er gekommen ist, hat sich die Situation wieder beruhigt. Ich verstehe es einfach nicht, ich ignoriere meine Mutter und sie lässt mich nicht in Ruhe. Ehrlich, ich verspreche, dass wenn das nochmals passiert, dann nehme ich das Messer und schneide ihren Hals durch, dann wird sie endlich krepieren und ich werde total megahappy sein.
Dann werdet ihr mich hier niemals wiedersehen, oder besser gesagt, ich werde nie wieder hier herkommen, weil ich im Gefängnis sein werde, aber es ist 100-mal besser, als mit dieser Mutter zusammen zu sein, die am Leben ist."

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