Hilferuf aus Versteck

Mutter: "Nehmt mir bitte nicht mein Kind!"

29.07.2013

Mama und Tochter auf Flucht vor Justiz: Das Gänsehaut-Interview im Versteck.

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© TZ ÖSTERREICH
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Ihre Augen sind rot und geschwollen vom vielen Weinen. Doris Povse (36) ist mit den Nerven am Ende. Niemals hätte sie gedacht, dass es soweit kommt. Doch jetzt ist sie seit über 140 Stunden auf der Flucht mit ihrer kleinen Tochter Sofia (6).

In einem abgelegenen Haus irgendwo in Österreich verstecken sich Mutter und Kind vor der Polizei, vor den Gerichtsvollziehern, vor jedem, der Sofia ihrer Mama entreißen will. „Ich werde mein Kind mit meinem Leben verteidigen“, sagt Povse unter Tränen.

Mutter droht Haft wegen Kindesentführung
Bereits am vergangenen Mittwoch sollte Sofia von acht österreichischen Politzisten nach Italien gebracht werden. Dort lebt der leibliche Vater des Kindes und der hatte sich die Obsorge erstritten – obwohl Sofia ihn gar nicht kennt.

Doch zu diesem Zwangsumzug kam es nicht: Mama Doris und Sofia waren nicht zu Hause und befinden sich seit dem auf der Flucht.

In Italien hat der Vater derweil Anzeige erstattet wegen Kindesentführung. Sollte sich Sofias Mama nicht innerhalb weniger Stunden bei den Behörden melden, könnte sie per EU-Haftbefehl gesucht werden.

Dann hätte die Mutter nicht nur ihre Tochter für immer verloren, sondern ihr selbst droht sogar Haft.

Mutter Doris Povse im Interview: "Das ist Mord an der Seele meiner Tochter"

Frage: Seit knapp einer Woche sind Sie auf der Flucht vor den Behörden. Wie geht es Ihnen und Ihrer Tochter?
Doris Povse: Ich kann kaum schlafen und wenn, dann habe ich Albträume. Sofia scheint stärker als ich zu sein. Sie lässt sich fast nichts anmerken.

Frage: Ihr Ex-Mann hat Sie aktuell wegen Kindesentführung angezeigt. Ihnen droht ein Haftbefehl in der ganzen EU. Wie gehen Sie damit um?
Povse: Das ist Mord an der Seele meiner Tochter. Ich verteidige sie, würde Sofia mit meinem Leben beschützen. Ich habe vor nichts Angst, wenn es um meine Kinder geht.

Frage: Was würden Sie Ihrem Ex-Mann sagen, wenn Sie ihn treffen würden?
Povse: Mauro, bitte lass unsere gemeinsame Tochter bei mir. Reiß Sie nicht aus ihrer neuen Familie heraus, in der sie sich so wohlfühlt. Du willst doch auch nicht, dass Sofia leidet. Ich verspreche, du wirst das Kind auch jederzeit sehen dürfen. Und vielleicht heilt die Zeit dann alle Wunden.

Frage: Wie soll es denn jetzt für Sie und Sofia weitergehen? Im Herbst muss Sofia doch in die Schule.
Povse: Ich hoffe, dass Sofia dann wieder in ihr normales Leben zurückkehren wird. Das ist mein größter Wunsch. Ich wünsche ihr ein Leben mit ihrer Familie in Österreich und natürlich auch einen guten Kontakt zu ihrem leiblichen Vater in Italien. Ich hoffe so sehr auf ein respektvolles Miteinander mit meinem Ex-Mann. Das ist meine Hoffnung.

Frage: Was erwarten Sie von der österreichischen Justiz?
Povse: Nichts mehr. Mein Kind wird nur als Sache betrachtet. Laut Justizministerin Beatrix Karl muss die Situation von Sofia nicht beachtet werden. Ich stelle traurig fest, dass Kinderrechte in Österreich der Justiz nichts wert sind. Ich sage sogar, der Justiz ist das Leben meines Kindes nichts wert.

Frage: Wie teuer war der Sorgerechtskampf?
Povse: Schon 100.000 Euro.

 

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