Die Polizei geht davon aus, dass die Aktivisten den Sturm geplant hatten.
Nach der Festnahme von elf Personen nach einer Protestaktion in der syrischen Botschaft in Wien, sind alle elf festgenommen Männer auf freiem Fuß wegen schwerer Sachbeschädigung angezeigt worden. Das teilte die Polizei Wien der APA am Sonntag auf Anfrage mit. Die Höhe das Sachschadens sei noch nicht bekannt. Das Eindringen der Aktivisten in die Botschaft dürfte laut Polizei geplant gewesen sein. Laut dem Sprecher der syrischen Gemeinde in Österreich, Amer Alkhatib, war das Eindringen in die Botschaft "definitiv nicht geplant". Nur der Protest vor der Botschaft sei beabsichtigt gewesen, so Alkhatib auf APA-Nachfrage.
Bei der Aktion waren in der Nacht auf Samstag etwa zwanzig Menschen in die Räume der Botschaft in Wien-Landstraße eingedrungen und hatten sich auch kurz am Balkon aufgehalten, während vor dem Gebäude weitere Personen eine Spontandemonstration abhielten, wie es von der Sicherheitsdirektion Wien gegenüber der APA hieß. Ein im Bereich der Botschaft postierter Polizeibeamter alarmierte die Einsatzkräfte. Die an der Aktion Beteiligten flüchteten, elf konnten jedoch von der Polizei festgenommen werden. Es gab keine Verletzten.
Aktivisten dürften sich zuvor im Haus versteckt haben
Die Aktivisten, die in die Botschaft eingedrungen waren, dürften sich laut Polizei im Laufe des Tages in dem Gebäude versteckt haben. Das Haus beherbergt auch andere Mieteinheiten, der syrische Botschafts- und Konsularbereich gestaltet sich wie eine Wohnung. Im Laufe der Nacht dürften die Aktivisten dann nach Angaben der Polizei die Botschaftstür aufgebrochen haben, die dabei beschädigt wurde. Über mögliche Verwüstungen in der Botschaft konnte die Polizei vorerst keine Angaben machen. Ursprünglich seien Anzeigen auf Diebstahl oder Einbruch erwägt worden, jedoch hätten die Aktivisten keine Absicht gehabt etwas zu stehlen. Auch ein Eindringen in die Botschaft könne ihnen nicht zur Last gelegt werden, weil alle elf Männer syrische Staatsbürger seien.
Die Männer sind laut Polizei einzeln mit Dolmetscher einvernommen worden. Schon bei den ersten Aussagen hatten sie ihren Protest gegen das syrische Regime bekundet.
"Nachricht" an syrische Regierung
Auch Alkhatib betonte, die Aktion "war als Nachricht an die syrische Regierung gedacht". Es sei nicht um "ein Anlegen mit der Polizei" gegangen oder darum etwas zu beschädigen. Die Aktion sei aber eine "notwenigige Maßnahme" im Zuge des Protests gegen das syrische Regime gewesen, weil dieses zu gezielten Liquidierungen übergegangen sei, und es sei in dieser Hinsicht "hinnehmbar, dass man das Gesetz brechen musste". Alkhatib sprach vom "Weg des geringsten Widerstands mit der größten Aufmerksamkeit".
Es sei zwar der Protest vor der Botschaft, jedoch nicht das Eindringen in die Botschaft geplant gewesen. Im Anschluss war es auch zu Stürmungen der syrischen Botschaften in Genf, Berlin und Hamburg gekommen. Alkhatib sprach von Nachahmungsaktionen: "In Zeiten von Facebook passiert das in Minuten".
Laut Alkhatib sind für Montag- und Dienstagvormittag weitere Protestaktionen vor der syrischen Botschaft geplant. Am Montag solle der syrische Botschafter daran gehindert werden, die Botschaft zu betreten. Für Dienstag sei eine angemeldete Demonstration vor der Botschaft geplant.