Experten warnen
Nächste Gelsenwelle rollt an
17.08.2009
Die Stechmücken sind demnächst wieder unterwegs. Experten weisen auf die Gefahr der Übertragung von Krankheiten hin.
Nachdem bezüglich der jüngsten Invasion der Überschwemmungsgelsen in vielen Gebieten Ostösterreichs das Schlimmste vorbei sein dürfte, sieht Zoologe und Gelsenexperte Bernhard Seidel schon die nächste Welle einer Stechmückenplage heranrollen. "In Gegenden mit immer noch hohem Grundwasserspiegel kommt es in Tümpeln und Wasseransammlungen jetzt zu sogenannten Sekundärbesiedelungen durch Hausgelsen der Gattung Culex und Fiebermücken der Gattung Anopheles", so Seidel.
Unterschiedliche Arten
Auch wenn die Mücken für den Laien nicht
zu unterscheiden sind, haben Überschwemmungsgelsen und Hausgelsen völlig
verschiedene Vermehrungsstrategien. So überdauern Überschwemmungsgelsen
kalte und trockene Perioden - das können auch Jahre sein - als Eier im Boden
von Feuchtgebieten. Etwa nach Hochwässern schlüpfen die Larven in den
verbleibenden Tümpeln, es kommt innerhalb von Tagen bis Wochen zu
Massenvermehrungen.
Hausgelsen dagegen überwintern als erwachsene Mücken. Sie bevorzugen - wie
der Name schon sagt - menschliche Behausungen, Schuppen und Stadel. Im
Frühjahr starten die Hausgelsen jeweils mit einer kleinen Population, die
dann je nach Wettersituation im Laufe des Sommers mehr oder weniger
anwächst. Nasses, warmes Wetter fördert die Entwicklung.
Experten
warnen
"Nun haben wir die Situation, dass die Hausgelsen schon
beträchtliche Populationen aufgebaut haben, die Mücken finden in den immer
noch vorhandenen, überschwemmten Arealen ideale Kinderstuben", berichtete
Seidel von seinen Exkursionen. Vor allem Larven von Culex-und
Anopheles-Arten sind zu Myriaden in Tümpeln und Wasseransammlungen zu
finden, teilweise sind die geflügelten Plagegeister schon geschlüpft.
Seidel warnt davor, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen. "Gerade für die Hausgelsen gibt es auch in unseren Breiten immer wieder Berichte von durch die Mücken übertragene Krankheiten, man denke an das Amselsterben vor einigen Jahren (Usutu-Virus) oder Erkrankungen durch das West Nil Virus beim Menschen", so Seidel. Das West Nil Virus ist für Menschen nicht direkt lebensbedrohlich, es ruft Fieber, Muskelschmerzen und Lymphknotenschwellungen hervor. Bei älteren oder geschwächten Personen kann es auch zur Gehirnhautentzündung führen. Für einige Vogelarten ist das West Nil Virus dagegen eine tödliche Gefahr.
Auch Mediziner warnen immer wieder, dass bis dato als Probleme von tropischen Gegenden eingeschätzte Erkrankungen durch die Klimaveränderungen auch in unsere Breiten verstärkt vordringen könnten. Stechmücken gelten als sogenannte Vektoren, also Überträger, zahlreicher Erkrankungen. Etwa Malaria-Erreger werden über Fiebermücken verbreitet. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nur in Ausnahmefällen möglich.