Kampusch-Serie

Natascha jobbte für ihren Peiniger

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Die Einvernahme-Protokolle zeigen: Kampusch (22) besuchte mit Priklopil mehrmals Wien. Sie musste ihm beim Renovieren helfen.

Teil 4 der ÖSTERREICH-Serie: Natascha sagte bei ihrer Einvernahme aus, dass sie in Wien war. Die Beamten gingen den Hinweisen nie nach.

Wien-Ausflüge.
Natascha Kampusch wird am 2. September 2006 zum vierten Mal einvernommen. Wieder fragen die Beamten nach dem Hergang der Entführung. Als die Beamten weiterfragen, nimmt die Einvernahme eine unerwartete Wendung.

Frage: Ist Ihnen eine weitere Wohnung im 22. Bezirk bekannt?

Offensichtlich wollen sie wissen, in welchen Wohnungen sich Kampusch vor ihrer Entführung aufgehalten hat. Kampusch antwortet:

„Mir sind Adressen am Stillfriedplatz, in der Bergsteiggasse, Hollergasse, Strahlenergasse und Rugiergasse bekannt.“

Die SOKO-Beamten kommen (in diesem Moment, Red.) nicht auf die Idee, dass sie von Kampusch gerade auf Wohnungen, die sie gemeinsam mit Priklopil aufgesucht hat, hingewiesen worden sind. Dann wird die Einvernahme unterbrochen. Nach der Pause wollen die Polizisten wissen, wo Kampusch mit ihrem Entführer war: „Ich war in Wien in der Hollergasse, Bergsteiggasse, Strahlenergasse.“ Dann schildert sie das Zusammentreffen mit den Polizisten und wird noch genauer: „Im Februar oder März dieses Jahres gegen 10.00 Uhr, in den Tagen bevor wir das Fenster in der Hollergasse eingebaut haben, wurden wir auf der Fahrt in der Breitenleer-straße, dort wo die Baustelle ist, von einem Verkehrspolizisten angehalten[…]“

Renovierung
Es gibt keinen Zweifel: Kampusch erzählt, wie sie gemeinsam mit ihrem Entführer eine Wohnung renoviert hat. Häuser und Wohnungen gehören zwei Personen: Wolfgang Prikopil und Ernst H. Aber die Beamten fragen nicht nach. Sie stehen vor einem wertvollen Hinweis. Aber sie sehen ihn nicht.

Erst in ihren Einvernahmen im Jahr 2009 wird Kampusch von den Kriminalpolizisten weiter befragt. Sie gibt an, was sie ihrem Anwalt schon im Jahr 2006 erzählt hat: Natascha Kampusch hat gemeinsam mit Prikopil die Wohnungen des Prikopil-Freundes Ernst H. renoviert. Kampusch hat für Prikopil und (seinen Freund) Ernst H. gearbeitet. In der Tagesmeldung im Einsatzprotokoll vermerken die Beamten dennoch: „Keine neuen Erkenntnisse“ .

Peter Pilz wirft bloß indirekt die Frage auf, ob Natscha Kampusch bei einer dieser Ausfahrten flüchten hätte können

Einvernahme
Er zitiert aus den Einvernahmeprotokollen vom 2. September 2006. Kampusch gibt einleitend eine Erklärung ab:

„Ich möchte zur gestrigen Niederschrift sowohl zur geschilderten Situation am Hochkar als auch bei der Verkehrskontrolle ergänzend angeben: Ich habe nie gewusst, was er macht, ob er mich zerfleischt oder andere verletzt. Ich stand unter permanentem Druck von ihm.

Frage: War diese Angst begründet dadurch dass Wolfgang Priklopil eine Waffe (Schusswaffe, Messer etc.) bei sich hatte?

Antwort: Nein. Er hatte nie eine Waffe bei sich, er war aber unberechenbar, ich hatte zum Beispiel Angst, dass er mich würgen könnte. Er hatte mich ja auch mit dem Umbringen mehrmals bedroht. Ich konnte mir keine fehlgeschlagenen Fluchtversuche leisten, ich hatte Angst, dass er mich für immer unten einsperrt oder noch schlechter behandelt.“

Mittäter
Wieder verzichten die SOKO-Beamten auf Fragen zu möglichen Mittätern. Die Vernehmung wird um 10.50 beendet. Und wieder halten die Beamten im Einsatzprotokoll fest: „keine neuen Erkenntnisse“

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