Natascha Kampusch spricht im oe24.TV-Interview über die Corona-Krise, das Krisenmanagement der Regierung und was sie von den Corona-Leugnern hält.
oe24.TV: Wie besorgniserregend ist die aktuelle Corona-Situation für Sie?
Natascha Kampusch: Das wurde ich bereits damals gefragt, weil ich mich zu Beginn der Corona-Krise noch ein paar Mal in Deutschland aufgehalten. Da hat man schon die ersten besorgten Menschen mit Mund-Nasenschutz-Masken gesehen. Da habe ich mir noch nicht so viel dabei gedacht, aber die haben schon ein ernstes Gesicht gemacht und ich dachte, okay, da wird was dran sein. Ich fand den Lockdown sinnvoll.
oe24.TV: Es gab viele Diskussionen um den Lockdown – Sie fanden ihn richtig.
Kampusch: Zwischen vernünftig und richtig ist noch einmal ein Unterschied. Man kann auch das Richtige tun und es kann trotzdem ein Fehler sein und man kann einen Fehler machen und es kann trotzdem das Vernünftigste sein.
oe24.TV: Wie haben Sie den Lockdown erlebt?
Kampusch: Ich fand das auch gut, dass sich viele Leute im Corona-Lockdown wieder auf ihre persönliche Belange konzentriert haben – auf ihre eigenen Werte. Was ich nicht so toll fand, war dieser wirtschaftliche Aspekt, weil man direkt nach dem Lockdown bemerkte, wie viele Menschen zusperren mussten.
oe24.TV: Wie beurteilen Sie das Krisen-Management der Bundesregierung?
Kampusch: Ich hätte mir mehr Struktur gewünscht und dass die Regierungspolitiker abwägen, was sinnvoll ist und was Probleme verursacht. Nicht jeder ist bereit ständig eine Maske zu tragen, diese oder jene Maßnahme zu ertragen, oder seinen Betrieb zu zusperren. Da hätte man schon anders kommunizieren können. Vielleicht lag der Fehler auch in der Kommunikation.
oe24.TV: Halten Sie die strengen Maßnahmen für richtig?
Kampusch: Aus epidemiologischen Gründen sogar fast zu wenig streng. Das Eine ist das echte Leben, in dem wir uns befinden und wir uns zurecht finden müssen. Das Andere ist der Schutz vor einer Krankheit.
oe24.TV: Ihrer Meinung nach ist es notwendig noch restriktivere Maßnahmen zu setzen.
Kampusch: Ja, so hart es auch ist, aber es wäre halt praktischer. Die Leute wären leichter zurückzuverfolgen.
oe24.TV: Wie halten Sie sich an die Maßnahmen? Tragen Sie eine Maske?
Kampusch: Ja, ich trage Maske, allerdings bewege ich mich nicht mehr so viel im öffentlichen Raum. Wenn ich mit Menschen im engen Kontakt in Innenräumen bin, dann trage ich eine Maske, außer ich verbringe ständig Zeit mit diesen Menschen – dann würde es auch nichts bringen.
oe24.TV: In Wien gab es eine Demonstration von Corona-Verharmlosern. Was haben Sie sich gedacht, als sie von dieser Demo gehört haben?
Kampsuch: Ich war erschrocken. Ich halte die Einstellung der Menschen als überzogen, weil diese sich eher auf sich konzentrieren sollen. Da sind viele Gruppierungen dahinter, die auch noch anderes im Sinn haben, als sich um die Corona Problematik zu kümmern.