Cold Case

Kampusch: FBI- Spezialisten in Wien

29.10.2012

Fall hat 270.000 Seiten - FBI bis morgen in Wien.

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© TZ ÖSTERREICH/Kernmayer
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Sie sitzen abgeschottet in einem geheimen und gesicherten Raum im Innenministerium. Vor den beiden FBI-Agenten türmen sich die 270.000 Seiten (sie wurden zum größten Teil bereits ins Englische übersetzt) des Natascha-Kampusch-Aktes. Ziel der Aktion: Alle Rätsel im Fall Kampusch zu lösen.

Gestern in der Früh sind die beiden Spezialisten in Wien angekommen. Die FBI-Agenten wurden nicht von der Zentrale in Washington entsandt, sondern kommen aus dem FBI-Technologiezentrum in Quantico (Virginia). Gemeinsam mit zwei Experten des Bundeskriminalamtes Wiesbaden und Kripo-Beamten aus Österreich prüfen sie, ob es in der Causa Kampusch Ermittlungsfehler gab.

FBI bleibt bis Mittwoch
Die wichtigste Frage im Kampusch-Fall: Hatte Nataschas Entführer möglicherweise doch einen Komplizen? Außerdem wird das Vorgehen der österreichischen Behörden im Fall Kampusch nochmals analysiert. Gab es wirklich eine Einflussnahme „von außen“ bei den Beamten? Zusätzlich erfolgt eine Gegenüberstellung: Wie wäre das FBI oder das BKA Wiesbaden in diesem Fall vorgegangen? Bis Mittwoch werden die FBI-Agenten, die auf Cold-Case-Fälle spezialisiert sind, offene Fragen im Fall Kampusch noch mit den Kripo-Beamten diskutieren.

Bericht Ende 2012. Die FBI-Spezialisten und auch die deutschen Kriminalisten sind in den Fall Kampusch bestens eingearbeitet. Seit Mitte Juli läuft die „Aktion“ bereits. In Wien wurde ein siebenköpfiger Lenkungsausschuss (u. a. mit dem Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Herbert Anderl, und Sektionschef Christian Pilnacek vom Justizressort) installiert, der Aufträge an das operative Team vergab. Bis Ende 2012 soll der Endbericht vorliegen.

ÖSTERREICH: Herr Kröll, nun überprüfen FBI-Agenten den Fall Kampusch. Was erhoffen Sie sich?
Karl Kröll:
Wenn dem FBI nicht die richtigen Unterlagen vorgelegt werden, dann ist es ­eine Augenauswischerei. Der Akt hat fast 300.000 Seiten, da kann man leicht wichtige Seiten unterschlagen.

ÖSTERREICH: Warum sind Sie so skeptisch?
Kröll:
Ich wollte dem Bundeskriminalamt die Unterlagen meines Bruders zur Verfügung stellen, seit 14 Tagen warte ich auf den Rückruf. Und ich frage mich, was Justiz-Sektionschef Christian Pilnacek im Lenkungsausschuss macht. Er meinte noch vor Kurzem: „Alles ist untersucht.“

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