Entführungsopfer Kampusch übt harsche Kritik an Österreich. Im Jänner wird eine neue Doku im TV gezeigt.
Natascha Kampusch hat am Montag bei einer Pressekonferenz in Deutschland schwere Vorwürfe gegen ihrer Heimat erhoben: In Österreich schlage ihr viel Missgunst und Aggressivität entgegen, die Medien seien penetrant, meinte das 21-jährige Entführungsopfer in Hamburg bei der Vorstellung einer TV-Dokumentation über ihre achtjährige Gefangenschaft in einem Verlies. Andere zu kritisieren und schlecht zu machen, "das ist so eine Wiener Mentalität", so Kampusch.
Doku im Jänner im TV
"Ein österreichischer Journalist
hätte gleich etwas Unangenehmes, Intimes gefragt", im Unterschied zur recht
ruhigen und geordneten Pressekonferenz in Hamburg, betonte Kampusch. Trotz
der harschen Vorwürfe betonte die 21-Jährige weiter in Österreich leben zu
wollen: "Wien ist meine Heimatstadt." Die vorgestellte Dokumentation
"Natascha Kampusch - 3.096 Tage Gefangenschaft" ist 45 Minuten lang und wird
am 25. Jänner 2010 um 21.00 Uhr im ARD gezeigt.
Treffen mit Priklopil-Mutter
Erstmals will Kampusch nun die
Mutter ihres Entführers Wolfgang Priklopil treffen: "In den nächsten zwei
Monaten soll ein Kontakt zustande kommen", betonte die junge Frau. Jeder
Mensch sollte auf eigenen Füßen stehen, so Kampusch zu Fragen nach ihren
Eltern und Geschwistern: "Ich habe regelmäßigen Kontakt zu meiner Familie,
aber nicht zu eng."
Normales Leben kaum möglich
Knapp dreieinhalb Jahre nach
ihrer Flucht habe sie weiterhin große Probleme, ins normale Leben
zurückzufinden. "Ich lebe ganz zurückgezogen und zeige mich kaum in der
Öffentlichkeit", erzählte das Entführungsopfer. Auf die Frage nach Freunden,
antwortete sie: "Das ist natürlich auch sehr schwer." Sie habe ja keine
normale Sozialisation gehabt, in der sie Freundschaften aufbauen hätte
können, aber: "Ich hab' schon fast so Leute, die man als Freunde bezeichnen
könnte, gewonnen."
Noch bis zum Ende des Jahres möchte Kampusch nach eigenen Angaben ihren Pflichtschulabschluss erlangen. Sie wünsche sich derzeit nichts mehr, als ein "normales Leben" führen zu können. "Ich habe offen gestanden gar keine Ahnung, wie sich mein Leben weiter gestalten wird", meinte die 21-Jährige im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft.