Tief verletzt

Natascha schickt Brief von Papa zurück

04.09.2010

Kampusch will ihren Papa nicht bei ihrer Buchpräsentation dabei haben.

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© TZ Österreich (Bruna)
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Natascha Kampusch will ihren Papa nicht dabei haben, wenn sie ihr Buch "3096 Tage" präsentiert. Trotzdem nimmt er die Tochter in Schutz. Wien. Nataschas Vater, Ludwig Koch, hat die müden Augen eines Mannes, den das Schicksal schon viel anschauen ließ. Was einen nicht umbringt, macht härter – aber nicht unverletzbar. Deshalb sackte der 56-jährige Bäcker bei einer Nachricht am Freitag zusammen wie nach einem Stich ins Herz: Wenn Natascha Kampusch am 9. September in einer Wiener Thalia-Filiale ihr Buch "3096 Tage" vorstellt, meldete die Austria Presse Agentur (APA), würde es hohe Sicherheitsvorkehrungen und ein paar unerwünschte Personen geben. Darunter: der Papa der 22-jährigen Autorin.

Vaterliebe

Zwar wurde der Ausschluss später zurückgenommen. Aber jedes Schrifterl ist ein Gifterl. Und beim ÖSTERREICH-Gespräch am Samstag wirkte Ludwig Koch noch immer verletzt. Doch mehr als Fleisch und Blut macht Liebe zum Vater. Also nahm er Tochter Natascha sofort in Schutz: "Sie hat seit ihrer Flucht schlechte Berater. Deshalb hat die Öffentlichkeit auch oft ein falsches Bild von ihr, was sie ganz sicher nicht verdient." Der Vater seinerseits hat wohl nicht verdient, dass Natascha vor mehr als einem Jahr den Kontakt zu ihm abbrach, weil er ihren Kriminalfall mit dem Selbstmord von Entführer Wolfgang Priklopil nicht für geklärt hielt. In seiner Verzweiflung schrieb Ludwig Koch seinem Kind einen Brief. Passagen daraus:

Das steht im Brief

"Es tut mir leid und weh, dass wir keine Verbindung mehr haben … Ich bin nur ein einfacher Mann und sage immer, was ich mir denke. Und es gibt leider offene Fragen, die mir Sorgen machen… Ich möchte alles dazu beitragen, dass du endlich glücklich und zufrieden wirst. Ich bin stolz, eine so schöne, starke und intelligente Tochter zu haben. Die Liebe zu dir ist das Einzige, was mir kein Mensch wegnehmen kann … So wie ich nie aufgehört habe, dein Schicksal zu ergründen, als du verschwunden warst, gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass du einmal mich und meine Befürchtungen verstehen kannst. Mein sehnlichster Wunsch ist, von dir eine Antwort zu erhalten und dich endlich wieder umarmen zu können. Dein dich immer liebender Papa." Natascha nahm den Brief nicht an.

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