Knalleffekt

Natascha vor Gericht: So läuft der Prozess

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Ihr Vater klagt Priklopil-Freund Ernst H. - Kampusch als Zeugin in eigenem Fall.

Entführungsopfer Natascha Kampusch wird Zeugin in ihrem eigenen Kriminalfall – ihr Vater klagte ihren Freund Ernst H. als „Mittäter“.

Dieser Prozess birgt viel Zündstoff: Weil Natascha-Vater Ludwig Koch eine Zivilklage gegen Priklopils besten Freund Ernst H. eingebracht hat, steht Natascha demnächst als Zeugin in ihrem eigenen Kriminalfall vor Gericht.

Koch, der Beweise dafür haben will, dass Ernst H. von Nataschas Entführung und Gefangenschaft wusste, aber keine Hilfe leistete, fordert 35.000 Euro Schadenersatz und Schmerzensgeld. Er sagt: „Die Wahrheit muss ans Licht.“

Who-is-who
Der Zivilprozess könnte das Who-is-who im Natascha-Fall vor die Justiz bringen: Laut der Anklage, die ÖSTERREICH vorliegt, sollen neben Ex-OGH-Chef Johann Rzeszut, Ex-Verfassungsgerichtshof-Präsident Ludwig Adamovich, Kriminaloberst Rudolf Keplinger und Kriminalpsychologen Thomas Müller auch Priklopils Mutter Waltraud und Ernst H.s Schwester Margit W. als Zeugen geladen werden.

Anwalt: "Sie wird aussagen."
Frühestens Ende Juni entscheidet das Gericht, wie der Fall aufgerollt wird und welche Zeugen tatsächlich geladen werden. Die erste richtige Verhandlung könnte im Herbst stattfinden. Kampusch-Anwalt Gerald Ganzger sagt im Gespräch mit ÖSTERREICH: „Das Verfahren steht am Anfang. Sollte es tatsächlich zu einer Zeugenladung von Frau Kampusch kommen, wird sie dieser selbstverständlich Folge leisten. Sie hat sich bisher nie entschlagen.“ Manfred Ainedter, Anwalt von Ernst H.: „Die Klage ist absurd, in dem Fall wurde alles ermittelt. Es ist unglaublich, dass der eigene Vater das Natascha jetzt antut.“

Nataschas Vater: Klage gegen Priklopil-Freund

"Es geht mir um die Wahrheit!"

ÖSTERREICH: Warum haben Sie gegen Ernst H. eine Klage eingebracht?
Ludwig Koch: Ich will, dass dieser Kriminalfall endlich aufgeklärt wird und Schluss mit der Qual ist. Ich will, dass mein Kind Ruhe hat. Es geht mir um die Wahrheit.

ÖSTERREICH: Ist Ernst H. Ihrer Meinung nach Mittäter?
Koch: Es geht nicht um meine Meinung. Es gibt so viele dubiose Indizien, die geklärt werden müssen. Wenn der Fall vor Gericht kommt, müssen alle geladenen Zeugen die Wahrheit sagen – auch Natascha.

ÖSTERREICH: Aber wenn Natascha dagegen ist?
Koch: Ein Vater muss Verantwortung übernehmen. Ich tue das aus Liebe zu ihr.

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Nataschas Vater: Klage gegen Priklopil-Freund

Fall Kampusch spaltet das Land

„Ich kann die ewigen Artikel und Fernsehberichte über den Fall Kampusch nicht mehr ertragen. Jedes Mal denke ich mir: Wie geht Natascha Kampusch damit um, dass sie immer wieder mit denselben Fragen konfrontiert wird? Man sollte diese junge Frau, die derart viel erleiden musste, endlich in Ruhe lassen. Der Täter ist vor dem göttlichen Gericht gestanden und nach seiner Buße wird er seinen Frieden gefunden haben.“

„Wenn sämtliche Hypothesen im Fall Kampusch einen wahren Kern hätten, dann wäre Natascha Kampusch sicherlich daran interessiert, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Der Fall wurde umfassend von der Justiz und der Polizei geprüft. Es gibt nichts mehr zu ermitteln und man sollte endlich den 
Deckel über diesem Fall 
zumachen.“

„Ich bin der Meinung, dass man Natascha Kampusch endlich in Ruhe lassen sollte. Durch die neuen Verschwörungstheorien verlängert man nur ihr Leid. Ich gehe davon aus, dass von der Polizei das Bestmögliche unternommen wurde, um die Wahrheit zu finden. Ich plädiere dafür, dass Natascha Kampusch endlich das Recht und die Möglichkeit bekommt, in ein normales Leben zurückzukehren. Sie war acht Jahre in Gefangenschaft, aber ihre Opferrolle ist noch immer nicht zu Ende, weil der Fall noch immer nicht geschlossen ist.“

„Wichtig wäre eine emotionsfreie Debatte, die sachlich erfolgt und mit kühlem Verstand – das ist aber nicht möglich. Alles muss auf den Tisch und der Fall muss neu aufgerollt werden. Aber es braucht ausländische Experten für die Aufklärung. Natascha macht sehr viel mit. Wenn sie in die Öffentlichkeit geht, heizt sie den Fall aber wieder neu an.“

„Die Debatte wird in Österreich mittlerweile so emotional geführt, dass es besser wäre, wenn ausländische Experten den Fall Kampusch objektiv betrachten würden. Diese Lösung würde zu einer Beruhigung der Situation beitragen. Ich bezweifle, ob es günstig ist, dass Natascha jetzt ein TV-Interview gegeben hat.“

„Es ist für viele Menschen unvorstellbar, dass es außer der öffentlichen Wahrheit noch eine andere Wahrheit geben kann.“

„Natascha ist ein armes Mädchen, aber der Fall ist noch nicht gelöst.“

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