Brüder mutmaßen
Neid als Motiv für Vergiftung des Bürgermeisters?
12.02.2008
Die Brüder des vergifteten Spitzer Bürgermeisters glauben, dass hinter dem Tatmotiv am ehesten Neid steht.
Der Spitzer Bürgermeiser Hannes Hirtzberger befindet sich nach der Strychnin-Vergiftung weiter im künstlichen Tiefschlaf. "Wir bangen um das Leben unseres Bruders - und hoffen, dass er den hinterhältigen Anschlag unversehrt übersteht.", so Franz und Christian Hirtzberger.
Neid als Motiv?
Die Familie hegt keinerlei Verdacht, wer die für
alle unerklärliche Tat verübt haben könnte - jedenfalls aber "ein
Mensch, der eine Schwelle überschritten hat, die ein normal strukturierter
Mensch nicht überschreitet." Hirtzberger ist Bürgermeister von
Spitz, Rechtsanwalt in Krems und Vorsitzender des Arbeitskreises Wachau -
und habe Rückgrat, was sein Standing in der Region betreffe. Da könne es
schon sein, dass sich jemand einmal auf den Schlips getreten fühlt. Eine
derartig vorbereitete Tat sei aber unfassbar.
„Er ist sehr beliebt und nur aus beruflichem Neid ist doch niemand zu so etwas fähig“, schüttelte Sonntag eine Passantin in Spitz den Kopf.
Eifersucht als Motiv?
Ein klassisches Mordmotiv, noch dazu mit
Gift, ist natürlich Eifersucht. Nachdem Hirtzberger das Bonbon gefunden
hatte, scherzte er noch zu seiner Frau: „Jetzt hast du wohl eine Rivalin.“
Laut Polizeiermittlern gibt es jedoch keinerlei Hinweis auf einen amurösen
Hintergrund der Tat – die aus einer Folge der Serie Soko-Donau stammen
könnte – wenn sie nicht so real und grauenhaft wäre, denn der Bürgermeister
ringt mit dem Tod.
Auf die Frage, ob der Einsatz von Gift auf eine Täterin hindeuten könnte, meinte Christian Hirtzberger, diese Täuschung könnte der Täter beabsichtigt haben. Bruder Christian weist auf das intakte Umfeld in der Familie, Gemeinde und in der Region hin, das ein Sicherheitsgefühl erzeuge. Auch kleine Geschenke wie etwa ein Flascherl Wein seien normal, sagte Franz Hirtzberger, selbst ein bekannter Weinhauer. Die Familie sei zutiefst betroffen und lebe in einem Zustand der Ungewissheit.
Politisches Motiv?
Hatte der Anschlag etwas mit seiner
politischen Tätigkeit zu tun? In Sachen Hochwasserschutz gilt Hirtzberger
wegen der Erhaltung des Landschaftsbildes eher als „Bremser“. Erst am
Donnerstag letzter Woche hatte es eine Info-Veranstaltung mit dem von
Bürgern gegründeten Hochwasserschutzverein gegeben.
"Kein Leichtsinn im Spiel"
Beide Brüder verwahrten
sich gegen etwaige Vorwürfe des Leichtsinns - eine diesbezügliche
Mitverschuldensdebatte wäre abstoßend. Auch Hannes, der großes Vertrauen in
die Gesellschaft im Ort habe, werde keinerlei böse Vermutungen gehabt haben,
sonst hätte er das ihm am Freitag vor dem Gemeindeamt auf das Auto gelegte
Bonbon nicht gegessen. Er habe es mit ins Haus genommen und seiner Frau
davon erzählt - auch sie hätte es essen können. Am Samstagmorgen war das
Ehepaar gemeinsam laufen, ehe Hannes die Praline aß, das Papier in den
Abfallkübel warf und nach Krems aufbrach.
Es ging um Sekunden
Franz Hirtzberger betonte, dass nur
glückliche Umstände seinem Bruder das Leben gerettet haben, und es dabei um
Minuten, wenn nicht Sekunden ging. Als er während der Fahrt spürte, dass
etwas Schlimmes im Spiel war, bog er in Unterloiben ab, offenbar um bei
seinem Freund Emmerich Knoll (Weingut) Hilfe zu bekommen. Vor dem Tor - er
konnte wegen erster Krämpfe gar nicht mehr aus dem Wagen steigen - traf er
zufällig zwei Frauen, denen er "Gott sei Dank" noch sagen
konnte, er sei vergiftet worden. Gemeinsam mit dem Ehepaar Knoll wurden
erste Hilfsmaßnahmen gesetzt. Als es zum Herzstillstand kam, waren bereits
Rettungskräfte da, die die Reanimierung vornahmen.