Ermittlungs-Details

10 Antworten zum Inzest-Drama in NÖ

Teilen

Der Verdächtige Josef F. hat ein Geständnis abgelegt. Es kommen immer mehr Details ans Tageslicht. 10 Fragen - 10 Antworten.

Der Fall Elisabeth F. in Niederösterreich ist laut Polizei im "Großen und Ganzen" geklärt. Der mutmaßliche Täter, der 73-Jährige Josef F., habe den Kriminalbeamten gegenüber gestanden, seine heute 42-jährige Tochter mit 18 Jahren gegen ihren Willen 24 Jahre lang in einen Keller gesperrt und sie dort mehrmals missbraucht zu haben. Sieben Kinder gingen aus dieser "Verbindung" hervor, eines davon starb nur wenige Tage nach der Geburt.

Hier klicken: Der aktuelle Stand der Ermittlungen

Die ersten Antworten auf Fragen, die sich ganz Österreich gestellt hat.

1. Wie konnte der geständige Josef F. 24 Jahre lang das Doppelleben führen - ohne dass seine Ehefrau und weitere Familienangehörige auch nur den geringsten Verdacht schöpften?

Lesen Sie auch

Der Kriminalpsychologe Dr. Thomas Müller beantwortete diese Frage am Montag in der ZIB2 mit folgender Erklärung: Es gibt Menschen, die über die besondere Fähigkeit verfügen, Andere zu täuschen. Sie sind darin besonders gut, Handlungsweisen ihrer Mitmenschen zu antizipieren, d.h. vorherzusehen, wie Andere reagieren und einen Schritt vor zu planen. Der 73-Jährige habe alles bestens inszeniert. Hier geht es zum Psycho-Profil des Josef Fritzl.

Er habe die 42-Jährige Briefe schreiben lassen, in denen die Gefangene selbst mitteilen musste, dass ihr das alles sehr leidtäte. Der Verdächtige habe sie als missratene Tochter hingestellt, die drei Kinder weglegte, die in der Folge bei dem 73-Jährigen und seiner Ehefrau aufwuchsen. Die Ehefrau dürfte ersten Ermittlungen zufolge tatsächlich nichts von den Vorfällen bemerkt haben - im Gegenteil: Sie kümmerte sich rührend um die Findelkinder, wodurch der Verdacht, dass da etwas falsch laufen könnte, gar nicht aufkam.

2. Den Angaben zufolge gelang es Elisabeth F, gemeinsam mit zwei Kindern aus dem Verlies zu fliehen. Wie es hieß, wurden Josef F. , Elisabeth F. und die beiden Kinder nach einem dramatischen Spitalbesuch bei der schwer kranken 19-jährigen Tochter Kerstin von der Polizei abgefangen. Ein Hinweis war bei der Polizei eingegangen - wer gab den Hinweis, und: gab es eventuell Mitwisser?

Seit Montag Abend wissen wir: Ein Spitalsangestellter, vermutlich ein Arzt, gab den entscheidenden Hinweis, nachdem er die völlig verwirrte Frau - Elisabeth Fritzl - an der Seite ihres Vaters gesehen hatte. So viel steht jetzt fest: Mögliche Mittäter schloss Polzer dezitiert aus: "Es gibt darauf keinerlei Verdachtsmomente."

3. Wie sicherte der 73-Jährige über mehr als zwei Jahrzehnte die Versorgung? Vor allem mehrere wochenlange Reisen nach Thailand rücken ins Visier der Ermittler. Wer gab den im Verlies eingeschlossenen zu essen?

Der Mann besitzt mehrere Häuser in der Umgebung von Amstetten - unter anderem in St. Pölten. Dadurch konnte er unbemerkt und unverdächtig weitere Strecken fahren, um rieisige Mengen Lebensmittel für seine zweite Familie einzukaufen. Um nicht weiter aufzufallen, versorgte er seine Opfer immer nur nachts mit Lebensmitteln, Windeln und Kleidung.

4. Wie schaffte er es, das Kellerverlies so geheim zu halten, dass keine Familienmitglieder das Versteck entdecken konnten?

Josef Fritzl galt als "Feldwebel", als autoritärer Vater. Schon möglich, dass er den Kindern mehrmals gedroht hat, den hinteren Garten nicht zu betreten. Der Kellerzubau wurde übrigens bereits 1978 genehmigt. Dass dieser Zubau durch eine kleine Türe verschlossen und versteckt angelegt war, sei nicht weiter verdächtig gewesen, sagte der Bürgermeistersprecher.

5. In diesem Zusammenhang: Wieso hat er drei Kinder überhaupt aus dem Keller gelassen - und die übrigen ihrem Schicksal überlassen?

Angeblich sollen diese Kinder als Babys besonders laut geschrien haben. Sein Geheimnis war dadurch in Gefahr. Eines der insgesamt sieben Babys starb nur wenige Tage nach seiner Geburt. Der Verdächtige gab zu, das Kind im hauseigenen Heizofen verbrannt zu haben.

6. Wieso hat er sich ausgerechnet Tochter Elisabeth ausgesucht, und ihr dieses unglaubliche Martyrium zugefügt?

Josef Fritzl missbrauchte seine Tochter bereits im Alter von elf Jahren und misshandelte sie von dem Zeitpunkt an Jahre lang. Die junge Frau soll ab dem Alter von 16 Jahren mehrmals versucht haben zu flüchten - die Strafen wurden immer schlimmer. Nach der letzten Flucht sperrte er sie ein. Im Geständnis kam heraus, dass Josef Fritzl seine Tochter Elisabeth unter allen seinen Kindern "ausgesucht" haben soll. Das Verlies hat er gebaut, nachdem Elisabeth wieder einmal von zu Hause ausgerissen war und er sie zurück holen konnte.

7. Es gab eine Sauerstoff-Zufuhr in dem fensterlosen Verlies - wie konnten Geräusche über 24 Jahre nicht nach außen dringen?

Scheinbar war der Keller so gut abgedichtet. Es gab zwar Lüftungsschächte, die die Luftzufuhr in den Keller gewährten, doch nach außen drang nichts. Nachbarn und Untermieter haben jahrelang keine Geräusche bemerkt.

8. Die Rolle der Behörden: Zwei Sozialarbeiterinnen hielten Kontakt zur Familie. Gefunden hat sie buchstäblich nichts. Im Fall Kampusch hat man den offiziellen Stellen Versagen vorgeworfen - trifft das auch auf Amstetten zu?

Ob Versäumnis von seiten der Behörden vorliegt, wird noch geprüft. Die Oma soll besonders liebevoll zu den weggelegten Kindern gewesen sein. Zur Rolle der Behörden im Zusammenhang mit den von den Großeltern betreuten Kindern führte der Amstettner Bezirkshauptmann Hans Lenze aus, dass die Liste der persönlichen Kontakte der Sozialarbeiterinnen erkenntlich sei. Die Begegnungen mit der Großmutter, die sich rührend um die drei Kleinen kümmerte, seien dokumentiert. Die Kinder würden einen guten Bildungsstand aufweisen, seien in ihren Schulen integriert, würden Musikinstrumente lernen und seien u.a. auch bei der Feuerwehr aktiv. Auch am Adoptionsakt sei nichts zu kritisieren, betonte der Bezirkshauptmann. Möglicherweise hätte man auf die Briefe, die Elisabeth aus dem Verlies schreiben musste, mehr Aufmerksamkeit lenken müssen.

9. Wie konnte Josef F. das Verlies kontinuierlich ausbauen - wiederum so, dass die Nachbarschaft nichts davon bemerkte?

Josef F. galt als aktiver Gärtner, der immer wieder Umbauarbeiten am Grund vornahm, so legte er z.B. ein Biotop an, etc.

10. Die erstgeborene Tochter Elisabeth F.s liegt mit einer mysteriösen Krankheit im Spital. Die bange Frage - an welcher Krankheit leidet sie und wird sie jemals wieder gesund?

An welcher Krankheit Elisabeth leidet, ist noch nicht bekannt. Zum Zeitpunkt der Einlieferung war sie komatös. Die Ärzte haben am Montag bereits gesagt, dass die junge Frau nie wieder ganz gesund werden wird, die Schäden im Gehirn sind zu massiv. Derzeit liegt sie immer noch im Koma. Ihr Zustand ist kritisch aber stabil.

Hier klicken: Der aktuelle Stand der Ermittlungen

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Ein verwahrlostes Haus, grau, mit verhangenen Fenstern und heruntergelassenen Rollläden, meterhohe Hecken und Büsche - so stellte sich der mutmaßliche Tatort des jahrzehntelangen Martyriums von Elisabeth F. dar. "Kaum vorstellbar, dass hier jemand wohnt".

Männer in weißen Overalls huschen im Garten aus und ein. Von der Straße aus erkennt man hinter den hohen Büschen nur ein kleines Gartenhaus. Die Spurensuche vor Ort wird Tage, wenn nicht Wochen dauern, heißt es.

Franz Polzer, der Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich während der Pressekonferenz am Sonntag.

Der Sprecher der Staatsanwalt St. Poelten , Gerhard Sedlacek.

Sichtlich schockiert über den besonders schweren Fall von Inzest zeigte sich die Vertreter der Behörden.

Drei der Kinder zog Fritzl als Adopitvkinder auf, drei andere mussten im Verlies bei ihrer Mutter leben.

Ermittler untersuchen jeden Winkel des Verlieses.

Erst durch eine mysteriöse Krankheit eines der "Keller-Kinder" flog alles auf.

Das Medieninteresse an dem Fall war riesig

Die Mieter des Hauses durften den Garten nicht betreten.

Die Türklingel von Josef und Rosemarie Fritzl.

Hinter diesen Mauern hat sich eines der grausamsten Verbrechen aller Zeiten abgespielt.

Die Polizisten ermitteln am Tatort.

Ein Fenster des Horrorhauses in Nahaufnahme.

Der Hauseingang von innen.

Von dieser Seite sieht das Haus unheimlich aus. Die Nachbarn der Familie sind geschockt und können die Tragödie nicht fassen.

Das Medienecho im Fall Elisabeth Fritzl ist enorm. Alle Tageszeitungen haben den Fall auf ihrer Titelseite.

Seit der Entdeckung des Verlieses ist der Medienrummel enorm.

Josef Fritzl baute den Keller dieses Hauses zu einem Verlies aus und sperrte seine eigene Tochter 24 Jahre lang darin ein.

Er verging sich jahrelang an seiner Tochter. Sie bekam sieben Kinder, eines starb direkt nach der Geburt.

Das Landesklinikum Mostviertel: Hier werden die 42-jährige Tochter von Josef F. und drei ihrer Kinder medizinisch betreut.

Amstettens Bürgermeister Herbert Katzenbruber.

Journalisten stürmen Amstetten.

Polizisten bewachen das Grundstück, damit die Ermittlungen nicht gestört werden.

Ein Polizist überprüft den Eingang zum Horror-Haus.

Die Menschen aus Amstetten brachten ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme mit einem Lichtermeer zum Ausdruck.

Auch eine Woche nach dem Aufdecken des Falles wird das Horror-Haus noch von diversen Medienvertretern belagert.

Ermittler durchsuchen das Haus und das Verlies bis aufs kleinste Detail. Der Tatverdächtige muss das Verlies bereits beim Bau des Neubaus geplant haben. Es gibt zahlreiche versteckte Schächte, die einen zweiten Eingang verdeckten.

Aus dem elektromechanischen Gutachten geht hervor, dass, selbst wenn jemand die Tür zum Verlies entdeckt hätte, er kaum in den Keller gelangt wäre: Fritzl hatte die Schleuse zu den Kellerräumen, in denen seine Tochter und die drei Kinder leben mussten, mi

Wenn also Josef Fritzl von seinen oft wochenlangen Urlauben im Ausland nicht zurückgekehrt oder ihm ein Unfall widerfahren wäre, wären E. und ihre Kinder vermutlich zugrunde gegangen.

Die Stromleitungen, die Fritzl im Keller verlegt hatte, waren laut dem Gutachten dilettantisch installiert worden.

So war die Gefahr von lebensbedrohenden Stromschlägen gegeben, hieß es im Gutachten. Bei einem Kurzschluss hätte es zu einem Kabelbrand kommen können, der für die Eingeschlossenen vermutlich fatale Folgen gehabt hätte.

OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten