Bluttaten in Niederösterreich
2 brutale Messer-Morde in 24 Stunden
12.01.2019Das neue Jahr beginnt leider, wie das alte geendet hat – mit brutalen Bluttaten gegen Frauen.
Der letzte Fall des Vorjahrs war besonders abscheulich: Zu den Weihnachtsfeiertagen ertränkte der indischstämmige Ehemann Roy V. (52) seine gleichaltrige Frau aus Eifersucht – später gab er an, sie habe ihm just in der Nacht vor dem Heiligen Abend einen Seitensprung gebeichtet, was schwer nachvollziehbar ist. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Gattin die ständige Kontrollsucht ihres Mannes nicht mehr ertrug und sich trennen wollte. Der Verdächtige versuchte, die Tat als Selbstmord darzustellen, und alarmierte die Polizei, die die mörderische Scharade aber schnell durchschaute.
Fanatiker wollte alle zum Islam bekehren
Mehr als 40 Frauen starben im Vorjahr durch die Hände von gewalttätigen Männern, die das Auseinandergehen nicht verkraften und lieber alles kaputtmachen, als konstruktive Lösungen und neue Wege zu suchen: Das gilt insbesondere auch für den türkischstämmigen Şenol D., einen stadtbekannten Islamisten, der sogar der örtlichen ATIB-Moschee in Amstetten zu radikal war und der jeden, den er – ob vorm Einkaufszentrum, am Weihnachtsmarkt oder in der Nachbarschaft – traf, zum Islam bekehren wollte. Seine eigene Frau Aurelia Sch. aus dem Bezirk Scheibbs war bereits konvertiert und war nur noch verschleiert zu sehen. Bei allem religiösen Eifer vergaßen die beiden ganz auf ihre Kinder, sodass der Älteste (19) das Weite suchte. Der Zweitälteste (9) kümmerte sich um die beiden jüngeren Mädchen (1 und 3) und wurde immer zum Einkaufen geschickt.
Opfer hatte sich bereits Umzugskartons besorgt
Irgendwann begriff die 40-Jährige, in welchen irren Kreislauf sie geraten war, und wollte sich lösen. Sie hatte sich schon Umzugskartons besorgt und wollte zu Verwandten nach Salzburg übersiedeln. Das konnte und wollte der Islamist nicht zulassen. Vor den Augen der Kinder stach er 38 Mal auf die Frau ein. Und vielleicht hätte er auch die Kinder getötet, doch der Neunjährige schnappte sich die Geschwister und versteckte sich mit ihnen im Keller, bis die Cobra kam. Şenol D. sitzt in St. Pölten in U-Haft.
I
In Krumbach stach ein Mann auf seine Ex aus purem Hass ein.
Vor Bluttat Auto zerkratzt und Blumenbeet gesprengt
Der zweite Frauenmord des jungen Jahres ereignete sich nicht einmal 24 Stunden nach dem ersten: Der gebürtige Burgenländer Roland H. (42) erstach seine Ex-Freundin Silvia K. (50), die ihn bereits vor einem Jahr rausgeschmissen hatte. Doch die Zeit heilte bei ihm keine Wunden: Der arbeitslose Security und Sonderling soll die Verflossene auf Facebook gestalkt und bedroht haben. Zudem wird er verdächtigt, ihr die Lieblingsblumen gesprengt und das Auto zerkratzt zu haben. Mittwochabend will er sie dann „zufällig“ beim Joggen vor ihrem Haus getroffen haben. Er hatte „zufällig“ bzw. wie immer ein (Fisch-)Messer dabei. Und stach brutal zu. Silvia K. starb. In allen drei Fällen gilt für alle Männer die Unschuldsvermutung.(kor)
Bogner-Strauß: "Besser hinschauen und Verletzungen ansprechen"
ÖSTERREICH: Was tun gegen die steigenden Morde an Frauen?
Juliane Bogner-Strauß: Wir haben letztes Jahr Budget in Richtung Opfer und Gewaltschutz umgeschichtet. 2019 werden wir mehr in diese Stellen investieren. Wir haben Förderzusagen für Frauen- und Mädchenberatungsstellen gemacht.
ÖSTERREICH: Im Sommer wurden Sie für die Kürzungen bei Frauenförderungen kritisiert.
Bogner-Strauß: Es gab keine Kürzung im Gesamtbudget. Wir haben das Geld dorthin geschoben, wo es gebraucht wird. Retrospektiv wird klar, warum: Man sieht, wie viele Vergewaltigungen und Morde an Frauen es gab.
ÖSTERREICH: Soll es mehr Plätze für Gewaltopfer geben?
Bogner-Strauß: Ja, 100 neue Plätze bis 2022. In zwei Monaten haben wir das Ergebnis einer Evaluierung über den tatsächlichen Bedarf an Frauenhausplätzen.
ÖSTERREICH: Was braucht es abseits finanzieller Mittel?
Bogner-Strauß: Dass die Gesellschaft besser hinschaut und auch anspricht, wenn man wiederholt Verletzungen und blaue Flecke aufweist. Da braucht es mehr Mut und eine gezieltere Schulung des medizinischen Personals.
ÖSTERREICH: Braucht es auch härtere Strafen für Täter bei Gewalt an Frauen?
Bogner-Strauß: Bei gewissen Delikten muss man überlegen, ob es nicht härtere Strafen braucht. Ein Jahr bei Vergewaltigung ist aus meiner Sicht zu wenig.