Erstmals dringt durch, wie sich der Inzest-Vater von Amstetten selbst sieht. Bei der Befragung am Mittwoch zeigte er sich kooperativ.
"Bin kein Monster"
„Ich bin kein Monster“, sagt Josef
Fritzl – und versucht sich in seinen ersten Wortmeldungen als Lebensretter
darzustellen. Über seinen Anwalt, Rudolf Mayer, lässt Fritzl zur Zeit ein
Interview an die Öffentlichkeit spielen, in dem er sich in möglichst
günstigem Licht zeigen will. ÖSTERREICH bekam Einblick in die wichtigsten
Passagen des Gesprächs.
„Medien einseitig“
Dabei betreibt der Mann, dem
vorgeworfen wird, seine eigene Tochter 24 Jahre lang in ein Kellerverlies
gesperrt, sie vergewaltigt und sieben Kinder gezeugt zu haben, auch
Medienschelte. Die würden „total einseitig“ über ihn berichten. Dieses
Bild wolle er jetzt zurechtrücken – und dabei ist ihm jedes Mittel recht.
Gipfelpunkt der Dreistigkeit: Die 19-jährige, todkranke Kerstin, deren
Auffindung den Fall erst ins Rollen gebracht hatte, hätte ihm sogar das
Leben zu verdanken: „Ohne mich würde Kerstin nicht mehr leben“, sagt Fritzl
in dem Interview: „Ich habe ja dafür gesorgt, dass sie ins Spital kommt.“
„Alle töten können“
Und dann der
Rechtfertigungsversuch, der einem kalte Schauer über den Rücken laufen
lässt. Fritzl: „Ich hätte ja alle töten können – dann wäre nichts gewesen.
Niemand wäre mir draufgekommen.“
„Ich hätte alle töten können, dann wäre nichts passiert, säße ich jetzt nicht hier. Aber ich habe die Kerstin ins Spital gebracht.“ Dass er die 19-jährige Tochter davor ein Leben lang ins Verlies gesperrt hat, beschäftigt Josef Fritzl offenbar nicht.
Kooperationsbereit bei erster Befragung
Josef F., Tatverdächtiger
im Amstettner Inzest-Fall, hat sich bei der Befragung durch Staatsanwältin
Christiane Burkheiser am Mittwoch "kooperationsbereit" gezeigt.
Dies berichtete Gerhard Sedlacek, Sprecher der Staatsanwaltschaft St.
Pölten. Die Einvernahme habe sich primär um den persönlichen Werdegang des
73-Jährigen gedreht.
Details über den Inhalt wurden nicht bekanntgegeben. Die nächste Einvernahme werde "nicht vor zwei Wochen" durchgeführt werden, erläuterte Sedlacek.
Josf F. will sich zu Vorwürfen äußern
Die
Vernehmung durch Staatsanwältin Burkheiser wurde am Mittwoch gegen 12.00 Uhr
beendet. Sedlacek erläuterte, dass sich Josef F. "weiter
bereiterklärt" habe, "zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen".
Der 73-jährige Tatverdächtige befindet sich in der Justizanstalt St. Pölten
in Untersuchungshaft.
Haftprüfung ab Freitag
Die Opfer in dem Fall seien noch
nicht befragt worden. Dies sei noch "in weiter Ferne", betonte
Sedlacek. Die Haftprüfungsverhandlung gegen den Tatverdächtigen im
Amstettner Inzest-Fall gegen den Tatverdächtigen Josef F. findet am Freitag
statt. Dies berichtete Gerhard Sedlacek, Sprecher der Staatsanwaltschaft St.
Pölten am Dienstag. Der mutmaßliche Täter befindet sich in der
niederösterreichischen Landeshauptstadt derzeit in Untersuchungshaft, am
Freitag werde darüber entschieden, ob diese verlängert wird.
"Noch eher zurückgezogen"
Mehr als eine Woche
sitzt Fritzl bereits in der Justizanstalt St. Pölten in U-Haft. „Langsam
kehren Routine und Alltag ein“, erzählt Anstaltsleiter Oberst Günther
Mörwald. Für Österreichs bekanntesten Häftling gibt es keine besondere
Behandlung. Sein Gesundheitszustand ist stabil, das haben die Untersuchungen
durch den Anstaltsarzt und einen Psychiater ergeben. „Er ist nach wie vor in
einer Zwei-Mann-Zelle untergebracht und gewöhnt sich zunehmend an den
Gefängnisalltag.“ Fritzl verzichtet nach wie vor auf seinen einstündigen
Hofspaziergang, er sei „eher noch zurückgezogen“, weiß Gefängnischef
Mörwald. Er begnügt sich allein mit Essen, Fernsehen und Gesprächen mit
seinem Zellengenossen, einem 36-jährigen, österreichischen Gewalttäter.
Ruhiger, unauffälliger Häftling
Als "ruhigen,
unauffälligen, gefassten Häftling" beschreibt Oberst Günther
Mörwald, der Leiter der Justizanstalt St. Pölten, den 73-jährigen Josef F.
Der Mann, der seine eigene Tochter 24 Jahre in einem Verlies in Amstetten
gefangen gehalten und mit ihr sieben Kinder gezeugt haben soll, sitzt seit
Dienstag in U-Haft. Er teilt sich einen zwölf Quadratmeter großen Haftraum
mit einem zweiten Insassen und wird ansonsten von den übrigen Gefangenen
abgeschirmt.
Erhöhtes Schutzbedürfnis
"Es gibt zwar keine
konkreten Anhaltspunkte, wonach Herr F. gefährdet sein könnte. Aber
erfahrungsgemäß ist bei spektakulären Sittlichkeitsdelikten, wenn Kinder
Opfer sind, für den Beschuldigten ein erhöhtes Schutzbedürfnis gegeben",
sagte Mörwald am Mittwoch.
(c) AP
Wer hat Josef Fritzl beobachtet?
Die Polizei wandte sich mit
einem Aufruf zur Mitarbeit an die Öffentlichkeit und veröffentlichte aus
fahndungstaktischen Gründen ein Foto des Mannes: Wer hat Josef F. bei
möglichen verdächtigen Handlungen beobachtet? Hinweise bitte an den
Journaldienst des Landeskriminalamtes Niederösterreich unter der
Telefonnummer 059133/30-3333.