Die Frau bekannte sich nicht schuldig. Am Mittwoch ist zweiter Prozesstag.
Ein gezielter, tödlicher Schuss in die Brust mit einer Smith & Wesson sei die juristische Kurzfassung des Prozessstoffes, sagte Staatsanwalt Johann Fuchs. Die Geschworenen würden nach Ablauf des Beweisverfahrens entscheiden müssen, ob die Tat Mord oder Tötung auf Verlangen war.
Fuchs beleuchtete die Lebensgeschichte des seit 30 Jahren verheirateten Ehepaars. Die letzten sechs Jahre seien von Depressionen des Opfers geprägt gewesen: Der Mann verlor seine Arbeit als Bankangestellter, zunehmender Alkoholkonsum führte zu Streitereien. Bei Depressionen sei immer der nächste Angehörige der Hauptleidtragende, zeigte der Staatsanwalt Verständnis für die schwierige Situation.
Opfer hatte 3,7 Promille
Am 5. Februar hatten beide getrunken:
Bei der Frau wurden 1,5 Promille gemessen, beim Opfer 3,7 Promille. Der
55-Jährige habe im Wohnzimmer mit seiner Waffe hantiert. Als die Frau
dazukam, habe er ihr den Revolver gegeben und von ihr verlangt, ihn zu
erschießen. Der Aufforderung sei die Angeklagte nachgekommen, so Fuchs.
Vorsätzliche Tötung - also Mord - bedeute, dass sie durch die Schussabgabe
in die Brust den Tod des Opfers in Kauf genommen habe. Hingegen erfordere
die - mit geringerer Strafe bedrohte - Tötung auf Verlangen den ernsthaften
Willen des Opfers. Im vorliegenden Fall war das Opfer allerdings
vollberauscht, betonte der Staatsanwalt.
Schwerste Depressionen
Verteidiger Roland Friis stellte fest,
dass seine Mandantin immer zu ihrem Mann gehalten habe, auch in Zeiten
seiner schwersten Depressionen, nachdem der 55-Jährige, der sich aus
einfachen Verhältnissen zum Bankdirektor hochgearbeitet hätte, zum zweiten
Mal gekündigt worden war. Streit habe es deshalb gegeben, weil sie nicht
wollte, dass er sich zugrunde richtet, meinte der Anwalt. Der
Langzeitarbeitslose brach eine Psychotherapie ab und habe sich stattdessen
mit Alkohol therapiert, so Friis. Als die - erwachsene - Tochter 2008
auszog, "stürzte er noch weiter ab". Körperliche Beschwerden
wuchsen, Selbstmorddrohungen häuften sich, die seine Umgebung nicht mehr
ernst genommen habe.
Mann kaufte die Waffe
Die Waffe hatte der Mann im Herbst 2009
gekauft. Am 5. Februar habe das Unheil seinen Lauf genommen, als er den
Revolver herausnahm, den Hahn spannte und seiner ins Zimmer kommenden Frau
mit den Worten reichte, die Waffe sei nicht geladen. Seine Mandantin habe
ihrem Mann gelaubt, so Friis, und drückte ab. Im ersten Schock nach dem
Knall dachte sie, er habe einen Herzinfarkt erlitten, und schrie um Hilfe.
Ihre allererste Schilderung der Tragödie, der Mann habe gesagt "erschieß
mich, ich bin ein Versager", sei "schwallartig" im
Ausnahmezustand zustande gekommen.