Der tragische Fall des kleinen Luca, der zu Tode misshandelt wurde, nimmt eine dramatische Wendung. Einer der behandelnden Ärzte sagt aus.
Der qualvolle Tod des 17 Monate alten Luca, der am 3. November an den Folgen seiner furchtbaren Misshandlungen gestorben ist, berührt nach wie vor die Herzen der Menschen. Am Mittwochabend versammelten sich mehr als 50 Menschen am Wiener Stephansplatz, um einen stillen Protestmarsch zum Familienministerium und damit zu Ministerin Andrea Kdolsky zu machen.
Brisante Aussage
In der Sache selbst laufen alle Ermittlungen auf
Hochtouren. Besonders brisant wird wohl die Schilderung jener Ärztin, die
Luca im Juli 2007 im Krankenhaus Mödling behandelt hatte. Sie wird in den
nächsten Tagen bei der Staatsanwaltschaft Korneuburg eine Aussage machen,
die Transparenz in den Fall bringen soll.
Im ÖSTERREICH-Gespräch erinnert sie sich an ihre ersten Eindrücke. „Ich werde nie vergessen, wie sich Luca an mich klammerte. Deshalb sehe ich es als meine Bürgerpflicht, eine Aussage beim Staatsanwalt zu machen“, so die Ärztin. Um das derzeit laufende Verfahren nicht zu gefährden und sich selbst nicht zu sehr in den Fokus zu stellen, möchte sie aber noch nicht mit ihren inhaltlichen Beobachtungen an die Öffentlichkeit. Doch schon jetzt ist sicher: Die furchtbaren Bilder, die bereits durch die Medien gingen, und der Bericht, der von ihr verfasst wurde, werden die Rolle der Behörden noch einmal gehörig ins Spiel bringen. Gegen den Chef der Mödlinger Bezirkshauptmannschaft gibt es ja bereits eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs und auch gegen die Jugend-Behörden in Schwaz wird ermittelt.
Anwalt spricht von Widersprüchen. Georg Zanger, Anwalt des leiblichen Vaters von Luca, hat nun auch volle Akteneinsicht und spricht von „unglaublich vielen Widersprüchen, die sich mir darstellen“.
Nach wie vor ungeklärt ist, was nach dem Bericht des Mödlinger Krankenhauses passierte, und wer trotz Kenntnis der Missbrauchs-Bilder, die den Buben übersät mit blauen Flecken zeigten, nicht oder zu spät reagierte. Strafrechtlich gilt es aber in erster Linie zu klären, wie die Tat selbst passierte. Hauptverdächtig ist der in U-Haft sitzende Freund der Mutter, Fritz D.
Lucas Vater ist gerührt vom Lichtermeer:
ÖSTERREICH: Gestern gingen in Wien fast hundert Menschen auf die Straße, um an Ihren Sohn Luca zu erinnern. Wie fühlt sich das an?
Bernhard Haaser: Ich bin wirklich berührt, dass Luca so viele Menschen bewegt. Ich kann nur sagen: Luca, ich vermisse dich. Wir alle vermissen dich hier bei uns, hoffentlich geht es dir jetzt besser.
ÖSTERREICH: Sie haben gesagt, dass Sie einen Verein gründen wollen. Haben Sie das schon getan?
Haaser: Wir sind gerade dabei, die Statuten aufzusetzen, es ist unglaublich, wie viele Menschen mich anrufen und auch mithelfen wollen. Und wie vielen Vätern es so geht wie mir.
ÖSTERREICH: Im Zuge des Falles kam es auch zu Kritik an Ihnen: Sie hätten zu wenig getan. Wie stehen Sie dazu?
Haaser: Als ich die Flecken gesehen habe, habe ich erst mit der Mutter gesprochen und dann mit dem Jugendamt. Ich finde, es ist unfair, wenn meine Bedenken ignoriert werden und ich dann offenbar noch schuld bin.
ÖSTERREICH: Waren Sie beim Lichtermeer dabei?
Haaser: Nein, ich habe aber einen Brief geschrieben, der dort vorgelesen wurde.