Klosterneuburg

Amokläufer hatte Todesliste

23.03.2011

Strafakte & Psychogutachten verheimlicht. Pferde-Fredi tötete schon einmal.

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Der Amokläufer von Klosterneuburg war ein vorbestrafter Gewalttäter. Als 23-Jähriger brachte er einen Menschen um. Trotzdem durfte er Waffen daheim haben.

Es war ein Amoklauf mit Vorwarnung. Pferdenarr Alfred Fuchs (59) stürmte Dienstag mit zwei Maschinenpistolen in die BH in Klosterneuburg, schoss Forstamtsleiter Alexander M. mit zehn Kugeln nieder. Dann hielt er die Sekretärin Margarete B. sechs Stunden als Geisel, ehe er sich um 19.16 Uhr mit zwei Projektilen richtete.

Grund für das Blutbad: ein Schreiben an Fuchs, dass seine Pferde versteigert werden sollen. Deshalb wollte sich "Pferde-Fredi" an den drei Personen rächen, die er dafür verantwortlich machte (und die ihm mit einer 70.000 € Strafe drohten): Neben Forstamtsleiter Alexander M. standen auf seiner "Todesliste" Förster Martin A., Amtstierarzt Holger H..

Aber: Der Amoklauf hätte verhindert werden können – wenn die Behörde gewusst hätte, mit welcher tickenden Zeitbombe sie es zu tun hatte.

In Stein in Haft
Wie ÖSTER­REICH erfuhr, war der 59-jährige Fuchs ein amtsbekannter Gewalttäter, der in den 1970er-Jahren beim Stoß-Kartenspielen in Wien jemanden getötet hatte und wegen Totschlags acht Jahre in Stein in Haft saß. Seitdem hasste der 1,63-Meter-Mann alle Beamten, die für ihn "keine Menschen" waren.

Nach dem Gefängnis wanderte der aus Kaltenleutgeben stammende Elektriker nach Amerika aus, wo er von Kasino zu Kasino zog und wo er auch die halb automatischen MPs gekauft haben dürfte.

© APA/Oczeret

Die Tatwaffen - © APA/Herbert P. Oczeret

Zurück in Österreich sparte er Geld und konnte sich der Pferdezucht samt Gestüt in Wolfsgraben widmen. Dann verfiel er wieder seiner Sucht – und er verspielte alles: die Trafik, das Haus der Ehefrau, die sich scheiden ließ, und es ging zuletzt auch mit seinem Pferdeanwesen bergab.

Psycho
Auf seine alten Tage musste sich Fuchs beim Arbeitsamt in Tulln melden. Dort benahm er sich gegenüber dem Sachbearbeiter so "auffällig", dass er ihn zum Psychiater schickte. Das Gutachten wies laut ÖSTERREICH-Recherch einen gestörten Charakter aus, "der keine Angst kennt" und "ein extremes Aggressionspotenzial hat". Trotzdem hatte Fuchs mehrere Waffen daheim – ohne Anmeldung, aber die Behörden wussten davon.

Die Aggression bekamen Tierschützer vom Gut Riedenhof zu spüren. Obfrau Evelyn Popp kümmert sich um die Araber von Fuchs: "Er drohte, uns den Schädel einzuschlagen."

13 Pferde hatte Fuchs zuletzt im Stall. Seinen Liebling "Pan" erschoss er kurz vor dem Amoklauf.

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