Kremser Gemeinderat
Auch zweiter Politiker bekam anonym Pralinen!
11.02.2008
Erste heiße Spur der Polizei im Giftanschlag auf Bürgermeister Hirtzberger. Auch ein Kremser Politiker könnte vergiftete Pralinen erhalten haben.
„Ich hoffe sehr, dass es kein Spitzer ist, der das Attentat verübt hat“, sagt Alice Donabaum. Die Ehefrau von Starwinzer Martin Donabaum fragt sich, was sich derzeit alle Bewohner der kleinen Ortschaft in der Wachau fragen: Wer hatte ein Motiv, Bürgermeister Hirtzberger zu vergiften? Und vor allem: welches Motiv?
Nicht nur der feige Anschlag auf Hannes Hirtzberger verunsichert die Gemeinde: Wie jetzt bekannt wurde, erhielt auch der Kremser ÖVP-Gemeinderat Josef Deißenberger am Donnerstag Pralinen der Marke Merci von einem unbekannten Absender. Der Lokalpolitiker zeigt sich im ÖSTERREICH-Gespräch erschüttert: „Die Packung habe ich sofort an die Polizei übergeben“ (siehe Interview unten). Ob ein Zusammenhang besteht, wird derzeit ermittelt.
Gift-Praline
Wie berichtet, liegt Hannes Hirtzberger, Ortschef
von Spitz, seit Samstag in künstlichem Tiefschlaf. Er wurde vergiftet – mit
Mon Cheri-Pralinen, in die das Rattengift Strychnin injiziert worden ist.
Hirtzberger fand das tödliche Präsent zusammen mit einem Liebesgruß
Freitagabend auf der Windschutzscheibe seines schwarzen Mercedes. Samstag,
auf dem Weg in seine Kanzlei in Krems, aß der Jurist ein Bonbon – und sackte
eine Viertelstunde später zusammen. Seither liegt der 55-Jährige im
Landesklinikum Krems im Koma. Seit Montag scheint er außer Lebensgefahr.
Heiße Spur
„Wer erfolgreich ist, hat Neider“, meint Franz
Hick aus Spitz. „und Hannes hatte Erfolg – als Ortschef und Anwalt.“ Die
Polizei ermittelt in alle Richtungen. Chefinspektor Leopold Etz: „Wir wissen
jetzt, dass die Pralinen zwischen 18 und 19 Uhr auf das Auto gelegt wurden –
und haben Fingerabdrücke auf der Windschutzscheibe gefunden.“
Hier lesen Sie das Interview mit Gemeinderat Sepp Deißenberger, der per Post eine Packung "Merci" erhielt. ÖSTERREICH: Herr Deißenberger, auch Sie haben anonym Pralinen geschenkt bekommen. Was ist passiert? Sepp Deißenberger: Das war am Donnerstag. Da lag plötzlich eine Packung Merci in meinem Postkasten. Ich hab mir erst nicht viel gedacht dabei, aber als ich die Sache mit dem Hannes erfahren habe, ist mir echt schlecht geworden. ÖSTERREICH: Haben Sie gekostet von der Schokolade? Deißenberger: Nein, zum Glück nicht. Ich habe jetzt die Kriminalpolizei gerufen und die Packung abholen lassen. Ich hoffe, sie war nicht vergiftet, aber nach dem Giftanschlag bin ich mir natürlich überhaupt nicht mehr sicher. ÖSTERREICH: Könnten Sie sich vorstellen, wer Ihnen etwas antun möchte? Deißenberger: Ich habe keine Ahnung und natürlich muss man erst klären, ob etwas drinnen war. Was mich erschüttert, ist, dass so etwas bei uns gemacht wird. Ich habe echt Angst. ÖSTERREICH: Sie kennen Bürgermeister Hirtzberger. Haben Sie eine Erklärung? Deißenberger: Der Hannes und ich sind Du-Freunde und als Bürgermeister ist er überaus korrekt. Ich könnte mir nur vorstellen, dass es in seiner Funktion als Anwalt wen gibt, der ihm Schaden zufügen will.
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