Licht produziert Vitamin D. Wird dieses über die Nahrung aufgenommen, ist fehlendes Tageslicht nicht lebensbedrohlich. Im Gegensatz zu psychischen Schäden.
Jahre oder gar Jahrzehnte mussten die Opfer des Amstettener Missbrauchsfalls ohne natürliches Licht auskommen - Kann man so lange ohne Sonne existieren, ohne alleine dadurch schwere körperliche Schäden zu erleiden? So lange Vitamin D in ausreichender Menge über die Nahrung aufgenommen wird, besteht keine Lebensgefahr, erläuterte Univ. Prof. Dr. Herbert Hönigsmann, Leiter der Klinischen Abteilung für Spezielle Dermatologie und Umweltdermatosen der Meduniwien.
"Es gibt eine einzige positive Sache an den UV-Strahlen; die Bildung von Vitamin D", so der Mediziner. Diese Substanz kann durch die ultravioletten Strahlen des Typs B (UVB) in der Haut gebildet werden. Das "Sonnenvitamin" sorgt nicht nur für gesunde Knochen, sondern kann auch Krankheiten wie Osteoporose, Diabetes oder Rheuma beeinflussen. So litten laut Hönigsmann schlecht ernährte Kinder in Großbritannien durch den Nebel und die Arbeit in Bergwerken in früheren Jahrhunderten an Rachitis.
Mit dem heutigen reichhaltigen Lebensmittelangebot kann dieser Mangel an Vitamin D vermieden werden, etwa durch Milchprodukte oder Fisch, betonte der Professor. In Altersheimen wird der Gefahr durch die Verabreichung entsprechender Präparate begegnet. Auch UV-Lampen - allerdings nur solche mit dem kurzwelligen UVB-Licht, während Solarien meist UVA verwenden - können eingesetzt werden.
Eine andere Sache ist die "Winterdepression", die wohl schon jeder am eigenen Leib erfahren hat. "Das sichtbare Licht trägt zum psychischen Wohlbefinden bei", unterstrich Hönigsmann. Nicht umsonst würde man die Frühlingssonne herbeisehnen.
Menschen, die sich immer wieder gebräunt haben, besitzen laut dem Experten einen höheren Schutz, die Haut entwickelt dadurch Schutzmechanismen. Die Opfer von Amstetten besitzen einen solchen nach den Jahren im Keller nicht und laufen nun viel eher Gefahr, einen Sonnenbrand zu erleiden.