A22-Karambolage
Bundesheer räumt Fehler ein
06.02.2009
Vorgeschriebene Sicherheitsbestimmungen wurden bei der Bundesheerübung, die einen tödlichen Crash auf der A22 verursachte, nicht eingehalten.
Das Verteidigungsministerium räumte bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien Fehler rund um die Karambolage ein:
Bei Zündungen von insgesamt fünf Nebelhandgranaten auf einem Garnisonsübungsplatz unweit der A22 seien vorgeschriebene Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten worden, so Generalmajor Paul Kritsch, Leiter der Gruppe Kontrolle im Verteidigungsministerium.
Foto:
(c) APA
Er könne einen kausalen Zusammenhang zwischen den Zündungen der Nebelhandgranaten und dem Unfall auf der A22 "nicht in Abrede stellen", sagte Kritsch.
Ein Kamerabild zeigt den Nebel
bei einer Agip-Tankstelle auf der
A22, Foto (c) APA
Festzustellen hätte dies aber die zuständige Staatsanwaltschaft Korneuburg. Dort werden laut Kritsch Ermittlungen gegen zwei Bundesheer-Angehörige wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung geführt.
Rekruten eingeschüchtert?
Ob es Einschüchterungen gegen
Rekruten gegeben habe, sei noch nicht klar, so Christian Mayer, Leiter der
Abteilung Disziplinar- und Beschwerdewesen im Verteidigungsministerium.
Diesem Vorwurf gehe die parlamentarische Bundesheerbeschwerdekommission
nach, ebenso jenem der unterlassenen Hilfeleistung.
Abstand zur A22 zu gering
Die Nachtlehrvorführung wäre unter
Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen "in dieser Art" nicht
durchführbar gewesen, so Kritsch. Der Abstand, der einzuhalten gewesen wäre,
betrage 300 Meter, die Unfallstelle lag 260 Meter von jener Stelle entfernt,
wo die Zündungen erfolgten. 110 Meter war die kürzeste Distanz zur A22. Die
Aussagen der 75 Soldaten, die an der Übung teilnahmen, hätten bestätigt,
dass die künstlich erzeugte Nebelwand in Richtung einer Tankstelle gezogen
sei, die wenige Meter vom Unfallort auf der A22 entfernt liegt, erläuterte
Kritsch.
Fall wird mehrfach durchleuchtet
SPÖ-Verteidigungsminister
Norbert Darabos lässt die Causa mehrfach parallel untersuchen. Daran
arbeiten: das Militärkommando NÖ, die Gruppe Kontrolle (höchstes
Kontrollgremium im BMLVS), die Disziplinarbteilung und die
Bundesheer-Beschwerde-Kommission. Alle sind angewiesen, voll mit
Staatsanwaltschaft und Polizei zu kooperieren.
Alle Übungsplätze werden überprüft
Der
Garnisonsübungsplatz Korneuburg wurde als erste Konsequenz für Rauch
erzeugende Mittel gesperrt. Darüber hinaus hat Darabos angeordnet, dass alle
ständigen Übungsplätze des Bundesheeres in Hinblick auf die
Sicherheitsbestimmungen genauestens zu überprüfen sind. Im Bedarfsfall
müssen die Bestimmungen überarbeitet werden.