A22-Todescrash

Bundesheerübung fand zu nahe an der Autobahn statt

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Nebelgranaten des Bundesheeres lösten einen tödlichen Unfall auf der A22 aus. Die Granaten wurden im Abstand von 260 Metern gezündet.

Die tödliche Karambolage auf der Donauuferautobahn (A22) vom vergangenen Donnerstag hat am Dienstag weiter die Ermittler bei Staatsanwaltschaft und Bundesheer beschäftigt. Ein erstes Ergebnis der Untersuchungen stand am Abend fest: Die Zündung der Nebelhandgranaten ist in einem zu geringen Abstand zur A22 erfolgt.

Laut ORF Niederösterreich habe nach Angaben der Polizei und der Bundesheer-Untersuchungskommission die Zündung in einem Abstand von rund 260 Metern stattgefunden. Nach der gültigen Benützungsordnung müsste aber eine Entfernung von 300 Metern eingehalten werden. Unabhängig davon ist nach wie vor nicht geklärt, ob die Massenkarambolage tatsächlich durch das Zünden von Nebelhandgranaten verursacht worden ist.

Heer unter Dauerbeschuss
„Der Rauch war so dicht, dass wir die Hand vor den Augen nicht mehr gesehen haben. Sekunden später hat es dann gekracht.“ Immer mehr Beteiligte – bestätigen nun die Angaben jenes Grundwehrdieners, der sich bei ÖSTERREICH gemeldet und so den Skandal um die grauenhafte Karambolage mit einer Toten und sieben Verletzten ins Rollen gebracht hat.

Keine Hilfe
Die Vorwürfe wiegen schwer: Soldaten sollen bei einer Übung neben der A 22 Nebelgranaten gezündet und so den Crash ausgelöst haben. Ein Szenario, das Heeres-Spezialisten am Dienstag am Truppenübungsplatz Allentsteig nachexerzierten – mit vorerst unbekanntem Ergebnis. Zeitgleich wurde die parlamentarische Heeresbeschwerdekommission aktiv. Vorsitzender Anton Gaal: „Wir prüfen, ob es nach dem Unfall tatsächlich Befehl gegeben hat, keine Hilfe zu leisten, und ob darüber hinaus ein Redeverbot erteilt worden ist.“ Wie berichtet, wurden Grundwehrdiener von ihren Ausbildern ja „zum Schweigen über den Vorfall vergattert“.

Unverständlich
Für Gaal ist unverständlich, dass die Soldaten nach dem Unfall –angeblich auf Befehl – nicht eingegriffen haben: „Da braucht man nur die Straßenverkehrsordnung anschauen und weiß, dass man zur Ersten-Hilfe-Leistung verpflichtet ist.“ Die Ausbilder sollen sich übrigens verantwortet haben, sie hätten die Rekruten nicht der Gefahr auf der A 22 aussetzen wollen. Die verletzten Unfallopfer mussten schließlich 15 Minuten warten, bis die Rettung eintraf.

Schuldfrage
Verteidigungsminister Norbert Darabos verspricht die vollständige Aufklärung des Vorfalls und appelliert an Zeugen, wahrheitsgemäß auszusagen: „Wir wollen wissen, wer Schuld trägt. Dann wird es Konsequenzen geben.“ Bis dahin wären keine Suspendierungen geplant, es gelte die Unschuldsvermutung.

Giftig
Auch Unfallzeugen auf der nahen Autobahnraststätte bestätigen indes, vom Granatnebel eingehüllt worden zu sein. Wobei der Rauch nicht nur für Autofahrer lebensgefährlich sein kann. Heeres-Experte Bernhard Schneider bestätigt beim Einatmen „nicht unerhebliche Toxizität“.

Ähnlicher Vorfall
In der Vergangenheit gab es übrigens einen ähnlichen Vorfall, bei dem es allerdings keine Anklage gab: In der Nacht auf 21. November 2002 haben sich auf der Südautobahn (A2) zwischen Leobersdorf und Wöllersdorf Massenkarambolagen auf beiden Richtungsfahrbahnen ereignet, die durch Nebel, der in Zusammenhang mit einer militärischen Übung gestanden sein soll, ausgelöst worden sein dürfte. Drei Menschen starben, elf wurden verletzt. Die Anklage wurde zurückgezogen, nachdem die Soldaten durch ein wehrtechnisches Gutachten entlastet worden waren.

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