So fing es an

Chronologie des Falls Fritzl

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Der Fall Fritzl - Inzest und schwerer Missbrauch.

28.8.1984: Der erste Tag im Keller

Das jahrelange Schreckens-Martyrium von E. (42) beginnt mit ihrem elften Lebensjahr: Seither soll sie der mutmaßliche Täter, ihr eigener Vater, sexuell missbraucht haben. Am 28.8. setzte er dann seinen teuflischen Plan um: Der Verdächtige lockt seine Tochter in den Keller, betäubt sie und sperrt sie mit Handschellen gefesselt in einen Raum ein. Seither gilt das Mädchen als abgängig. Etwa einen Monat nach ihrem Verschwinden trifft bei den Eltern ein Brief ein, indem die 18-Jährige ersucht, nicht nach ihr zu suchen. Was keiner weiß: Für E. hat ein Alptraum begonnen, der 24 Jahre dauern wird.

19.5.1993: Baby L. wird gefunden

Am 19. Mai 1993 wird ein neun Monate altes Mädchen im Mehrparteienhaus der Familie gefunden. Dabei liegt ein Brief, aus dem hervorgeht, dass E. bereits eine Tochter und einen Sohn hat. Diese dürfte sie in den Jahren 1988 bis 1990 geboren haben. Die beiden leben seit ihrer Geburt bei der Mutter im Verlies.

Die vermeintlichen Großeltern beantragen bei der Jugendwohlfahrt Amstetten eine Adoption des gefundenen Mädchens, die rund ein Jahr später bewilligt wird. Zwischenzeitlich wird das Kind wegen eines Herzfehlers operiert.

15.12.1994: Baby M. entdeckt

Am 15. Dezember 1994 wird im Haus in Amstetten ein weiteres Kind "gefunden", ein zehn Monate altes Mädchen. Josef F. beantragt das Sorgerecht. Seit 1995 befindet sich das Mädchen in sogenannter Verwandtenpflege.

24.12.1994: Der Fluchtversuch

Eine Woche nach der Geburt gelingt E. die Flucht aus dem Verlies. Aber: Ihr Vater findet sie und steckt sie wieder in den Keller zurück.

3.8.1997: Baby A. ist da

An der gleichen Stelle wird drei Jahre später, am 3. August 1997, ein 15 Monate alter Bub "entdeckt". Auch der Bub kommt in Verwandtschaftspflege bei den vermeintlichen Großeltern. Ein Zwillingsgeschwisterchen des Buben stirbt einige Tage nach der Geburt mangels entsprechender Versorgung - die Leiche verbrennt Josef F. im hauseigenen Heizofen.

16.12.2002: Noch ein Sohn

In einem vermutlich im Jahr 2003 verfassten Brief berichtet E., am 16. Dezember 2002 einen weiteren Sohn auf die Welt gebracht zu haben.

19.4.2008: Opfer im Krankenhaus

Erste Schritte am Weg in die Freiheit gibt es für E. und drei ihrer Kinder - ein heute Fünfjähriger, ein 18-Jähriger sowie eine vermutlich 19-Jährige, im April 2008 durch einen "dramatischen Vorfall": Die junge Frau wird schwerst krank. Daraufhin drängt E. ihren Vater, die Tochter in das Spital zu bringen.

Der Verdächtige lässt sich erweichen: Am Samstag, dem 19. April 2008, wird die bewusstlose K. laut dem mutmaßlichen Täter im Wohnhaus der Großeltern in Amstetten "abgelegt" - eine Lüge, wie sich später herausstellt. Das Mädchen wird in das Landesklinikum Amstetten eingeliefert. Bei ihr findet sich ein Brief, in dem die 42-Jährige um Hilfe für ihr Kind bittet.

In den folgenden Tagen starten Medienaufrufe an die Mutter: Sie solle sich melden, um der Tochter möglicherweise das Leben zu retten. E. nimmt in ihrem Verlies einen solchen Aufruf im Fernsehen wahr und drängt ihren Vater und Peiniger, sie ins Krankenhaus zu bringen. Josef F. willigt ein und tischt dieses Mal seiner Ehefrau die Geschichte auf, dass die verschollen geglaubte Tochter plötzlich mit zwei weiteren Kindern wieder aufgetaucht ist.

26.4.2008: Täter wird verhaftet

Am 26. April 2008 werden Josef F., E. und zwei Kinder aufgrund eines Hinweises nach einem Spitalbesuch bei der vermutlich 19-Jährigen von der Polizei abgefangen. Der Mann wird in Haft genommen. Bei den Beamten dürfte E. plötzlich "ihr Fenster in die Freiheit" gesehen haben und vertraut sich schließlich den Polizisten an, wie Oberst Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LK NÖ) am Montag darauf in einer Pressekonferenz bekanntgibt.

27.4.2008: Das Verlies wird entdeckt

Einen Tag später, am 27. April, verrät Josef F. den Exekutivbeamten, wie sie in das abgesicherte Gefängnis gelangen können. Die Polizisten öffnen das Verlies: Kein Sonnenlicht dringt in die mehreren schmalen Räume, die teilweise nur etwa 1,70 Meter hoch sind. Sanitäre Einrichtungen, ein Fernseher und eine Kochnische gibt es, in zwei Zimmern Schlafgelegenheiten. Zu Beginn dürfte E. nur ein Raum zur Verfügung gestanden sein - offenbar dafür war am 31. Oktober 1978 eine "Errichtung eines unterkellerten Zubaus" genehmigt worden.

28.4.2008: Geständnis des Josef F.

Am 28. April 2008 legt der 73-jährige Josef F. ein Geständnis ab. "Er ist im Wesentlichen geständig, schwächt aber in Details ab", berichtet Chefinspektor Leopold Etz vom Landeskriminalamt Niederösterreich. Er wird ans Gericht überstellt, wo am 29. April über ihn U-Haft verhängt wird.

14.3. 2009: Der Monster-Prozess startet

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