Sensations-OP rettete Kater "Pauli" das Leben

Cyberkater: Erste Katze mit Beinen aus 3D-Drucker

03.12.2022

Nach einem schlimmen Unfall schleppte sich ''Pauli'' mit letzter Kraft nach Hause. Drei Tierärzte retteten dem Kater mit der neuartigen Methode das Leben.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

St. Pölten. Das Schicksal von Kater Pauli aus Mautern schien nach einer tragischen „Begegnung“ am Feld, vermutlich mit einem Mähdrescher, besiegelt zu sein. Das Tier verlor beide hinteren Unterschenkel und den Schwanz. „Als ich seine Verletzungen sah, hatte ich nur wenig Hoffnung“, sagt die Katzenbesitzerin Petra Pehmer-Pischinger zu ÖSTERREICH.

© TZOe Fuhrich

Besitzerin Petra Pehmer-Pischinger und Tierärztin Marlis Wiebogen-Wessely

Die 47-Jährige brachte das schwer verletzte Tier im Juni 2021 in die Tierklinik St. Pölten. „Bis vor kurzem hätte eine Katze mit derartigen Verletzungen nicht weiterleben können“, sagt Marlis Wiebogen-Wessely von der Tierklinik St. Pölten. Die auf Kleintierchirurgie spezialisierten Ärzte und Paulis Besitzerin wollten den Kater nicht aufgeben.

3D-Prothese ist in 
Österreich einzigartig

Fortschritt. „Nach einer ersten Operation, bei der die Beine versorgt wurden, wollten wir versuchen, eine Lösung zu finden, damit der Kater wieder laufen kann“, erzählt Wiebogen-Wessely. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Bettina Habenbacher von der Tierklinik St. Pölten und Nikola Katic von den Fachtierärzten Al­than­grund in Wien heckten sie einen unglaublichen Plan aus, den sie im Jänner in zwei mehrstündigen Eingriffen in die Tat umsetzten.

© TZOe Fuhrich

Pauli bekam Endo-Exo-Prothesen an den Hinterpfoten

© TZOe Fuhrich

Die neuen Beine aus Titan werden wie echt genutzt

© TZOe Fuhrich

„Bis jetzt wurde so eine Operation in Österreich noch nie durchgeführt“, so die Tierchirurgin weiter. Die Cyber-Beine, die aus einem 3D-Drucker stammen, wurden von einem russischen Tierarzt angefertigt. Für die Konstruktion wurden ihm aus Österreich die nötigen Daten zugeschickt. Vier Monate dauerte es, bis die Endo-Exoprothese aus Titan in St. Pölten ankam. „Es gab auch Probleme am Zoll“ schildert die Katzenbesitzerin Pehmer-Pischinger.

Die drei Ärzte operierten Pauli unentgeltlich

Spenden. Der Weg bis zu den zwei finalen Operationen war steinig und teuer. 11.000 Euro kosteten die Katzenbesitzerin die rund 50 Besuche in der Tierklinik. „Die Prothesen selbst wurden dann mit Spenden finanziert“, sagt Pehmer-Pischinger. Weil es der erste Eingriff dieser Art war, vollzog das Veterinärärzteteam die Operationen unentgeltlich. „Pauli geht es mittlerweile sehr gut, er kann sogar Stiegen steigen oder vom Tisch springen“, sagt die glückliche Besitzerin. „Ich bin so dankbar, dass wir alle durchgehalten haben.“

© TZOe Fuhrich

 

Bei Human-Medizin in England abgeschaut

Marlis Wiebogen-Wessely von der Tierklinik St. Pölten im Interview

ÖSTERREICH: Frau Dr. Wiebogen-Wessely, was sagen Sie zu der gelungenen Operation?

Wiebogen-Wessely: Wir sind sehr froh, dass alles gut geklappt hat und der Kater sich wieder gut fortbewegen kann. Das war unser Ziel.

ÖSTERREICH: Wie sind Sie auf diese neuartige Technik gestoßen?

Wiebogen-Wessely: Die Kleintierchirurgie ist unser Steckenpferd in St.Pölten. In England wurde die 3D-Technik bereits in der Humanmedizin eingesetzt. Mithilfe eines russischen Tierarztes haben wir nun es bei einer Katze versucht – die erste Operation dieser Art, so weit ich weiß, in unserem Sprachraum.

ÖSTERREICH: Könnte dieser Durchbruch eine neue Richtung angeben?

Wiebogen-Wessely: Solche Unfälle ereignen sich gerade in ländlichen Gebieten nicht selten. Natürlich eröffnet uns diese Methode neue Möglichkeiten. Billig sind die Prothesen und die Operationen aber nicht. Deshalb empfiehlt sich eine Tierversicherung.

Zur Vollversion des Artikels