Josef Branis

Das eiskalte Geständnis

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ÖSTERREICH liegen die ersten Einvernahmeprotokolle vor. Darin erzählt Josef Branis, wie er seine Verwandten tötete und wo er sich wochenlang versteckte.

Branis über den Hass auf seine Schwester Anna:
„Meine Schwester Anna verlangte für die Wiener Wohnung plötzlich mehr Geld, da die Medikamente für ­ihren Mann Johann so teuer wären. Es kam zu Streitereien und sie stellte mich als Kinderschänder hin. Ich habe meinen drei Töchtern nie etwas getan. Vor einem Jahr sagte ich zu Anna, dass sie für alles büßen wird. Ich habe den Entschluss gefasst, dass ich sie und ihren Mann Johann umbringen werde.“

über den minutiösen Mordplan:
„Die Waffe habe ich vor 20 Jahren von meinem Bruder Franz für 5.000 Schilling gekauft. Im Jahr 2004 habe ich sie in einem Waldstück bei Gänserndorf Süd vergraben. Im April habe ich sie wieder ausgegraben. Als ich im Mai erfahren habe, dass auch mein Bruder Franz und seine Frau Viera herumerzählten, dass ich ein Kinderschänder sei, war für mich klar, dass ich auch die beiden ermorden werde. Ich plante die Morde für den 1. Juli 2008, einen Tag nachdem ich die Wiener Wohnung räumen musste. Einige Tage zuvor habe ich 3.000 Euro behoben und zu Hause hatte ich noch Barmittel von rund 3.000 Euro. Drei Monate zuvor hatte ich eine Art Testament in den Tresor meiner Tochter gelegt.“

über das erste Blutbad:
„Am 1. Juli bin ich um 5.30 Uhr aufgestanden und mit der Schnellbahn nach Strasshof zum Haus meiner Schwester gefahren. Ich schlich mich dann zu Johann in den Garten und sagte zu ihm: ,Der Kinderschänder ist da!' Ich bedrohte ihn mit der Waffe, als er hinfiel, habe ich ihm zweimal in die Brust geschossen. Dann ging ich in den Keller, wo meine Schwester war. Ich sagte zu ihr, dass ich ihr die Schlüssel für die Wohnung geben wolle. Dann richtete ich die Pistole auf sie. Ich hab dann zweimal abgedrückt und ihr in die Brust geschossen.“

über die zweite Schreckenstat:
„Danach bin ich mit dem Rad weiter zum Wohnhaus meines Bruders Franz. Kurz vor 10 Uhr ging ich dort durch die Kellertüre ins Haus. Im Stiegenhaus wartete ich, bis die Frau ­meines Bruders, Viera, nach Haus gekommen ist. Dann sagte ich zu ihr: ,Der Kinderschänder ist da!' Ich drohte ihr mit der Pistole, Viera versuchte, nach der Waffe zu greifen. Dadurch hat sich ein Schuss gelöst, der sie aber nicht getroffen hat. Ich drängte Viera in den Keller und sie sagte mir, dass sie nichts gemacht ­habe. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht vor, dass ich sie erschießen werde. Wir gingen in den Heizraum und sie setzte sich nieder. Sie sagte nochmals, dass sie nichts gemacht habe, und daraufhin habe ich auch auf sie zweimal geschossen. Ich wollte auf Franz warten und blieb deshalb bis 14 Uhr. Nachdem es mir zu lange dauerte, nahm ich einen Werbeprospekt und schrieb darauf: ,Du bist der Nächste!' Als ich schon gehen wollte, hörte ich das Auto von Franz. Er kam durch den Keller und schrie nach seiner Frau. Als er mich gesehen hat, habe ich zu ihm gesagt: ,Der Kinderschänder ist da!' Ich drohte mit der Waffe und er konnte in die Küche flüchten. Ich schoss dann fünf- bis sechsmal in die Küche, worauf Franz herauskam und vor mir hinfiel. Daraufhin habe ich ihm einmal in den Kopf geschossen.“

über weitere Drohungen:
„Dann fuhr ich mit dem Fahrrad zum Bahnhof. Ich habe dann zwei bereits vor einer Woche zuvor verfasste Briefe in den Postkasten geworfen. Bei einem Brief handelt es sich um ein Drohschreiben an Andreas, den Sohn meines Bruders Franz und seiner Gattin Viera. Darin schrieb ich, dass Andi die Exekutionszahlungen meines anderen Bruders Johann einstellen solle und als Wiedergutmachung ihm einen Betrag von 100.000 Euro zahlen solle. Ich schrieb weiters, dass er auch dran sein werde, wenn er meine Forderung nicht befolge und dass ich ihm dann jemand schicken werde. Die Drohung war aber nicht ernst gemeint, weil An­dreas wie mein eigenes Kind für mich war. Mein Bruder Johann hat sich nämlich in den 70er-Jahren einmal Geld von unserem Bruder Franz ausgeborgt. Als er es nicht zurückzahlen konnte, zog Franz vor Gericht. Meiner Meinung nach hätte man das auch ohne Gericht regeln können.

Im zweiten Brief habe ich Johann geschrieben, dass er, wenn er die 100.000 Euro erhält, die Hälfte an meine Töchter überweisen möchte. Gleichzeitig habe ich ihm eine SIM-Karte für ein Handy übermittelt. Ich habe aber nie angerufen, weil ich wusste, dass ich dann von der Polizei schneller gefunden werde würde.“

über seine wochenlange Flucht:
„Dann bin ich mit dem Zug nach Bratislava. Die Pistole nahm ich zur Sicherheit mit, ich hatte vor, mich einer eventuellen Festnahme durch einen Selbstmord zu entziehen.

Gegen 16.30 Uhr kam ich in Bratislava an und fuhr dann nach Banska Bystrica, wo ich die Nacht in einer Pension verbrachte. Am 2. Juli bin ich dann zuerst nach Caca und später nach Zilina, wo ich die nächsten Nächte verbracht habe. Seit der Tat habe ich immer eine Perücke getragen.

Am 3. Juli bin ich mit dem Zug nach Tschechien in die Ortschaft Vsitie gefahren. Dort habe ich in einem offenen Stadel geschlafen, weil ich meine Bauchtasche verloren hatte, in der sich mein ganzes Bargeld und auch mein Personalausweis befunden hatten. Die nächsten zwei Nächte verbrachte ich im Wald in Tschechien. Ich versuchte dann am 6. Juli über einen Bekannten in der Slowakei Verbindung mit meiner Tochter aufzunehmen, weil sie mir Geld schicken sollte, und fuhr deshalb wieder nach Bratislava. Aber der Bekannte wollte mir nicht helfen. Also kaufte ich einen Schlafsack und schlief in einem Park in Bratislava. Später kehrte ich nach Tschechien zurück und versteckte meine restlichen Sachen in einem Stadel nahe der Ortschaft Lidec. Nachdem ich kein Geld mehr hatte, verkaufte ich dort meinen Laptop, den Drucker und meinen Koffer und bekam dafür 200 Euro. Die nächsten Tage blieb ich in Tschechien, habe mir ein Zelt gekauft und schlief in der Nähe der slowakischen Grenze in einem Waldstück.

Am 19. Juli fand ich dann meine Bauchtasche in einem Stadel wieder. Zum Glück waren all meine Wertgegenstände noch darin.

Am 3. August bin ich dann mit dem Zug über Breclav und Rabensburg nach Österreich eingereist. Gegen 10 Uhr kam ich am Handelskai an und errichtete dort mein Zelt. Tags darauf kaufte ich in einer Baumax-Filiale ein Fahrrad, um mobiler zu sein. Auf der Donauinsel hielt ich mich insgesamt rund eine Woche lang auf.

Am Dienstag, dem 5. August, fuhr ich dann mit dem Zug nach Strasshof und habe dort einen Brief an den Schwiegersohn meiner Schwester Anna, Hannes K., aufgegeben. Ich forderte ein Treffen mit ihm, bin aber dann nicht hingegangen.

Am Samstag, dem 9. August, habe ich Hannes K. neuerlich einen Brief übermittelt, indem ich das Schreiben persönlich in den Postkasten von Hannes eingeworfen habe. Ich forderte Hannes auf, sich mit meinen Töchtern in Verbindung zu setzen, und drohte ihm mit dem Umbringen.

Am 12. August hörte ich auf der Donauinsel jemanden sagen, dass es beim Ottensteiner Stausee in Niederösterreich einen Campingplatz gebe. Ich bin dann per Autostopp von Floridsdorf nach Lichtenfels gefahren. Dort habe ich mich am Campingplatz nicht angemeldet und habe mein Zelt dort aufgestellt. Ich verbrachte die letzten zwei Nächte dort und wurde am Donnerstag festgenommen. Ich hatte 6.130 Euro, zwei Mobiltelefone ohne SIM-Karte, die Tatwaffe samt Magazin dabei. Die Waffe trug ich immer am Körper.“

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