In dem berührenden Interview schildert Natascha Kampusch die acht Jahre ihrer Gefangenschaft.
Natascha
Kampusch über ihre Entführung
Er packte mich und
brachte mich in seinen Kastenwagen. Ich versuchte zu schreien, aber es kam
kein Laut, es war ein stummer Schrei. Er ist zu seiner Garage gefahren. Dort
hat er mich in eine blaue Decke gewickelt und ins Haus getragen. Dann hat er
mich im Verlies auf den Boden gelegt, im Finstern.
Über die ersten Tage
Er brachte mir eine Matratze, ganz
dünn, aus Schaumstoff. Als Polster hatte ich meine Jacke. Meine Schultasche
hat er mir weggenommen und meine Schuhe verbrannt. Zu Beginn musste ich
Plastiksackerl auf dem Kopf tragen, drunter Haarklammern. Die gruben sich in
meine Kopfhaut und das hat weh getan. Ich habe mir dann meine Haare gekürzt.
Als er das sah, hat er gemeint, er schneidet mir gleich eine Glatze.
Über ihre Ängste
Er brauchte eine Stunde, um das
Verlies zu öffnen, das war ein riesen Kraftaufwand. Stellen Sie sich vor,
der hätte sich etwas angetan oder wäre schwächer geworden. Der hätte das nie
wieder aufgekriegt. Ich wäre wie ein ägyptischer Pharao begraben gewesen und
später tot, wie konserviert.
Über Priklopils Wahn
Er hat mich als Arbeitstier verwendet.
Er hatte einen totalen Putzzwang und immer alles abgewischt.Ich durfte ja
nichts anfassen. Ich bin misshandelt worden, wenn ich irgendwo einen
Fingerabdruck gemacht habe, weil er hässlich auf der Oberfläche aussah. Dann
hat er mit meinem Handrücken den Abdruck weggewischt.
Über ihre Qualen
Ich habe ein paar Mal, wenn er mich zu sehr
gequält hat, versucht, nach der Polizei zu rufen. Dann hat er mich sofort
brutal gepackt, gewürgt und geschlagen. Er wollte nicht, dass ich weine. Er
hat mir mit dem Handrücken die Tränen ins Gesicht eingerieben oder mich ins
Bad gezerrt und ins Waschbecken runtergedrückt. Er hat mir das Weinen
verboten, weil er Angst hatte um seine Fliesen.