Der Ermittlungen im Massaker von Strasshof wurden bereits der Staatsanwaltschaft übergeben – mit einer diskret behandelten Überraschung.
Im Massaker von Strasshof sind die Polizeiermittlungen abgeschlossen: Der mutmaßliche Vierfachmörder Josef Branis (67) ist geständig, seinen Bruder Franz (65), seine Schwester Anna (63) und die Ehepartner von beiden erschossen zu haben. Motiv des Amoklaufs am 1. Juli: Jahrelang aufgestauter Hass in einer offenbar schrecklich zerstrittenen Familie, der eskalierte, als Branis wegen Mietrückständen aus einer Wohnung seiner Schwester delogiert wurde.
Überraschung
Der Akt wurde bereits an die zuständige
Staatsanwaltschaft Korneuburg übermittelt. Und wie aus Justizkreisen
durchdringt, bergen die Ordner eine Überraschung, von der die Kripo diskret
abgelenkt hat:
Vor seiner Verhaftung auf einem Campingplatz bei Ottenstein war Branis sechs Wochen auf der Flucht. Und während eine internationale Großfahndung nach dem Verdächtigen lief, sollen seine drei Töchter mit ihm Kontakt gehalten und für ihn auch Botendienste erledigt haben.
Straffrei
Was menschlich verständlich ist, aber im Strafgesetz
„Begünstigung“ heißt – und grundsätzlich mit bis zu zwei Jahren Haft
geahndet wird. Doch der Paragraf 299 sieht eine Ausnahme vor: Die Hilfe von
Familienangehörigen. Also ist die Justiz auch im konkreten Fall machtlos.
Insider halten noch Hausdurchsuchungen für möglich, weitere Haftbefehle aber
nicht.
Komplize
Schlechtere Karten teilt die Polizei laut Akt einem
weiteren Branis-Verwandten zu: Hannes K. (45), Schwiegersohn von zwei
Mordopfern, wurde vom mutmaßlichen Serienkiller als Mitwisser belastet und
ebenfalls in U-Haft genommen. Dessen Anwälte Michael Alber und Werner Borns
kämpfen seither beherzt darum, die schwere Beschuldigung zu erschüttern.
Ihre Trümpfe: Branis könnte aus purem Hass ein weiteres Familienmitglied vernichten wollen. Denkbar auch, dass er psychisch krank ist. Überdies habe Hannes K. der Polizei mit Infos geholfen. Nächste Haftprüfung für ihn ist am 1. September.