Ein Heurigen-Wirt und seine Gattin aus Pachfurth sind tot, der Mörder flüchtig. Die Polizei sucht einen weißen Peugeot 205.
Die etwa 2.000 Einwohner zählende Marktgemeinde Rohrau (Bezirk Bruck a.d. Leitha) ist am späten Montagabend der Schauplatz eines Blutverbrechens gewesen. Ein Heurigen-Ehepaar wurde nach der Sperrstunde in seinem Lokal erschossen, die Tochter durch ein Projektil schwer verletzt. Der Täter entkam laut Oberst Ernst Schuch, stellvertretender Leiter des Landeskriminalamtes NÖ, mit einem weißen Peugeot 205 älteren Baujahres.
Die Opfer: Christoph und Monika T.
Täter verfolgte Tochter
Zu dem Verbrechen in der
Katastralgemeinde Pachfurth war es am Montag gegen 22.50 Uhr gekommen. Die
21 Jahre alte Tamara T. und ihr gleichaltriger Freund hatten sich bereits im
Wohnbereich im ersten Stock des Hauses Dorfstraße 3 aufgehalten, als sie
Hilfeschreie und Schüsse aus dem Heurigenlokal im Erdgeschoß vernahmen, so
Schuch. Beide schauten nach und sahen einen fremden Mann südländischen Typs
mit einer Faustfeuerwaffe in der Hand. Als die 21-Jährige wieder nach oben
laufen wollte, wurde sie vom Täter verfolgt. Ein Schuss traf die junge Frau
im Stiegenaufgang in den Rücken.
Eltern starben noch am Tatort
Für die Eltern der schwer
verletzten 21-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Christoph T. (50) war von
vier Projektilen, seine Frau Monika (49) einmal getroffen worden, so Schuch.
Die Obduktion habe ergeben, dass Schüsse ins Herz in beiden Fällen tödlich
gewesen seien. Das Ehepaar starb noch am Tatort. Die Tochter wurde ins
Landesklinikum Mödling eingeliefert und operiert. Nach Auskunft des
Krankenhauses bestand keine Lebensgefahr. Der Freund der jungen Frau blieb
unverletzt.
Schwer verletzt: Tocher Tamara
Tageslosung fehlt
Als mögliches Motiv des Verbrechens gilt
Raubmord. Schuch zufolge fehlt die Tageslosung vom Pfingstmontag. Bei der
Tatwaffe habe es sich um eine Pistole gehandelt. Das - möglicherweise
ausländische - Kennzeichen des weißen Peugeot 205 sei nicht bekannt.
Täter war nicht der letzte Gast
Unklar blieb zunächst, wie
der laut Personsbeschreibung etwa 1,85 Meter große Täter von kräftiger
Statur und mit dunklen, kurzen Haaren in das Lokal gelangt war. Die
Eingangstür sei am späten Montagabend jedenfalls bereits versperrt gewesen.
Der vorerst Unbekannte könnte sich demnach durch Klopfen Zutritt verschafft
haben. Eine weitere Möglichkeit sei der Hintereingang, sagte Schuch. Dass es
sich beim Täter um den letzten Gast gehandelt hatte, werde ausgeschlossen.
Komplize möglich
Nicht ausschließen wollten die
Kriminalisten, dass ein Komplize des u.a. mit einem hellblauen T-Shirt und
dunkler Hose bekleideten Täters im Fluchtauto gewartet hatte. Der etwa 100
Meter vis a vis des Heurigenlokals geparkte Peugeot 205 war einem Nachbarn
und dem Freund von Tamara T. aufgefallen. Hinweise auf das Fahrzeug sind an
das Landeskriminalamt NÖ (Tel.: 059133/303333) erbeten.
Bewohner fassungslos
In Rohrau, Geburtsort von Joseph Haydn,
herrschte am Dienstag gleichermaßen Fassungslosigkeit wie Verunsicherung.
Das Verbrechen "kommt einer Hinrichtung gleich", sagte
Bürgermeister Herbert Speckl (V). Niemand habe auch nur annähernd eine Idee,
was hinter der Tat stecken könnte. Viele Menschen seien vor dem Haus
Dorfstraße 3 zusammengekommen. Überhaupt nicht vorstellbar sei, dass die in
der Gemeinde überaus beliebte Familie Feinde gehabt haben könnte. "Mir
fehlen die Worte", sagte Speckl. "Wer immer der Täter war",
das Verbrechen sei "unvorstellbar". In Teilen der Bevölkerung
herrsche nunmehr sogar "massive Angst".