Graf Tono Goess gestand die Tötung seines Bruders, seines Vaters und dessen zweite Ehefrau.
Familiäre Streitigkeiten waren nach Angaben des mutmaßlichen Täters das Motiv für die Bluttat am Donnerstag im Bezirk Mistelbach. Das teilte die Staatsanwaltschaft Korneuburg nach der Einvernahme des 54-Jährigen auf APA-Anfrage mit. Der Mann wurde am Freitagnachmittag in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. Die Anklagebehörde werde die U-Haft beantragen, sagte Sprecherin Doris Demler.
Streit soll am Geburtstag des Seniors eskaliert sein
Vergangene Woche feierte die Familie noch gemeinsam den 93. Geburtstag von Johann Ulrich G. Schon da soll sich ein Streit hochgeschaukelt haben, der auch mit dem Erbe des Weinbau-Unternehmens zu tun gehabt haben soll. Seit die Tochter das Land verlassen hatte und zum Islam konvertiert war, lastete die Verantwortung auf den Schultern der beiden Brüder. Doch zwischen ihnen soll es große Spannungen gegeben haben. Auch deren Verhältnis zur zweiten Frau des Seniors soll belastet gewesen sein. Angeblich soll die 87-Jährige immer wieder einen Keil zwischen die Erben von Schloss Bockfließ getrieben haben.
Geständig
Der Mann gebe die Schüsse auf die drei Familienmitglieder zu. Mithilfe einer Blutuntersuchung soll festgestellt werden, welche Substanzen der Verdächtige in sich hatte. Weiters werden Erhebungen im familiären Umfeld durchgeführt, sagte Demler. Die Staatsanwaltschaft gab ein toxikologisches, ein psychiatrisches und ein gerichtsmedizinisches Gutachten in Auftrag. Die Obduktion der Leichen soll Anfang kommender Woche durchgeführt werden.
Der Weinviertler steht unter dem Verdacht des dreifachen Mordes an seinem Bruder, dem Vater und der Stiefmutter. Laut Medienberichten soll der 54-Jährige bei der Tat nicht alkoholisiert gewesen sein, demnach wurden mit dem Schrotgewehr fünf Schüsse abgegeben. Polizei und Staatsanwaltschaft sprachen von mehreren Schüssen.
Auf diesem Schlossgut spielte sich das Familiendrama ab.
Zeugin hörte lauten Knall
Gegen 14 Uhr hörte eine Zeugin einen gewaltigen Knall: Es war ein Schuss, der an der nobelsten Adresse des Ortes abgegeben worden war – an der Schlossplatz 1 in der 1.300-Einwohner-Gemeinde Bockfließ im Weinviertel. Hier ist der Sitz der Adelsfamilie G. Die Anrainerin alarmierte sofort die Polizei, die mit einem Großaufgebot anmarschierte.
Hinter den ehrwürdigen Mauern von Schloss Bockfließ, einer alten Wehranlage im Bezirk Mistelbach, hatte sich am Donnerstag eine unfassbare Familientragödie abgespielt. Im Büro des Hauses entdeckten die Beamten drei Leichen mit Schussverletzungen. Es handelte sich um den Vater Johann Ulrich (93), die Stiefmutter Margherita (87) und den jüngeren Bruder, Ernst (52), des Schlossbesitzers. Graf Tono G. (54) hatte das Jagdgewehr, aus dem die tödlichen Schüsse abgegeben worden waren, zur Seite gelegt. Widerstandslos ließ sich der Adelige festnehmen.
Stiefmutter war oberste Katholikin
Margherita G. war eine gebürtige Gräfin. Die langjährige Präsidentin des Katholischen Familienverbandes der Erzdiözese Wien steckte viel Herzblut in das Schloss. Ernst G. war begeisterter Golfspieler und verdiente sein Geld mit verschiedenen geschäftlichen Beteiligungen, u. a. mit einem Waffengeschäft.
Zwei der Opfer: Margeritha und Johann-Ulrich sollen von Tono G. getötet worden sein.
Bewohner der Gemeinde Bockfließ schockiert
Die Bewohner des 1.300-Seelen-Ortes zeigten sich tief betroffen: „Die Familie hat sich stets sehr engagiert. Vor allem für die Kirche haben sie viel getan“, sagte eine Passantin. „Von sehr sozialen Menschen“, sprach auch eine langjährige Bekannte der Adels-Familie. Grundsätzlich hätten der mutmaßliche Todesschütze und seine Opfer eher zurückgezogen gelebt und sich nur selten „unters Volk gemischt“. Erst jüngst habe sich das Schloss etwas geöffnet.