Orkan Kyrill
Dutzende Häuser in Niederösterreich evakuiert
19.01.2007
Niederösterreich war vom Orkan "Kyrill" stark betroffen. Bei den Aufräumarbeiten wurde ein Arbeiter schwer verletzt.
Mit Windspitzen von bis zu 140 km/h ist in der Nacht von Donnertag auf Freitag der Orkan "Kyrill" auch über Niederösterreich hinweggefegt. Die höchsten Windspitzen (140 km/h) wurden dabei laut ZAMG an der Wetterstation "Leiser Berge" gemessen. Von den Sturmeinsätzen waren laut Landeswarnzentrale alle niederösterreichischen Bezirke betroffen. In Niederösterreich standen 400 Feuerwehren mit 5.000 Mann und 600 Fahrzeugen im Einsatz. Der Schwerpunkt der Einsätze konzentrierte sich vor allem auf das Waldviertel und das Mostviertel sowie auf den Zentralraum. Beschädigt wurden vor allem Gebäude und Stromleitungen.
20.000 Haushalte ohne Strom
Aufgrund von Leitungsschäden im 20
kVA- und 110 kVA-Netz waren in der Nacht rund 20.000 Haushalte ohne Strom,
insbesondere im Waldviertel und im Zentralraum. Zu Mittag waren noch 8.000
Haushalte ohne Strom, derzeit sind es noch 1.500 - 2.000. Vor allem
nördliches Waldviertel. Dazu sind laut Landeswarnzentrale in
Niederösterreich 50 bis 70 Gebäude mehr oder weniger schwer beschädigt. So
mussten in St. Georgen (St. Pölten) drei beschädigte Wohnhäuser evakuiert
werden. Weiters wurden Häuser in Krems, St. Pölten, Dürnstein, Kapelln,
Enzersdorf, Peigarten, Tulln und Bad Deutsch-Altenburg abgedeckt. Auch die
Dächer des Gymnasiums Zwettl, des Instituts der Schulschwestern und des
Feuerwehrhauses Zwettl wurden abgedeckt bzw. beschädigt.
Straßen gesperrt
Weiters wurden zahlreiche Bundes- und
Landesstraßen aufgrund herabfallender Äste und umgestürzter Bäume gesperrt.
Die Aufräum- und Sicherungsarbeiten sind voll im Gange. Alle Schnellstraßen
und Autobahnen waren am Freitag in der Früh wieder frei. Insgesamt waren
knapp über 100 Straßen (Bundes-, Landes- und Gemeindestraßen) geschlossen.
Westbahn behindert
Behinderungen gab bzw. gibt es auch auf
ÖBB-Strecken, etwa auf der Westbahn im Bereich Neulengbach/Rekawinkel, auf
der Südbahn im Bereich Neunkirchen, auf der Ostbahn im Bereich
Gramatneusiedl, auf der Franz-Josefs-Bahn im Bereich
Limberg-Maissau-Göpfritz und auf der Bahnstrecke St. Pölten - Tulln im
Bereich Traismauer. Alle gesperrten Strecken werden ab Samstag wieder
befahrbar sein, einzig die Strecke Siegmundsherberg - Gmünd wird gesperrt
bleiben.
Ein Schwerverletzter
Reparaturarbeiten nach dem Orkan Kyrill
haben Freitagvormittag einen Schwerverletzten in Dorfstetten (Bezirk Melk)
gefordert. Ein 37-Jähriger befand sich auf dem Dach eines Stallgebäudes,
dabei dürfte er auf eine Plexiglasplatte getreten sein. Diese ging zu Bruch,
der Mann stürzte aus sechs Metern auf den Betonboden. Der 37-Jährige wurde
mit dem Notarzthubschrauber Christophorus 15 ins Krankenhaus Amstetten
geflogen.
Häuser evakuiert
In St. Pölten sind während des
orkanartigen Sturms in der Nacht auf Freitag 23 Menschen aus ihren Häusern
evakuiert worden. Sie wurden nach Angaben des Magistrates inzwischen von
Verwandten und Freunden aufgenommen. Die Stadt selbst hatte als
Sofortmaßnahme Notschlafstellen in Schulen eingerichtet.
"Sturmfrei"
95 Prozent der 124.182 Pflichtschüler
waren am Freitag in Niederösterreich in der Schule. Das Gymnasium Zwettl ist
geschlossen, am Montag ist wieder regulärer Unterricht.
Forstwirtschaft stark betroffen
Schwere Schäden hat der Orkan
Kyrill in der niederösterreichischen Forstwirtschaft angerichtet, resümierte
die NÖ Landwirtschaftskammer. Im Wald- und Mostviertel habe der Sturm
zahlreiche Bäume umgeknickt, zum Teil entstanden flächenhafte Schäden. Zu
deren Behebung seien Mittel aus dem Katastrophenfonds notwendig, erläuterte
Präsident Hermann Schultes: "Das Schadholz muss rasch aufgearbeitet werden,
sonst drohen erneut massive Borkenkäferprobleme."
Allerdings sei der Schadholzanfall nicht so groß, dass die Holzmenge nicht auf dem Markt unterzubringen wäre. "Ein Holzpreisverfall ist keineswegs zu befürchten", erklärte der Landwirtschaftskammer-Chef.