Wiener Neustadt
Einweisung nach Mord aus Eifersucht
17.11.2010
Ein 28-Jährige hat einen vermeintlichen Nebenbuhler erstochen.
Wegen der vorsätzlichen Tötung seines Nachbarn in Wiener Neustadt wird ein 28-Jähriger aus Honduras in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Das ergab ein Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt am Mittwoch. Die Staatsanwaltschaft hatte die Unterbringung beantragt. Die Entscheidung ist rechtskräftig.
Unzurechnungsfähig
Der Mann habe die Tat wegen einer höhergradigen geistigen und seelischen Störung unter Einfluss eines die Zurechnungsfähigkeit ausschließenden Zustandes begangen, hieß es. Bei Zurechnungsfähigkeit wäre die Tat ein Mord gewesen, erläuterte der vorsitzende Richter des Geschworenensenats, Hans Barwitzius. Das Opfer, ein 50-jähriger HTL-Lehrer, war an 40 Messerstichen verblutet. Dem psychiatrischen Gutachten zufolge leidet der - wahnhaft eifersüchtige - 28-Jährige an Paranoia. Er hatte den Mann eines Verhältnisses mit seiner von ihm getrenntlebenden Frau verdächtigt, am 12. Mai an dessen Tür geläutet - und zugestochen.
Eifersuchtsszenen
Er bereue die Tat zutiefst und könne manchmal nicht glauben, dass er es getan habe, entschuldigte sich der 28-Jährige zu Verhandlungsbeginn bei den Angehörigen des Opfers. Der Mann, der bereits in seiner Heimat ein Kind hat, hatte die Österreicherin 2007 auf einem Kreuzfahrtschiff kennengelernt. 2008 folgte die Heirat, das in Vorarlberg lebende Paar bekam einen Sohn. Anfangs war alles "sehr harmonisch", sagte die bei ihrer Zeugenaussage tief bewegte Frau. Sie habe ihn geliebt und er sei ein sehr liebevoller Vater gewesen, aber zunehmende - grundlose - Eifersuchtsszenen trübten die Beziehung.
Auseinandersetzungen
Nach einer Auseinandersetzung widersetzte sich der Mann zwei Polizeibeamten, die er leicht verletzte. Danach übersiedelte das Paar nach Wiener Neustadt, es kam zu zwei weiteren Vorfällen: einem Angriff auf einen Security-Mann eines Lokals in Wiener Neustadt und einem weiteren gegen einen Mann, den der 28-Jährige ebenfalls verdächtigte, seiner Frau nahe zu stehen. In allen Fällen sei er betrunken gewesen, sagte der Mann heute. Kurz danach zog die Frau aus und wollte die Scheidung.
Die Trennung habe der 28-Jährige nicht akzeptiert, sprach die Staatsanwältin von ständigen Telefonanrufen - auch am 12. Mai. Am folgenden Tag hätte die Frau ihre Sachen abholen wollen. Als sie nicht mehr abhob und er durch das Fenster den 50-Jährigen ebenfalls telefonieren sah, zog der 28-Jährige, der einige Bier getrunken hatte, den Schluss, dass sein Verdacht stimme und die beiden gerade miteinander sprechen würden. Er nahm ein Küchenmesser und läutete an der Tür des Nachbarn. Er habe den Mann nicht töten wollen, beteuerte der Honduraner.