Libro-Konkurs

Entscheidung über Anklageerhebung im Herbst

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Die Entscheidung, gegen wen die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt im Zusammenhang mit dem Libro-Konkurs Anklage erheben wird, dürfte noch einige Zeit auf sich warten lassen.

Die gerichtliche Voruntersuchung ist noch nicht abgeschlossen, unter anderem sind noch zwei Gutachten ausständig. Im Justizministerium geht man davon aus, dass frühestens in sechs Wochen feststehen wird, wer vor Gericht gestellt wird, war dazu heute, Freitag, in Erfahrung zu bringen.

Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Wirtschaftskriminalität, sind nach vier Jahren abgeschlossen. Zwölf Aufsichtsräte rund um den ehemaligen Aufsichtsratspräsidenten der Libro AG, Kurt Stiassny, die ehemaligen Vorstände Andre Rettberg und Johann Knöbl sowie vier Wirtschaftsprüfer der Kanzleien Auditor und KPMG wurden von der Kripo bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt wegen Verdachtes auf Betrügerische Krida, Untreue und Bilanzfälschung angezeigt. Den Verdächtigen droht bis zu zehn Jahren Haft. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Format".

Alle betroffenen einstigen Organe der Libro-AG weisen die Darstellung der Kripo zurück. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. Die Staatsanwaltschaft ist bei ihrer Einschätzung nicht an die Anzeige gebunden, so dass nicht zwangsläufig davon auszugehen ist, dass alle Angezeigten vor Gericht gestellt werden. Denjenigen, die letzten Endes vor einem Schöffensenat landen, drohen im Fall einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft.

Bilanz soll gezielt manipuliert worden sein
Die Kripo gehe bei der Strafanzeige davon aus, dass Aufsichtsräte, Vorstände und Wirtschaftsprüfer die Libro-Bilanz 1998/99 gezielt manipuliert haben, auf deren Basis eine Sonderdividende ausgeschüttet worden war, und die als Grundlage für den Börsengang gedient hatte. Die Anleger wären damit dazu verleitet worden, unwissentlich in ein defizitäres Unternehmen zu investieren. Kurt Stiassny dazu gegenüber "Format": "Die Vorwürfe sind herbei konstruiert. Sie sind unter anderem durch zahlreiche von uns in Auftrag gegebenen Studien widerlegt."

Sollte die Anzeige vor Gericht bestehen, drohen den Beteiligten nicht nur Haftstrafen, sondern auch Schadenersatzforderungen auf Basis der Prospekthaftung. Kleinaktionäre könnten gegen Organe, Prüfer und Banken klagen.

Prominente aus Österreichs Wirtschaft
Brisant ist die Causa auch deshalb, weil mit Kurt Stiassny und Christian Novotny zwei Prominente der österreichischen Wirtschaft im Mittelpunkt der Anzeige stehen. Stiassny ist Chef der UIAG (Unternehmens Invest AG) und bereitet derzeit den Börsengang des Büromöbel-Herstellers Bene vor. Nowotny gilt als Koryphäe im Aktien-, Wirtschafts - und Handelsrecht und lehrt als Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien.

In der Anzeige heißt es laut "Format" wörtlich: " Aufgrund der vorliegenden zahlreichen Zeugenaussagen und sichergestellten Unterlagen besteht der begründete Verdacht, dass in der vorliegenden Struktur sämtliche Kontrollorgane (Wirtschaftsprüfer, Aufsichtsrat) nicht nur versagt, sondern konkret an der Verwirklichung tatbildmäßiger Erfolge mitgewirkt haben."

Auch für den einstigen Libro-Shootingstar Andre Rettberg, der wegen Verschleierung seiner Vermögensverhältnisse nach dem Konkurs bereits zu drei Jahren teilbedingter Haft (acht Monate unbedingt) verurteilt wurde, bringe die Anzeige neue Probleme.

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