Schüsse in Krems
Ermittlungen gegen Polizisten
10.08.2009
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Beamten wegen fahrlässiger Tötung.
Im Zusammenhang mit den Schüssen auf zwei jugendliche Einbrecher in einem Kremser Supermarkt wird gegen die beiden Polizeibeamten nun offiziell wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen ermittelt. Das hat der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Korneuburg, Friedrich Köhl, am Montag bekanntgegeben. Das Strafgesetzbuch sieht für dieses Delikt einen Strafrahmen von bis zu drei Jahren Haft vor.
Polizisten sprechen von Notwehr
Die Staatsanwaltschaft dürfte
noch am Montagnachmittag beim Landesgericht Korneuburg eine
Tatrekonstruktion beantragen, die Klarheit darüber bringen soll, was genau
sich am vergangenen Mittwoch in den frühen Morgenstunden in der Filiale des
Kremser Merkur-Marktes abgespielt hat. Während die Polizisten von einer
Notwehrsituation gesprochen haben, hat der angeschossene inzwischen
17-Jährige versichert, er und sein ums Leben gekommener 14-jähriger
Begleiter hätten sich zum Zeitpunkt der Schüsse auf der Flucht befunden.
Störversuche umgehen
Sollte die Tatrekonstruktion bewilligt
werden, dürfte die Justiz bestrebt sein, diese möglichst ohne Aufsehen über
die Bühne zu bringen. Vermutlich wird auch kein Termin bekanntgegeben, um
denkbare Störversuche von aufgebrachten Freunden und Bekannten des Getöteten
zu umgehen.
Auf die Frage, wie lange das Ermittlungsverfahren dauern wird, ehe feststeht, ob gegen die Polizisten Anklage erhoben oder das gegen sie gerichtete Verfahren eingestellt wird, verwies Köhl auf die nötigen Gutachten. Vor allem die Expertise des Schießsachverständigen sei "einigermaßen aufwendig". Laut Köhl ist auch davon auszugehen, dass noch einige Wochen verstreichen werden, ehe das schriftliche Gutachten des Gerichtsmediziners vorliegt.
Weitere Zeugen befragt
Derweil sind am Montag weitere Zeugen und
Auskunftspersonen zu dem Vorfall in Krems befragt worden. Im Mittelpunkt
stand dabei die Frage nach möglichen Mittätern. Die Polizei geht
hinsichtlich des Einbruchs vorerst von drei Verdächtigen aus.
Bereits befragt wurde laut Roland Scherscher vom Landespolizeikommando NÖ ein Mann, der in der Nacht der Tat mit seinem Moped samt Anhänger auf dem Merkur-Parkplatz gewesen war. Der Zeuge habe sich selbst gemeldet, jedoch keine näheren Angaben machen können.
Mündliche Anzeige gegen Florians Bruder
Der am Freitagabend
als - neben dem getöteten Florian P. (14) und dem seit Sonntag 17-jährigen
R. - mutmaßlicher Mittäter festgenommene 28-jährige Rumäne befindet sich
noch in der Justizanstalt Krems. Eine Einvernahme durch den Haftrichter
steht noch aus.
Hinsichtlich eines Falls von Körperverletzung vom Donnerstagnachmittag vor dem Merkur-Markt, in dem der Bruder von Florian P. als mutmaßlicher Täter gilt, liege eine Sachverhaltsmitteilung und eine mündliche Anzeige vor, bestätigte der Kremser Staatsanwalt Friedrich Kutschera. Der Verdächtige sei noch nicht einvernommen worden. Es dürfte davon auszugehen sein, dass die Befragung erst nach dem Begräbnis des 14-Jährigen stattfinden wird.