Killer-Keime
Erster Österreicher mit EHEC-Verdacht
01.06.2011Junger Mann in St. Pölten isoliert. Er war in Deutschland.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren enorm: Kurz nachdem der junge Mann in das Landesklinikum St. Pölten eingeliefert wurde, wurde er schon isoliert. „Es besteht der Verdacht, dass er EHEC hat“, erklärt Bernhard Jany, Sprecher der Landeskliniken-Holding.
Heftiger Durchfall
Alle weiteren Details wurden streng geheim gehalten, nur so viel: Bei seiner Einlieferung klagte der Betroffene über heftigen Durchfall, er wurde stationär aufgenommen und hatte sich zuvor mehrere Tage in Deutschland aufgehalten – möglich, dass er sich dort mit dem Keim angesteckt hat. „Es gibt einen regen Personenverkehr zwischen Deutschland und Österreich. Wir mussten immer damit rechnen, dass auf diesem Wege Infizierte zu uns kommen“, hieß es gestern aus dem Gesundheitsministerium. Frühestens heute Nachmittag kann nach einem Schnelltest gesagt werden, ob sich der junge Mann tatsächlich mit dem EHEC-Keim infiziert hat oder nicht.
Gemüseproben EHEC-frei
Bisher wurde erst bei zwei Radtouristen aus Deutschland die gefährliche Darmerkrankung festgestellt. Beide wurden in Linz behandelt und befinden sich auf dem Weg der Besserung. Ein Schauspieler, der ebenfalls mit Durchfall in das Krankenhaus eingeliefert wurde, hatte kein EHEC, wie sich einige Tage später herausstellte.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Alle bisher von Obst und Gemüse gezogenen Proben in Österreich waren EHEC-frei. 130 Lebensmittel von der Gurke bis zur Paprika waren laut Ergebnissen vom Mittwoch nicht belastet.
Zahl der Infizierten in Deutschland steigt
Allein in Hamburg und Niedersachsen gab es an einem Tag 200 Neu-Infektionen.
Diese Epidemie ist nicht in den Griff zu bekommen: Tausende Menschen in Deutschland sind schon mit dem Keim infiziert, allein in Hamburg und Niedersachsen gab es in nur 24 Stunden 200 Neu-Infektionen. Das Robert-Koch-Institut meldete am Mittwoch sogar 470 Fälle des von dem Erreger ausgelösten gefährlichen HUS-Syndroms.
Spanien will Entschädigung
Zugleich meldete sich nun auch Spanien zu Wort und verlangt Schadenersatz in Millionenhöhe. Deutsche Behörden hatten in der Vorwoche behauptet, dass EHEC über die spanische Salatgurke verbreitet werde – zu Unrecht, wie sich herausstellte. „Erreger dieser Art sind in Spanien noch nie aufgetreten“, wetterte ein Regierungsmitglied.
70 % weniger Gurken verkauft
Auch der österreichische Gemüsebauverband sprach von massiven Absatzrückgängen von 20 bis 30 Prozent. Der größte heimische Gemüsevermarkter, LGV-Frischgemüse, ließ allein am Mittwoch 200.000 Gurken vernichten. Der Gurken-Absatz in Österreich allein war um 70 % eingebrochen.