Nach einem langen gemeinsamen Leben erstach ein Ex-Briefträger seine Ehefrau.
Was sich hinter den gelben Mauern des gepflegten Hauses in der Oberen Dorfstraße 44 in Ladendorf bei Mistelbach in der Nacht zum Donnerstag abgespielt hat, war nicht nur für die Ermittler zunächst ein Rätsel. Herbert G., ein angesehener 88-jähriger Pensionist, hatte sich zuvor bei der Polizei gestellt: „Ich habe meine Frau getötet“, sagte der frühere Postbote.
Bei der Nachschau vor Ort bestätigten sich für die Beamten die Angaben des betagten mutmaßlichen Mörders: In einer Blutlache entdeckten sie die Leiche von Theresia G. Sie war mit einem Messer erstochen worden. Doch warum musste die 80-Jährige auf so grauenvolle Weise sterben?
Es handelt sich um eine Beziehungstat, gesundheitliche Gründe sollen hierbei keine Rolle gespielt haben. Wenngleich die Nachbarn erzählen, dass sich Herbert G., der stets vital und geistig fit gewesen sei, in den vergangenen Monaten immer mehr zurückgezogen habe und einen kränklichen Eindruck auf sie gemacht haben soll. Niedergeschlagen habe er zuletzt gewirkt.
Ehefrau mit einem einzigen Stich getötet
Ratlos ist auch Bürgermeister Thomas Ludwig (VP), der erst Anfang Juni im Hause der beiden war, um der Ehefrau zum runden Geburtstag zu gratulierten. „Bei dieser Familie hat keiner damit gerechnet“, sagte er: Die Tat kommt für uns überraschend, wir sind alle tief erschüttert. Die beiden sind seit Jahrzehnten im Ort ansässig, waren bestens in das Dorfleben integriert. Unsere Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen.“
Die Ehe, aus der vier Kinder hervorgegangen waren, galt als vorbildlich. Erst vor Kurzem wurde nach 60 Jahren Diamantene Hochzeit gefeiert. Von Problemen oder einem Streit haben die Nachbarn jedenfalls nichts mitbekommen.
In seinen ersten Einvernahmen hat Herbert G. die Tat erneut gestanden. Er hat seine Frau mit einem einzigen Stich getötet. Gegen 8.30 Uhr ging er zur örtlichen Polizeiinspektion und erleichterte sein Gewissen.
Der Beschuldigte wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. Die Verhängung der Untersuchungshaft – bei Mordverdacht bedingt obligatorisch – galt als wahrscheinlich. Eine Obduktion des Opfers wurde angeordnet, es gilt die Unschuldsvermutung.
Heuer bereits 16 Frauen getötet
16 Frauen sind heuer bereits in Österreich Tötungsdelikten zum Opfer gefallen. Ein 17. weibliches Opfer war ein Neugeborenes, das im Juni in Oberösterreich vermutlich von seiner Mutter in einen Teich gelegt wurde und ertrunken ist. Die erwachsenen Frauen wurden ausschließlich von Männern getötet. Sieht man von dem getöteten Baby ab, wird bei allen Tötungsdelikten nur eine Frau als mutmaßliche Täterin angeführt.
Fünf Tötungsdelikte wurden in Niederösterreich, vier in der Steiermark verübt, je drei in Kärnten, dem Burgenland sowie eines in Oberösterreich. Zwei Tötungsdelikte wurden in Tirol begangen. Im Wien starb im Jänner eine Frau durch die Hand ihres Freundes.