Jetzt geheimer Stapo-U-Ausschuss: Ex-VfGH-Präsident glaubt an Mittäter.
Offiziell scheint der Fall Kampusch, einer der größten Kriminalfälle der Zweiten Republik, geschlossen. Am Donnerstag wurde das Strafverfahren gegen fünf ermittelnde Staatsanwälte eingestellt – die ihnen vorgeworfenen schweren Versäumnisse konnten nicht bestätigt werden.
Trotzdem könnten die brisante Entführung und mögliche Ermittlungspannen der Polizei doch noch im parlamentarischen Untersuchungs-Ausschuss landen – der Vorschlag von Werner Amon (ÖVP), Obmann des ständigen Unterausschusses des Innenausschusses, stößt auf eine breite Unterstützung bei den Parteien. Erster Schritt: In einem sogenannten „Stapo-U-Ausschuss“ soll der gesamte Akt „ganz geheim“ vom Parlament untersucht werden. Und: Ex-OGH-Präsident Johann Rzeszut und Ex-Verfassungsgerichtshof-Präsident Ludwig Adamovich, beide Mitglieder der Kampusch-Evaluierungskommission des Innenministeriums, sollen in absoluter Vertraulichkeit befragt werden. Aus den Erkenntnissen könnte dann doch noch ein richtiger U-Ausschuss wachsen.
Angeblich Hinweise auf zweiten Kampusch-Täter
Adamovich kündigt im Gespräch mit ÖSTERREICH an: „Ich bin überzeugt, dieser Fall ist nicht abgeschlossen. Ich lasse mich nicht einschüchtern. Ich habe Zweifel an der Ein-Täter-Theorie.“
Ähnlich sieht das Ewald Stadler (BZÖ): „Es gibt eine Menge schwerer Hinweise, dass die Ein-Täter-Theorie nicht haltbar ist. Die Frage ist, wenn es Mittäter gab, warum sie nicht verfolgt werden und wie man es schafft, sie zu schnappen.“
Adamovich: "Bedenken gegen Ein-Täter-Theorie"
ÖSTERREICH: Sie sollen im Stapo-U-Ausschuss befragt werden ...
Ludwig Adamovich: Erste Gespräche darüber gab es bereits vor einem halben Jahr mit Herrn Amon. Aktuell ist noch niemand an mich herangetreten ...
ÖSTERREICH: Welche Zweifel äußern Sie im Fall Kampusch?
Adamovich: Für mich ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Das Problem: Wenn man etwas Substanzielles sagt, bewegt man sich im Spektrum zwischen einer Opfer-Rolle und jener, dass man sich mit jemandem anlegt. Ich lasse mich aber nicht einschüchtern. Die Befragung wird in aller Vertrautheit stattfinden. Nur so viel: Ich werde meine Bedenken und Zweifel äußern, zum Beispiel, was die Ein-Täter-Theorie betrifft.