Punktgenau zur ersten Landtagssitzung nach der Wahl schaffte Erwin Pröll am Donnerstag die vieldiskutierte Formel für Dicke ab. SP sieht es als Alibi.
Das Schreiben ist zwar schon vom 28. September, aber die Landtagssitzung war eben erst am Mittwoch und so lange wollte Landeshauptmann Erwin Pröll mit der guten Nachricht noch warten. Die vieldiskutierte „Formel für Dicke“, also jene Rechnung, nach der Landesbedienstete bei Übergewicht ihren Job verlieren, ist seit Donnerstag Geschichte. „In Zukunft ist für eine Aufnahmeentscheidung die gesundheitliche Eignung in einer Gesamtbetrachtung heranzuziehen“, so die Erklärung von VP-Klubobmann Klaus Schneeberger. Und konkret: „Das Abstellen auf ein rein rechnerisches Übergewicht hat zu unterbleiben.“ Bekannt wurde das seltsame Rechensystem im Landesdienst erst letzte Woche, als ÖSTERREICH darüber berichtete (siehe Faksimile).
Die Formel funktioniert so: Körpergröße in Zentimetern minus 100 plus 30 Prozent. Wer nach dieser Rechnung drüber war, lief Gefahr, keine Vertragsverlängerung mehr zu erhalten. Fünf Fälle wurden in Niederösterreich bekannt, die nach diesem Modell gerechnet wurden, bestätigt auch vom obersten Personalchef des Landes, Gerald Dafert. „Das wurde“, so Dafert, „seit eh und je so gemacht.“
Nach Bekanntwerden der Diskriminierung von übergewichtigen Landesbediensteten hagelte es Kritik von allen Seiten. Die SPÖ forderte einen sofortigen Stopp dieser Vorgangsweise, die Gewerkschaft öffentlicher Dienst (GÖD) schaltete gleich mehrere Betriebsräte ein.
In der Landtagssitzung ging die Debatte weiter. Die SPÖ ließ sich nicht beirren und brachte einen Antrag ein, der von FPÖ und Grüne unterstützt wurde. Aber nicht nur gegen Übergewicht, sondern auch für Mobbing-Beauftragte und Gesundheitsvorsorge in Betrieben. Die ÖVP schmetterte den Antrag ab. SPÖ-Klubobmann Hannes Weninger kurz nach der Abstimmung: „Das Aufdecken von Schicksalen hat zwar dazu geführt, dass die ÖVP aufmerksam geworden ist, aber diese Abstimmung zeigt doch, dass der Brief eine reine Alibi-Aktion ist.“
Von Barbara Haas/ÖSTERREICH