Fritzls Schwägerin über die Opfer-Familie. im ÖSTERREICH-Interview spricht sie wie es der Frau und den Kindern geht.
Die Opfer-Familie von Amstetten intern: Christine R. (64) ist die Schwägerin des Inzest-Monsters Josef Fritzl. Im ÖSTERREICH-Interview erzählt sie, wie es Fritzls Frau und seinen Kindern vor dem Sensationsprozess geht.
ÖSTERREICH: Seit gestern ist bekannt, dass Ihr Schwager auch
wegen Mordes und Sklaverei angeklagt wird. Damit droht ihm lebenslange Haft.
Was sagen Sie zur Anklage?
Christine R.: Ich find’s gut. Der
Josef darf nie wieder aus dem Gefängnis rauskommen. Wie verrückt der ist,
sieht man ja auch an seinem neuesten Plan.
ÖSTERREICH:
Nämlich?
Christine R.: Der wollte tatsächlich aus seinem
Horror-Haus mit E. Verlies in Amstetten eine Touristen-Attraktion machen –
und von Schaulustigen 10 Euro Eintritt. Komplett wahnsinnig. Das Geld sollte
die Familie kriegen. Aber natürlich haben alle diese „Geschäftsidee“
abgelehnt.
ÖSTERREICH: Ihre Schwester R. ist seit 50 Jahren
mit Josef Fritzl verheiratet und hat Unglaubliches mitgemacht. Lässt sie
sich jetzt endlich scheiden?
Christine R.: Nein. Sie hat ihn zwar
noch nie in Untersuchungshaft besucht. Aber ich glaube, ganz ist sie noch
immer nicht von ihm losgekommen, obwohl er sie vom ersten Tag an schlimmer
als einen Hund behandelt hat. Sie hat mir auch erzählt, dass sie verheiratet
bleiben möchte, damit sie 60 Prozent seiner Pension bekommt, wenn er sich im
Gefängnis umbringt oder falls ihm dort was passiert. Ich finde das
richtig. Denn die R. hat ja ihr ganzes Leben nichts von ihrem Mann gehabt
außer Prügel und Sorgen.
ÖSTERREICH: Wovon lebt
sie zurzeit?
Christine R.: R. bekommt 400 Euro Pension, weil sie
ja ein paar Jahre angemeldet gearbeitet hat – vor allem in der
Campingplatz-Kantine, die der Fritzl einmal am Mondsee hatte. Und sie
bekommt 300 Euro Sozialhilfe, aber allein ihre neue Wohnung kostet 400 Euro
Miete. Also muss sie von 10 Euro am Tag leben. Das ist auch einer der
Gründe, warum sie auf die E. sauer ist.
ÖSTERREICH: Was
hat die Tochter, die 24 Jahre eingekerkert war, mit den Finanzen der Mutter
zu tun?
Christine R.: Als die Rosi aus der Nervenklinik
Mauer-Öhling raus musste, weil es Spannungen mit E. gegeben hat, ist
erstmals nach Monaten wieder auf die Bank gegangen. Und da hat sie gesehen,
dass 3.000 Euro auf ihrem Konto waren – die Kinderbeihilfe für L., M. und
A., die ja bei ihr aufgewachsen sind, bis Fritzls Verbrechen entdeckt wurden.
ÖSTERREICH:
Aber seit 26. April lebten die drei „Lichtkinder“ mit ihrer Mama E. im
Sanatorium.
Christine R.: Genau. Deshalb hat die R. auch sofort
in der Klinik angerufen und E. von der Überweisung erzählt. Die weiß
natürlich, wie schlecht es ihrer 69-jährigen Mutter geht. Die R. hat
gehofft, dass ihre Tochter sagt: „Mama, lass gut sein, red ma net drüber.“
Aber zwei Tage später hat R. dann einen Brief vom Opferanwalt bekommen, in
dem stand, dass sie die 3.000 Euro binnen 14 Tagen an E. zu überweisen hat.
ÖSTERREICH:
Auch E. finanziell steht unter Druck.
CHRISTINE R.: In Zukunft
sicher. Aber jetzt hat sie einmal rund 60.000 Euro Beihilfe für die drei
„Kellerkinder“ nachgezahlt bekommen, und Natascha Kampusch hat ihr 25.000
Euro gespendet. In meinen Augen ist die Frist für die eigene Mutter ziemlich
hart. Die R. hat nichts. Aus dem früheren Haus durfte sie sich nur
Waschmaschine und Wäschetrockner abholen. Die Möbel für die neue Wohnung
muss sie bei der Caritas zusammenbetteln. Einkaufen geht sie in einen
SOMA-Markt, wo es billige Lebensmittel knapp vorm Ablaufdatum gibt. Die
Ernie (eine weitere Schwester von R. Anm. d. Red.) und ich helfen, wo wir
können. Aber wir haben ja selbst nicht viel.
ÖSTERREICH:
R. wird beim Prozess nicht aussagen?
Christine R.: Nein. In
meinen Augen ist das ein Fehler, weil viele glauben, sie müsste vom Wahnsinn
im Keller doch was mitbekommen haben. Aber sie hat nichts bemerkt. Und sie
geht nicht zu Gericht, weil sie sich dafür schämt.