Der sinnloseste Mord 2009 sorgt auch im neuen Jahr für Gesprächsstoff – und Empörung. Jetzt rechtfertigt sich der Schütze.
Das ganze Land erinnert sich an den Tod der Gerichtspflegerin Silvia Mestnik (42) eine Woche vor Weihnachten in Hollabrunn. Wie berichtet, war der verkrachte Künstler und Lehrer Johann P. (für den die Unschuldsvermutung gilt) ins Bezirksgericht gekommen. Mit einer geladenen Pistole und 24 Kugeln in zwei Magazinen. Und 2,26 Promille Alkohol im Blut.
Eigentlich wollte er zur Richterin Barbara P., die ihm bei der vierten Scheidung gröblich benachteiligt haben soll. Doch die Richterin war in einer Verhandlung, Johann P. traf auf Silvia Mestnik, die ihn beruhigen wollte. Die zweifache Mutter bezahlte den Mut mit dem Tod.
Vorsätzliche Tat
Nach der Bluttat jammerte der Verhaftete
gegenüber der Polizei nur, dass es ihm leid tue, die Falsche erwischt zu
haben. Und dass ihm nicht leid getan hätte, wenn es die Scheidungsrichterin
erwischt hätte. Johann P. kam hinter Gitter. Haftgrund: Verdacht auf
vorsätzlichen Mord.
Wieder ernüchtert, sieht sich der mutmaßliche Gerichts-Killer mit dem Umstand konfrontiert, dass ihn bis jetzt noch immer kein Anwalt vertreten will. Also legte der 57-Jährige sich eigenhändig eine neue Verteidigungsstrategie fest: Und so bestritt Johann P. bei seiner Einvernahme durch den U-Richter in Korneuburg jeden Vorsatz: „Ich wollte niemanden verletzten. Ich wollte nur erfahren, wo die Richterin ist. Der Schuss hat sich gelöst.“
24 Kugeln
Ansonsten verliert er nun über sein Opfer kein Wort
des Mitleids mehr. Dafür zieht er für den 16. Dezember die religiöse Karte:
„Mir ging es ums Prinzip ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn‘. Weil die Richterin
mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat, wollte ich ihr dasselbe antun
und ihr in den Fuß schießen.“ Auch hier soll es mit einem Mal keine
Tötungsabsicht mehr gegeben haben?
Experten zufolge dürfte Johann P. mit seinen Ausreden beim Prozess im Frühjahr kaum durchkommen. Der Staatsanwalt hat zur Sicherheit noch zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Ein psychiatrisches, ob Johann P. zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war, und ein chemisches – ob der Verdächtige mehr als nur Alkohol intus hatte.
Hinterbliebene fordern: "Er soll nie wieder freikommen" Die Feiertage waren für die Mestniks – Papa Ludwig sowie die Töchter Lisa und Vicky – Trauertage: „Wir haben stundenlang geweint.“ Halt gaben der Familie nur die vielen Freunde in Niederschleinz und Oma Mary, die von Wien übersiedeln und hier leben wird. Eins ist dem Witwer wichtig: „Der Täter soll nie wieder freikommen. Meine Kinder dürfen ihm nie im Leben auf der Straße begegnen.“ Mit Schaudern erinnert sich Ludwig Mestnik an eine Erzählung seiner Frau. „Der Typ hat schon lang Terror gemacht. Einmal hatte Silvia ihn am Telefon und er sagte: „Sie sind ein guter Mensch.“ Und dann erschießt er ausgerechnet sie!“ |
Spendenkonto
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Bankleitzahl 32322. Das Konto lautet auf den Namen Mestnik.