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Glanzstoff beendet Produktion in St. Pölten

18.07.2008

Die schlechten Nachrichten wurden auf einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung verkündet. 327 Menschen verlieren ihren Job.

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© www.glanzstoff.at
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Der Viskosegarnhersteller Glanzstoff Austria GmbH beendet mit Jahresende 2008 die Produktion in St. Pölten. Diese Entscheidung haben die Geschäftsführer Helmut Stalf und Dieter Kirchknopf am Freitag in einem Pressegespräch bekanntgegeben. Die behördlichen Auflagen nach einem Brand in der Abluftanlage im Jänner seien technisch-wirtschaftlich nicht umsetzbar.

Laut Stalf sind 327 Mitarbeiter (268 Arbeiter, 59 Angestellte) beim AMS angemeldet worden. Vom Auslaufen der Produktion sind dem Geschäftsführer zufolge etwa 290 Arbeitsplätze betroffen. Weil die Glanzstoff nach der Wiederaufnahme des Betriebes Ende April aus Emissionsgründen nur mit 40 Prozent der Kapazität produzieren dürfe, erwirtschafte das Unternehmen einen "ruinösen Verlust von einer Mio. Euro pro Monat".

Der Standort St. Pölten werde Holding-Sitz der Glanzstoff-Gruppe bleiben, betonten die Geschäftsführer Helmut Stalf und Dieter Kirchknopf am Freitag. Das bedeute den Erhalt von zehn bis 15 Arbeitsplätzen. Eine Standortverlegung bezeichneten die Manager als "kurzfristig nicht durchführbar".

"Dramatischer Einschnitt"
Der Brand am 10. Jänner sei ein "dramatischer Einschnitt" gewesen, sagte Glanzstoff-Geschäftsführer Helmut Stalf. Das Unternehmen habe in der Folge ein "klares Konzept für eine biologische Abluftreinigung" vorgelegt, das von den Behörden abgelehnt worden sei. Eine Berufung der Glanzstoff sei vom Unabhängigen Verwaltungssenat (UVS) abgewiesen worden.

Obwohl die Abluftsituation in den vergangenen Jahren durch umfangreiche Investitionen und technische Maßnahmen entscheidend verbessert worden sei, wäre das Unternehmen gezwungen, bis 23. Dezember 2009 die Emissionen von Schwefelkohlenstoff von 100kg/h auf 22 kg/h und von Schwefelwasserstoff von derzeit 10 kg/h auf 3,5 kg/h zu senken. Der UVS-Bescheid habe diese Werte am 2. Juli bestätigt. Dazu komme, so die Glanzstoff-Geschäftsführer, dass für die vorgelegten Pläne zur Neuerrichtung der durch den Brand zerstörten Abluftanlage ein aufwendiges, möglicherweise mehrere Jahre dauerndes Genehmigungsverfahren (IPPC) "mit ungewissem Ausgang" vorgeschrieben sei. Die aus wirtschaftlicher Sicht rasche Vollauslastung am Standort St. Pölten wäre damit auf absehbare Zeit nicht möglich.

"Allein gelassen"
"Wir geben niemandem die Schuld, aber wir müssen die Fakten zur Kenntnis nehmen", betonten Stalf und sein Geschäftsführer-Kollege Dieter Kirchknopf. Man habe sich jedoch "ziemlich allein gelassen gefühlt". Letztlich habe es "keine Alternative" gegeben - "keine andere Möglichkeit, als die Produktion auslaufen zu lassen". Die Glanzstoff habe sich "zu diesem Schritt genötigt" gefühlt.

Das Unternehmen müsse auch zur Kenntnis nehmen, "dass ein Chemieindustriestandort inmitten einer Stadt schlechte Karten hat", so Kirchknopf. "Damit endet ein Stück Industriegeschichte in St. Pölten." Der Tag sei "sehr bitter", die Situation eine "große Enttäuschung". Eingestellt wird die Produktion voraussichtlich Mitte Dezember, sagte Stalf. Bestehende Kundenverträge würden bis dahin erfüllt.

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