Rund um das Verlies gibt es zahlreiche Hohlräume, im Obergeschoss des Hauses wurde jetzt eine Art "Geheimwohnung" entdeckt.
Die Geheimwohnung dürfte Josef F. als Planungszentrale gedient haben. In der Wohnung soll er die Abläufe im Kellerverlies und den hohen Aufwand dafür geplant haben. Die Umbauten und auch die Versorgung der Tochter und ihrer Kinder wurden detailliert vorgeplant. Jedes einzelne Papier werde dort jetzt von den Ermittlern umgedreht, so Landeskriminalamtschef Polzer. Die Planungen dort begannen ebenfalls bereits schon vor 30 Jahren.
Kein Zutritt für andere
Weniger später nahm der Chefermittler das Wort "Geheimwohnung" und den Verdacht auf eine "Planungszentrale" allerdings wieder zurück: Josef F. hat in seinem Haus in Amstetten auch andere Räumlichkeiten außerhalb des Kellers exklusiv beansprucht, so Polzer. Von einem Geheimversteck könne aber keine Rede sein, betonte er. Es habe sich einfach um Räume im Haus gehandelt, zu denen F. den anderen Bewohnern keinen Zutritt gewährte.
Letzte DNA-Spuren gesichert
Diese Woche sollen in dem Verlies die Ermittlungen dahingehend beendet werden, DNA-Spuren zu sichern bzw. Dokumentationen abzuschließen. Auch dürfte es noch Hohlräume geben, die untersucht werden, berichtete Oberst Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LK NÖ) am Dienstag.
Weitere Hohlräume vermutet
Die Ermittler gehen davon aus, dass sie noch auf weitere Hohlräume stoßen werden. Sie vermuten aber nicht, in diesen dramatische Funde zu machen. Dennoch werden diese untersucht, erläuterte der Kriminalist. Polzer verwies darauf, dass in dem Keller "größte Baubewegungen" stattgefunden hätten. Auch in weiteren Fragen, etwa wie Josef F. die Familie in dem Verlies versorgt habe, werde "alles überprüft", erläuterte der Polizeioffizier.
Polzer meinte, dass sich Josef F. im Verlies eine zweite Familie aufgebaut habe. Wie mit seiner 68-jährigen Ehefrau habe er mit seiner 42-jährigen Tochter sieben Kinder gezeugt. Die Motive dazu standen allerdings nicht fest.
Weiterer Zugang entdeckt
Bereits seit dem Wochenende konzentrieren sich die Ermittler auf den eigentlichen Tatort. Wie Oberst Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamtes NÖ, am Montag ausführte, wurde ein weiterer Zugang entdeckt, der in der Folge offenbar stillgelegt wurde.
Betonklotz mit Stahltür
Dieser umfasste einen Betonklotz mit Stahl- sowie Absperrtür. Er diente als Zugang zu einem etwa 35 Quadratmeter großen Raum. Insgesamt war das Gefängnis mit acht versperrbaren Türen abgesichert, zusätzlich mit einer elektronischen Sicherung. Der ursprüngliche Zugang war so gefinkelt angelegt, dass er zuerst sogar der Spurensicherung verborgen blieb. Irgendwann dürfte er aufgrund der Schwere der Türe, die sich mit dem Boden verkeilt habe, nicht mehr zugänglich gewesen sein.
Verlies schon beim Hausbau geplant
Der Neubau des Hauses, in dem sich das Verlies befindet, wurde bereits zwischen 1978 und 1983 gebaut. Bereits bei der Planung des Hauses müsse laut Polizei beabsichtigt gewesen sein, einen Raum zu schaffen, der der Baubehörde verborgen geblieben sei. Die Idee müsse beim Tatverdächtigen Josef Fritzl bereits damals vorhanden gewesen sein.
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Schleusen und versteckte Gänge
Als Kinder auf die Welt kamen, wurde es zunehmend eng, der Verdächtige schuf Durchbrüche für die Erweiterungen. Der ursprüngliche Durchgang, erreichbar durch einen Technikschacht, dürfte zunehmend schwerer zu öffnen gewesen sein, weshalb die von den Kriminalisten vor eine Woche entdeckte Türe geschaffen wurde. Polzer verwies auf die Verzweigtheit der gesamten mit Zylinderschlössern gesicherten Kellerräume und sprach von regelrechten Schleusen. Alle Hohlräume müssen bereits vorhanden gewesen sein - denn ansonsten wäre es nicht möglich gewesen, derart große Mengen an Erde unbemerkt aus dem Haus zu schaffen.
UV-Lampe und Vitaminpräparate
Primarius Berthold Kepplinger vom neuropsychiatrischen Landesklinikum Mauer berichtete Erfreuliches zum Gesundheitszustand jener Familienmitglieder, die seit 24 Jahren bzw. seit ihrer Geburt ohne Tageslicht eingesperrt gewesen waren: Die Lichtempfindlichkeit bessere sich, ebenso das Hautkolorit und die Raumorientierung der Kinder. Die heute 42-Jährige habe von ihrem Vater verlangt, ihr und den Kindern Vitamin-D-Präparate und eine UV-Lampe in das völlig fensterlose Verlies zu bringen.
Mieter werden befragt
Die Ermittlungsarbeiten am Tatort werden in dieser Woche abgeschlossen. Weiters werden Befragungen im Umfeld des Verdächtigen geführt, verwies Prucher auf insgesamt mehr als 100 Mieter, die im Lauf der Jahre in dem Mehrparteienhaus des Verdächtigen gewohnt hatten. Es gehe darum, das Privatleben des 73-Jährigen zu rekonstruieren, Beweise zur restlosen Aufklärung des Falles zu sammeln und der Justiz ein umfangreiches Bild zu liefern.
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Heizraum-Kessel kontrolliert
Erst letzte Woche stießen die Ermittler auf neue Fakten. Im Keller des "Horror-Hauses" der Familie Fritzl in Amstetten hatte 1999 die letzte Feuerbeschau stattgefunden. Doch die Opfer, die sich in den Räumlichkeiten nebenan befunden haben mussten, wurden nicht entdeckt. Wie Hermann Gruber, Sprecher des Bürgermeisters Herbert Katzengruber am Tatort am Mittwoch betonte, sei dabei ein Kessel in einem "eigenen, abgeschlossenen" Heizraum kontrolliert worden.
Eingang zum Verlies war verstellt
Dieser habe sich außerhalb von dem Verlies befunden. Gruber erläuterte, dass der Eingang zu dem Verlies mit einem Regal verstellt gewesen sei. Die Opfer wurden damals nicht entdeckt.
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Auch Bruder von E. hatte Schlüssel
Das Verlies in dem E. die letzten 24 Jahre eingesperrt war, ist nur 1,70 Meter hoch und hatte eine Gummizelle. Keiner der Mieter des Hauses ahnte etwas von dem grausigen Geheimnis. Gegenüber der deutschen Zeitschrift "Brigitte" äußerten sich jetzt ehemalige Mieter des Hauses, dass ein Sohn von Josef F., demnach ein Bruder von E., regelmäßig im Keller unten war. Er stellte sich den Mietern als Hausmeister vor. Er habe einen Schlüssel zum Keller gehabt, um Werkzeug zu holen. Diesen aber immer wieder hermetisch abgeschlossen.
Er hat nichts mitbekommen
Auch dieser Bruder will nichts von den Vorgängen im Kellerverlies mitbekommen haben. Für die Polizei liegt das im Bereich des möglichen. Vor dem eigentlichen Verlies habe es einen großen Arbeitsraum gegeben. Josef F. verbot allen diesen Raum zu betreten, nur der eine Sohn durfte den Raum betreten. Die große Metalltür war hinter Regalen gut versteckt. Die Polizei brauchte längere Zeit, um den Eingang zu finden, obwohl sie wusste, wonach sie zu suchen hatte. Der Bruder von E. hatte aber keinen Grund zu vermuten, dass es im Keller ein Verlies geben könnte. Deswegen schließt die Polizei eine Mittäterschaft des Bruders nahezu aus.
Das war das Verlies
Auch wenn man heute nur erahnen kann, was sich in dem Keller in einem Haus in Amstetten abgespielt hat, am Montag gaben erste veröffentliche Fotos aus dem Verlies zumindest einen Eindruck, unter welch furchtbaren Umständen die 42-Jährige E. mit ihren Kindern hausen musste. Die Welt der Gefangenen erstreckte sich auf 60 Quadratmeter, ohne Licht und ohne jede Kontaktmöglichkeit nach außen.
(c) Info-Grafik, Tageszeitung ÖSTERREICH
Massive Stahlbetontüre
Versperrt war das Verlies mit einer massiven Stahlbetontüre mit Elektromotor, die nur mit einer Fernbedienung mit Zahlencode zu öffnen ist. Der Eingang war hinter einem Regal versteckt. Durch einen etwa fünf Meter langen Gang und ein Schlupfloch gelangte man in ein etwa 1,70 Meter hohes Zimmer, wo sich eine veralterte Kochmöglichkeit sowie eine Toiletten- und Duschanlage befindet.
Gespenstisches Bad
Das karge Bad mit dem alten Alibert-Schrank und einem Joghurtbecher zum Zähneputzen zeigt gespenstisch, dass hier tatsächlich einmal Menschen ihre Kindheit verbringen mussten. Kleine lächelnde Zeichentrickfiguren, offenbar selbstgemalte Sterne und ein aufgestellter Spielzeugelefant wirken angesichts des Ausmaßes des Schreckens in den Räumlichkeiten aber eher anklagend als trostspendend.
Zwei Schlafräume mit Betten
In dem Verlies sind auch zwei Schlafräume mit zwei Betten, die ebenfalls von Kinderhand mit Sternen und kleinen Zeichnungen geschmückt worden sind. Ein Fernseher mit einem Videorekorder und ein Radio waren das einzige "Fenster", das eine Welt jenseits der Kellermauern erahnen ließ.
Das Verlies in dem "Horror-Haus" in Amstetten weist eine Größe von "50 bis 60 Quadratmetern" auf.