Knalleffekt in den Ermittlungen. Geht es nach der Staatsanwaltschaft, könnte die Anklage bald auf Mord lauten. Josef Fritzl droht lebenslange Haft.
Dramatische Wende im Inzest-Fall von Amstetten, NÖ, der seit Sonntag die Welt in Atem hält. Josef Fritzl hat – wie berichtet – am Montag gestanden, ein totes Baby seiner Tochter E. im Heizkessel des Hauses verbrannt zu haben. Die genauen Umstände, unter denen das Neugeborene ums Leben kam, könnten Fritzl nun lebenslang hinter Gitter bringen. Denn wenn das Baby nach der Geburt im Sommer 1997 lebensfähig war und wegen fehlender ärztlicher Behandlung im Verlies starb, handelt es sich dabei laut Strafgesetzbuch um „Mord wegen Unterlassung“.
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Schuld an Tod von Baby?
Es gibt laut Staatsanwalt Gerhard
Sedlacek bereits einen „vagen Hinweis“, wonach der 73-Jährige eine
Mitverantwortung am Tod des Säuglings tragen könnte.
Im Interview mit ÖSTERREICH kündigt der Staatsanwalt an: „Wenn sich herausstellt, dass man das verstorbene Baby retten hätte können, wird das die Anklage sein.“ Die Liste der weiteren Vorwürfe gegen Fritzl, der seine eigene Tochter 24 Jahre lang eingesperrt hatte und sieben Kinder mit ihr zeugte, ist lang:
- Freiheitsentziehung,
- Vergewaltigung,
- Blutschande,
- Nötigung und
- gefährliche Drohung – bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
Laut Rechtssprechung richtet sich das Strafmaß immer nach dem schwersten Delikt. Sedlacek: „Bei Mord sind das zehn bis zwanzig Jahre, beziehungsweise lebenslang.“
Lesen Sie hier mehr zu der Vorstafe von Josef F.
„Emotional gebrochen“
Am Dienstag wurde am
Landesgericht St. Pölten die Untersuchungshaft über den 73-jährigen
Verdächtigen verhängt. Die nächste Haftverhandlung findet am 13. Mai statt.
Der
Beschuldigte hat bisher keine Stellungnahme abgegeben. Sein Verteidiger, Rudolf Mayer, sagte nach einem ersten Besuch bei seinem Mandanten: „Er wirkt ernst, betroffen, emotional gebrochen.“ Nun gelte es zu klären, ob Fritzl zurechnungsfähig war.
„Lieber Opa“
Auch zur Abgebrühtheit des Verdächtigen
wurden neue Details bekannt. DNA-Spuren auf einem Brief beweisen, dass
Fritzl seine gefangene Tochter immer wieder zwang, Briefe zu schreiben. In
einem davon ließ er sie zuletzt ankündigen, dass sie bald wieder freiwillig
zur Familie zurückkehren wolle. Nach außen hin gab Fritzl den „lieben Opa“,
hinter der Fassade hatte er das Verbrechen offenbar genau geplant: So kaufte
er etwa Nahrung, Kleidung und Windeln immer außerhalb von Amstetten – um
keinen Verdacht aufkommen zu lassen…