Josef Fritzl war regelmäßiger Gast in einem Linzer Bordell. Ein ehemaliger Kellner hat ihn als "pervers" und geizig in Erinnerung.
Die „Villa Ostende“ in der Eisenbahngasse 14 ist in Linz ein gut etabliertes Bordell. Die Freier-Frequenz liegt selten unter 30 Männern pro Nacht. 15 Mädchen, überwiegend zwischen 18 und 25 Jahre alt und fast alle aus früheren Ostblock-Ländern, wissen, was Männern Spaß macht – und verlangen für die entsprechende Dienstleistung zumindest 85 Euro (30 Minuten), meist aber 150 Euro (eine Stunde) und mehr.
Pornos
Zur Sache geht’s in kleinen Zimmern im ersten Stock. Zur Geschäftsanbahnung gibt es im Erdgeschoss eine Bar. Dort kostet eine Flasche Sekt 110 Euro, eine Piccolo 25 Euro und das offene Bier ist um acht Euro fast geschenkt. „Zum Anheizen“ der Gäste laufen auf mehreren Bildschirmen Pornos. Und ist ein Mann einmal heiß, lässt ihn die Rechnung kalt. „Viele haben mir die Kreditkarte rübergeschoben“, erzählt Barmann Christoph F. (38), „und gesagt: Buch’ einmal 1.000 Euro ab und wenn’s weg ist, meldest’ dich wieder.“
Unvergesslich
Sechs Jahre hat der Oberösterreicher in der „Villa Ostende“ als Kellner gearbeitet – ein Job in Sex, Saus und Braus. Und genau deshalb ist ihm ein Stammgast unvergesslich: Inzest-Vater Josef Fritzl (73). „Es gab ältere Kunden als ihn“, erzählt Insider Christoph, „zum Beispiel einen 88-Jährigen, der immer mit seinem Gehstock angeläutet hat. Aber ich habe noch nie einen geizigeren Freier als Fritzl erlebt.“
Der Kellner erinnert sich, dass der Senior aus Amstetten nie Trinkgeld gab (siehe Interview rechts). Und schließt er die Augen, fallen ihm auch noch andere Merkwürdigkeiten ein: „Er kam regelmäßig zu uns. Und auf den ersten Blick war auch nichts auszusetzen an dem Mann – korrekt gekleidet und höflich. Sobald sich aber ein Mädchen zu ihm setzte, mit dem er aufs Zimmer wollte, ist er ungut geworden.“
Angst
Schon im Barraum habe Fritzl keinen Zweifel daran gelassen, dass es ihm um Dominanz und nicht ums Vergnügen geht. Und beim Sex im ersten Stock war er gefürchtet. Beobachter Christoph dazu: „95 Prozent der Gäste sind ganz normal, drei weitere Prozent sind ein bisschen aus der Spur. Fritzl gehört zu den restlichen zwei Prozent schwer Perverser, die sicher psychisch krank sind.“ Die Folge: „Kein Mädchen wollte gern mit ihm aufs Zimmer. Zwei haben sogar dezidiert abgelehnt und auf das Geschäft verzichtet.“
Der merkwürdige Gast kam trotzdem wieder. Denn die Mädchen wechseln in der „Villa“ alle zehn Wochen.