Inzest-Fall
Josef Fritzl bleibt in U-Haft
03.06.2008
Der Tatverdächtige im Inzest-Fall in Amstetten, Josef Fritzl, bleibt in Untersuchungshaft.
Diese wurde gegen Josef Fritzl bei der Haftprüfungsverhandlung am Landesgericht St. Pölten um zwei Monate verlängert, so Franz Cutka, Sprecher des Landesgerichts St. Pölten. "Die Haftgründe liegen weiterhin vor", sagte Cutka.
Zwei Monate
Die Verteidigung habe einen Rechtsmittelverzicht
abgegeben. Die Verlängerung der Untersuchungshaft sei damit rechtskräftig,
so Cutka. Die nächste Haftprüfungsverhandlung habe binnen zwei Monaten am
Landesgericht St. Pölten stattzufinden.
Prozess erst in zwei Jahren
Weil Inzest-Monster Josef Fritzl (74)
nicht nur wegen Vergewaltigung, Blutschande und Freiheitsentzug, sondern
auch wegen Mordes (an einem Neugeborenen) angeklagt werden soll, sind
Einvernahmen seiner Verlies-Opfer als Zeugen unumgänglich. Allen voran:
Tochter Elisabeth (42), die von ihrem Vater 24 Jahre in einen Keller
gesperrt und missbraucht wurde.
Rücksicht
Das Problem: Die Betroffenen sind seelisch so
schwer verletzt, dass die Polizei nicht gezielt ermitteln kann. „Die Ärzte
bestimmen wann die Familie einvernahmefähig ist“, erklärt Opferanwalt
Christoph Herbst. Und Kripo-Chef Oberst Franz Polzer bestätigt: „Die
Staatsanwaltschaft macht keinen Zeitdruck. Und bei unseren Gesprächen mit
der Familie wird vermutlich auch immer ein Psychiater dabei sein.“
Kein Schlupfloch
So verständlich die Rücksicht, so groß die
damit verbundene Bremswirkung. Und weil die Fahnder ihrem Fang Josef Fritzl
in diesem Jahrhundertfall nicht das kleinste Schlupfloch lassen wollen (auch
die vier Schwestern Elisabeths sollen etwa zu Inzest befragt werden), steht
das Zeitfenster bis zur Erhebung der Anklage weit offen. Insider rechnen
erst in zwei Jahren mit einem Prozess – vermutlich unter Ausschluss der
Öffentlichkeit.
Briefe
U-Häftling Fritzl verlässt seine Zelle in der
Justizanstalt St. Pölten noch immer nur zu Einvernahmen, nie aber für
Spaziergänge im Hof: „Dabei gab es bisher keine Anfeindungen“, weiß
Gefängnischef Günther Mörwald. Nur eine Zeitungsente: Das „Keller-Monster
hat 200 Brieffreunde in aller Welt“ schrieb ein Gratisblatt. Tatsächlich
bekam Fritzl bisher „nicht mehr als 20 Zuschriften“ (Mörwald) – und die
enthielten überwiegend Drohungen.
Besserung
Seinen Opfern in der Nervenklinik Mauer-Öhling geht
es zunehmend besser. Elisabeth Fritzl und ihre Kinder Stefan (18) und Felix
(5) unternehmen täglich Spaziergänge im Gelände – einzeln und von Securitys
in Zivil (einer vorn, zwei dahinter) bewacht. Denn noch immer lauern
Paparazzi.