Misshandlungs-Fall

Luca-Prozess - Das war Tag 1

25.09.2008

Der Freund der Kindesmutter vom kleinen Luca stand am Donnerstag vor Gericht. Er bekannte sich als nicht schuldig.

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© APA
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Das Martyrium des im vergangenen November zu Tode misshandelten kleinen Luca wird am Landesgericht Korneuburg aufgerollt: Dem 24-jährigen Freund der Mutter wirft die Anklage schweren sexuellen Missbrauch von Unmündigen vor. Die Staatsanwaltschaft wird überdies die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragen.

"Liebe Kinder über alles"
Der Angeklagte bekannte sich am Anfang des Prozesses nicht schuldig. "Ich liebe Kinder über alles", wies er von sich, dem Kleinkind etwas angetan zu haben. Über seine Beziehung zur Kindsmutter: "Wir liebten uns. Wir wollten heiraten."

Es geht "nur" um sexuellen Missbrauch
Die Staatsanwältin trug den Geschworenen die - in ihren Details grauenhafte - Anklage in kurzer Form vor. Sie sprach von einem "tragischen Vorfall", den wohl alle aus den Medien kennen, stellte zugleich aber klar, dass es in diesem Prozess nicht um Kindesmisshandlung, sondern sexuellen Missbrauch gehe: Alles, was (an Verletzungen) vor dem 1. November 2007 stattgefunden habe, sei nicht Gegenstand der Verhandlung.

Schütteltrauma durch Analverkehr
Der Staatsanwältin zufolge habe der Mann dem Kleinkind an jenem Tag in seinem Haus durch Analverkehr ein Schütteltrauma zugefügt, das zu einer Hirnschwellung führte. Zwei Tage später war Luca tot.

Keine eindeutigen Beweise
Weiser verwies darauf, dass der Beschuldigte im Lauf des Ermittlungsverfahrens vier verschiedene Versionen des Geschehens erzählte. Für die Tat gebe es aber eindeutige Beweise.

Was an dem Abend geschah
Der Angeklagte schilderte die Geschehnisse folgendermassen: Weil Luca "müde wirkte", habe er ihn dann nochmals ins Bettchen niedergelegt, sagte der Beschuldigte. Beim "Vorbeigehen" sah er dann, dass dem Buben "Blut aus dem Mundwinkel rann. Im nächsten Moment verdrehte er die Augen und begann zu krampfen, wurde steif ..." - worauf er das Kind, ohne es zu schütteln, sofort hinauf zu seiner Lebensgefährtin getragen habe. Die Tirolerin schüttete ihrem bewusstlosen Kind kaltes Wasser ins Gesicht, es kam aber nicht zu sich. Während sie nach seiner in ihrem Zimmer aufhältigen jüngeren Schwester rief, die die Rettung verständigte, habe er mit der Mund-zu-Mund-Beatmung begonnen.

Diese Darstellung sei die ursprüngliche Variante, die er angegeben hatte.

DNA-Spur am Strampelanzug
Dem widersprach Ingrid Weber, die Verteidigerin des 24-Jährigen. Eine DNA-Spur sei einzig am Strampelanzug und an der Strumpfhose des Opfers gefunden worden, wohin sie auch beim Wickeln gekommen sein könnte. Das Alter der Spuren war nicht zu bestimmen. Der Analabstrich zeigte zwar männliche Spuren, aber nicht zuordenbar.

Ihr Mandant, gelernter Tischler, sei unbescholten und ein fleißiger Bursche, der viel gearbeitet habe. Die schreckliche Tat, die ihm angelastet werde, mache ihm schwer zu schaffen. Die Anwältin sah auch kein Motiv: Es ergebe keinen Sinn für eine derartige Vorgangsweise in einem Haus, in dem sich zu diesem Zeitpunkt mehrere Menschen befunden hatten.

Leiblicher Vater erzürnt
Der Privatbeteiligtenvertreter des leiblichen Vaters, der Linzer Rechtsanwalt Christian Fischer, sprach von einer abscheulichen Tat. Er verzichtete darauf auszuführen, was Bernhard Haaser alles getan habe, um das Leid und den Tod seines Sohnes aufzuklären.

Kindesmutter ebenfalls mit Anwalt
Für die - ebenfalls privatbeteiligte - Kindesmutter seien die vergangenen Monate, in denen sie in der Öffentlichkeit "unberechtigt Misshandlungsvorwürfen ausgesetzt" war, nicht leicht gewesen, erklärte deren Anwalt. Die Tirolerin, damals Mutter zweier kleiner Buben, habe sich in den Angeklagten verliebt, der sich ihr Vertrauen erschlich und auch von Jugendbehörden als ruhig und besonnen eingeschätzt worden sei - welche Abgründe in ihm waren, konnte niemand ahnen.

Luca starb an Folgen eines Gehirnödems
Luca war Anfang November 2007 im Alter von 17 Monaten einen Tag nach seiner Einlieferung im Wiener SMZ Ost den Folgen eines Gehirnödems erlegen. Noch am selben Tag wurde der Tatverdächtige festgenommen - kurzfristig auch seine aus Tirol stammende Lebensgefährtin, die Kindesmutter (22). Nach damaligen Polizeiangaben waren dem Opfer zumindest in den vier Monaten zuvor schwere Blessuren zugefügt worden. Der mutmaßliche Täter bestritt, Luca etwas angetan zu haben.

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