Fotos beweisen

Luca von blauen Flecken übersät

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Die Tiroler Jugendwohlfahrt hat die Fotos vom misshandelten Luca gesehen und nicht reagiert. Familienministerin Kdolsky sieht sich immer heftigerer Kritik ausgesetzt.

Der tragische Tod des 17 Monate alten Luca beschäftigt nun auch die Innsbrucker Staatsanwaltschaft. Die Tiroler Jugendwohlfahrt, der schwere Versäumnisse von seiten des Krankenhauses vorgeworfen wird, gesteht Fehler ein. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Innsbruck gegen sie. Es wird geprüft, ob die Behörde in Tirol "ordentlich gearbeitet hat".

Kritik an Familienministerin Kdolsky
Vonseiten der SPÖ wird Kdolskys "Mininovelle" des Jugendwohlfahrtsgesetzes angekreidet. "Es fehlen nach wie vor der Rechtsanspruch auf die Leistungen der Jugendwohlfahrt und es fehlt eine Vereinheitlichung der Verwaltungspraxis", kritisierte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina Kdolsky. Die Ministerin habe bei der Jugendwohlfahrt einen "großen Entwurf angekündigt und gekommen ist dann eine kleine Mininovelle". Für die nun geplante, größere Novelle sei es "hoch an der Zeit".

Für BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz beweisen die "fast schon menschenverachtenden Äußerungen von VP-Familienministerin Kdolsky" in der ORF-Diskussion am Donnerstag "in tragischer Art und Weise, dass Kdolsky weder einen blassen Schimmer, noch Fingerspitzengefühl und schon gar kein Herz für die Sicherheit in unseren Familien im Land hat".

Den Rücktritt von Ministerin Kdolsky sowie des Tiroler Soziallandesrates Hannes Gschwentner fordert "Resistance for Peace". Die NGO hatte vergangene Woche Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien gegen die Jugendwohlfahrten Mödling und Schwaz eingebracht. Kdolskys Auftritt bei der ORF-Diskussion sei "pietätlos und skandalös" gewesen

Schreckliche Misshandlungsbilder aufgetaucht
Wegen des tragischen Tods des kleinen Luca ist die Diskussion über die Jugendwohlfahrt in vollem Gange. Verschärft wird die Diskussion nun durch das Auftauchen der Bilder des mit blauen Flecken übersäten Luca.

Diese Bilder wurden im Krankenhaus gemacht, das Spital leitete die Dokumente über das Leiden weiter an die Jugendämter, aber diese handelten nicht. Im "Runden Tisch" des ORF diskutierten Experten über den Fall und seine Folgen - lesen Sie hier mehr dazu

Wie qualvoll das Leiden des kleinen Luca, der am 3. November an seinen Misshandlungen starb, tatsächlich war, zeigen jetzt Bilder, die am Donnerstag auftauchten. Luca ist darauf zu sehen, sein Gesäß übersäht mit Hämatomen, das Gesicht zeigt eindeutige Folgen von Misshandlungen. Die Bilder stammen vom Krankenhausaufenthalt in Mödling im Juli 2007.

"Fahrlässige Körperverletzung"
Georg Zanger, Anwalt des leiblichen Vaters von Luca, reicht es: Gegenüber der Tageszeitung ÖSTERREICH sagt er in der Freitag-Ausgabe: „Das ist unglaublich. Es ist unfassbar, dass Ärzte, die das offenbar dokumentiert haben hinschauen und Behörden einfach wegsehen“, ist Zanger persönlich erschüttert. Juristisch wird jetzt gehandelt, am Donnerstag wurde Anzeige gegen die beiden zuständigen Behörden in Mödling und Schwaz eingebracht. Zangers Vorwürfe: „Fahrlässige Körperverletzung, unterlassene Hilfeleistung und auch Mitverantwortung am Totschlag“, so Zanger. Nachsatz: „Es ist völlig schleierhaft, warum man das Kind der Mutter damals nicht abgenommen hat.“

Mutter mit Luca an Innsbrucker Klinik überstellt
Nach der Untersuchung Lucas im Krankenhaus in Mödling sollte ein Ausfolgeverbot geltend gemacht werden. Die Mutter aber bat die Klinik, nach Innsbruck überstellt zu werden. Da man zu diesem Zeitpunkt davon ausging, dass die Gefahr nicht von der Mutter ausging, wurde dies bewilligt. In Innsbruck wurde in einer so genannten Kinderschutzgruppe über den Fall beraten. Es bestand kein Verdacht auf schwere Misshandlung, deshalb wurde Luca der Mutter unter Auflagen und mit Unterstützung bei der Erziehung wieder übergeben. Sie entzog sich dann aber dem Einfluss der Behörden.

Informationen gingen verloren
Da man in Mödling sehr wohl schwere Misshandlungen festgestellt hat, stellt sich die Frage, wo diese Information verloren ging.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Behörden schauten weg

Behörden schauten weg
Damit kommen jene Behörden, die sich bis jetzt gegen alle Vorwürfe gewehrt hatten, noch mehr unter Druck. In der ORF-Diskussionssendung Im Zentrum am Sonntag versicherte Hannes Gschwentner, Tirols Soziallandesrat, noch, dass „meine Behörde alles getan hat, alles überprüft hat und keinen Fehler gemacht hat.“ Nach diesen Bild-Dokumenten stellt sich Anwalt Zanger allerdings die Frage, wer wann wie weggeschaut hat. „Es ist undenkbar, dass die Mutter diese Verletzungen nicht gesehen hat, es ist vielmehr denkbar, dass sie aktiv dabei war.“

Behören wußten angeblich nichts von den Bildern
Die Jugendbehörden beider Bundesländer wollen von diesen Bildern allerdings nichts gewusst haben und stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, dass die Kontrollen der Mutter ausreichend waren. Einer, der das Wort „ausreichend“ nicht mehr hören kann, ist Lucas Vater, der beim Anblick der Bilder gestern mit tränenerstickter Stimme meinte: „So hat er doch in Innsbruck auch ausgesehen, das habe ich auch gemeldet, Es ist eben nichts passiert.“
Passiert ist es erst am 3. November, als Luca nach einem viermonatigen Martyrium stirbt. „Eindeutiges Fremdverschulden“, sagt die Obduktion. Noch immer in U-Haft: Der mutmaßliche Täter Fritz D., neuer Freund der Mutter. Noch immer frei: Melanie G., die Mutter selbst. Jene Mutter, die nie etwas gesehen haben will.

 

Interview mit dem Anwalt des leiblichen Vaters:

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu den jetzt aufgetauchten Bildern?

Georg Zanger: Es ist unfassbar. Diese Bilder zeigen eindeutig Folgen von Misshandlungen und man hat diese sogar dokumentiert. Dass das Kind der Mutter nicht sofort weggenommen wurde, ist ungalublich.

ÖSTERREICH: Was werden Sie jetzt machen als Anwalt des leiblichen Vaters von Luca?

Zanger: Ich habe gestern die beiden Jugendwohlfahrtsbehörden in Mödling und in Schwaz angezeigt.

ÖSTERREICH: Was werfen Sie den Behörden konkret vor?

Zanger: Drei Punkte: Unterlassene Hilfeleistung, fahrlässige Körperverletzung bzw. die Mitverantwortung daran und auch die Mitverantwortung am Totschlag.

ÖSTERREICH: Das sind harte Anschuldigungen. Liegen dafür genug Beweise vor?

Zanger: Sowohl die Sozialarbeiter, als auch die Psychologen tragen Mitschuld an den weiteren Misshandlungen.

ÖSTERREICH: Sie hatten einen Termin bei der Tiroler Jugendwohlfahrt. Wie lief der ?

Zanger: Mir wurde die Akteneinsicht verwehrt. Kein Wunder, wenn ich mir die Bilder ansehe.

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